Operations heute und morgen, Teil 3: Virtualisierung und Containerisierung

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Als logische Konsequenz aus der schnellen und einfachen Verfügbarkeit virtueller Hardware vollzog sich schnell der nächste Evolutionsschritt: SaaS – Software as a Service. Jede Firma hat Bedarf an mehreren der typischen Basisdiensten wie E-Mail, Wiki oder Issue Tracker, die aber nicht den Kern des Geschäfts ausmachen. Statt also eigene E-Mail-Server auf virtueller Hardware zu betreiben und damit weiterhin für große Teile des Betriebs selbst verantwortlich zu sein, bietet es sich viel eher an, einen Cloud-Dienst wie Google Apps, Confluence oder Trello als Dienstleistung einzukaufen.

Der Vorteil liegt auf der Hand: Skalierung, Wartung, Betrieb und Weiterentwicklung der Dienste obliegen dem jeweiligen Anbieter, binden keine internen Ressourcen und sind finanziell gut planbar. Das gilt selbst für die Anbieter. Sie können von Skaleneffekten profitieren – IaaS spielt auch hier eine wichtige Rolle – und ihre Dienste dadurch vergleichsweise günstig anbieten und schnell weiterentwickeln.

Doch nicht in jeder Situation ist ein extern gehostetes Angebot möglich oder wünschenswert. Sei es aus rechtlichen oder politischen Gründen, Sicherheits- oder Verfügbarkeitserwägungen – auf absehbare Zeit werden über das Internet angebotene Dienste eigene Rechenzentren nicht komplett ablösen. Doch warum sollte man in solchen Fällen nicht auch "in-house" von Erfahrungen und Techniken profitieren, die Cloud-Anbieter für den Betrieb ihrer öffentlichen Plattformen einsetzen.

Ursprünglich von Rackspace für den eigenen Bedarf entwickelt und später als Open Source freigegeben, hat sich das inzwischen industrieweit unterstützte OpenStack zur De-facto-Plattform für private Clouds entwickelt.

Es besteht aus einer Reihe von Einzelprojekten, die im Halbjahrestakt unter einem wohlklingenden Release-Namen gemeinsam veröffentlicht werden und Hand in Hand zusammenspielen, um alle Facetten einer komplett virtualisierten Infrastruktur zu verwalten. Dazu gehören als wichtigste Komponenten "Nova", das sich um den Lebenszyklus virtueller Maschinen kümmert, und "Neutron", das als SDN (Software Defined Network) virtuelle Switches, Router, Gateways, DHCP Server et cetera verwaltet.

Darüber hinaus stehen mit Cinder, Glance, Ceilometer, Keystone und Horizon weitere Bausteine bereit, die Volumes und Disk-Images bereitstellen, statistische Nutzungsdaten erfassen, User und Mandanten verwalten sowie eine Self-Service-Weboberfläche liefern. Eine vollständige Liste würde den Rahmen sprengen – sie umfasst eine Menge weiterer Dienste, von der SQL-Datenbank bis hin zu Firewalls und Lastverteilern. Unterstützt wird eine Vielzahl von Hypervisor-Plattformen, darunter neben KVM und Xen auch vSphere und Hyper-V, sowie unterschiedliche Storage und Netzwerktechniken.

So ausgerüstet skaliert OpenStack von einer Handvoll Servern bis hin zu Farmen mit tausenden Maschinen. Beim Aufbau einer Private Cloud mit OpenStack lohnt es sich, von Anfang an auf Automatisierung aller Installationsschritte zu setzen. Die Menge von Komponenten mit ihren jeweiligen Konfigurationen, multipliziert mit einer schnell wachsenden Anzahl von Maschinen, führt beim Versuch manueller Installation sonst unweigerlich zu Problemen, die sich schwer debuggen lassen.

Die Anbieter der großen Linux-Distributionen bieten daher mehr oder weniger automatisierte Installationsprogramme und Supportpakete an, um die initiale Installation im eigenen Rechenzentrum zu vereinfachen und beim laufenden Betrieb zu unterstützen. Red Hat bietet – analog zu Fedora/CentOS und RHEL – eine Community-Distribution unter dem Namen "RDO" (das offiziell keine Abkürzung für irgendetwas ist) an, die die jeweils aktuellen OpenStack-Releases auf Basis der hauseigenen Linux-Distribution bündelt. Die kommerzielle Variante trägt den Namen "Red Hat Enterprise Platform for OpenStack" und wird, eine entsprechende Subskription vorausgesetzt, langfristig mit Support und Updates versorgt, enthält dafür aber nicht immer die aktuellsten Features.

Ähnliche Angebote sind die SuSE OpenStack Cloud und Ubuntu OpenStack – The Canonical Distribution, basierend auf der jeweiligen Distribution und mit verschiedenen Schwerpunkten bezüglich eingesetzter Automatisierungswerkzeuge, grafischer Tools und architektureller Vorgaben.

Doch letztlich müssen – insbesondere bei mehr als einer Handvoll Servern und in komplexeren Netzwerken – die Zusammenhänge und detaillierten Konfigurationsmöglichkeiten von den zuständigen Administratoren verstanden werden, soll eine zuverlässige Private Cloud entstehen und auf Dauer funktionieren. Inwieweit distributionsspezifische Werkzeuge und damit einhergehende Unterschiede zu "Vanilla OpenStack" helfen oder stören, sollte vor einer Entscheidung in die eine oder andere Richtung in jedem Fall gründlich evaluiert werden.