Retro-Games auf den Mac bringen

Seite 4: Spielkonsolen und Spielautomaten

Inhaltsverzeichnis

Als einige Experten zu Beginn der Achtziger das Ende der Videospielkonsolen prophezeiten, sollten sie sich gewaltig irren. Keine zehn Jahre später war der Konsolenkrieg bereits in vollem Gange: Nintendo gegen Sega gegen Sony – um nur die wichtigsten Akteure zu nennen.

Diese Spiele sollten Sie ausprobieren:
  • Star Wars: The Empire Strikes Back: Sehr, sehr retro, aber ziemlich schnell. Walker plätten auf dem Atari VCS 2600.
  • Sonic the Hedgehog 3: Auf dem Mega System spielt sich Segas Maskottchen besonders flott.
  • Super Mario Kart: Der Klempner auf dem Gokart hat viele inspiriert. Die Fassung für Nintendos SNES schafft gute Laune!
  • Legend of Zelda – The Ocarina of Time: Das zeitlose Meisterwerk fürs Nintendo 64.
  • Scramble: Der Spielhallenklassiker auf dem Vectrex in Vektorgrafik. Das hat was.


Was haben die letzten vier Jahrzehnte nicht alles an Konsolen gesehen: Angefangen beim legendären Atari 2600 über das Nintendo Entertainment System (NES), dessen aufgebrezeltem Nachfolger, dem Super NES, bis hin zum Sega Master System und dem hierzulande völlig unterbewerteten Sega Saturn. Nicht zu vergessen Sonys Playstation und eine ganze Armada an Handhelds wie Nintendos Gameboy.

Erfreulicherweise benötigen Sie nur ein einziges Programm, um die Vielfalt der Konsolengeschichte am Mac nachzuspielen. OpenEmu vereint unterschiedliche Emulatorkerne diverser Open-Source-Projekte unter einem einheitlichen, äußerst benutzerfreundlichen Dach. Dadurch kann das Programm über 20 Konsolen und sieben Handhelds emulieren, darunter auch Nintendos kuriosen Virtual Boy, der bereits 1995 mit der 3D-Darstellung per Brille experimentierte.

Segas Maskottchen Sonic The Hedgehog hüpft und kugelt in der dritten Folge auf dem Mega System durch quietschbunte Landschaften.


Um die Maschinen mit Software zu füttern, wählen Sie die gewünschte Konsole auf der linken Seite aus und ziehen dann per Drag & Drop passende Module in die rechte Bildschirmseite. Jetzt tauchen die Spiele als Icon in der Game-Liste auf. OpenEmu versucht außerdem, das Cover der Originalverpackung aus der Datenbank OpenVGDB zu laden. Wird das Programm dort nicht fündig, können Sie die Covergrafik später händisch nachrüsten.

Star Wars: The Empire Strikes Back war ein äußerst erfolgreicher Titel auf dem Atari VCS 2600.

Viele Emulationen funktionieren sofort nach der Installation von OpenEmu (zum Beispiel Nintendo Master System), andere hingegen wollen zuvor mit BIOS-ROMs gefüttert werden (etwa Atari 5200 und 7800).

Erfreulicherweise haben die Entwickler aber auch diese kleine Hürde elegant gemeistert: Diese ROMs ziehen Sie, genau wie Spiele, einfach in die Spieleliste. Das umständliche Konfigurieren von Pfaden entfällt also. Wenn Sie wissen möchten, für welche Konsolen BIOS-ROMs benötigt werden und welche Sie bereits geladen haben, schauen Sie einfach in die Einstellungen unter "BIOS-Dateien".

In den Einstellungen dürfen Sie außerdem für jede Spielekonsole ein Eingabegerät festlegen und konfigurieren – es liegt in der Natur der Sache, dass sich Gamepads ganz besonders für diese Aufgabe eignen.

Der rasende Klempner hat sich gut gehalten: Das Gokart-Rennen Super Mario Kart macht auch heute noch Spaß.

Zu vielen Konsolen gehören zwar Gamepads mit einem digitalen Tastenkreuz. Sie können aber alternativ auch die Analogsticks Ihres Controllers nutzen. Doch Obacht: Manche Spiele kommen mit dieser Steuerungsart nicht gut zurecht und reagieren hypernervös, so zum Beispiel Super Mario Kart. Probieren Sie in solchen Fällen einfach aus, ob das Steuerkreuz nicht die bessere Wahl darstellt.

Download-Links:

OpenEmu

Spielautomaten

Die ersten Heimcomputer waren faszinierend, keine Frage. Eine wenigstens ebenso große Anziehungskraft übten auf viele aber auch Videospiel-Automaten aus, die Ende der siebziger Jahre wie Pilze aus dem Boden schossen. Auch sie kann man am Mac emulieren.

Diese Spiele sollten Sie ausprobieren:
  • Gyruss: Flotte 360-Grad-Action mit treibendem Soundtrack.
  • Out Run: Meine Freundin, mein Ferrari und ich. Bei seinem Erscheinen war der spaßige Racer eine Sensation.
  • BurgerTime: Entkommen Sie als Koch den aggressiven Zutaten und bauen Sie die Burger zusammen. Sehr unterhaltsam, aber schwer.
  • Bubble Bobble: Die beiden knuffigen Dinos Bub und Bob auf der Suche nach Leckerlis. Unbedingt zu zweit spielen.
  • Defender: Weg mit den blöden Aliens und zwischendurch die eigenen Leute sicher zur Erde bringen. Ein Klassiker.

Das Großartige an Maschinen wie Asteroids, Pacman und Space Invaders: Sie waren um einiges potenter als das, was sich Normalsterbliche an Computerpower ins Wohnzimmer stellen konnten. Egal ob Rechenleistung, Grafik oder Sound: die "Arcade Machines" zeigten, was technisch gerade möglich war.

Heutzutage muss man glücklicherweise keine verqualmten Spelunken mehr aufsuchen, um Spielhallenklassiker originalgetreu aufleben zu lassen. Mit M.A.M.E., dem Multiple Arcade Machine Emulator, holen Sie sich Automatenhits auf Ihren Mac, und zwar nicht nur die Oldies aus den frühen Achtzigern, auch Neo-Geo-Games oder Automaten um die Jahrtausendwende kann M.A.M.E. emulieren.

Um loslegen zu können, benötigen Sie die aktuelle Version des Emulators. Unter macOS müssen Sie auf die SDL-Variante zurückgreifen, denn das ursprüngliche M.A.M.E. OSX wird seit Jahren nicht mehr gepflegt. Installieren Sie jedoch zuvor das SDL-2-Framework, indem Sie es einfach in den Ordner /Library/Frameworks (Adminrechte erforderlich) ziehen. Entpacken Sie nun M.A.M.E. und verschieben Sie den Ordner an einen Ort Ihrer Wahl. Sie sollten dann den Ordner in "MAME" umbenennen (also die Versionszahl entfernen), um spätere Aktualisierungen zu erleichtern.

Als nächstes benötigen Sie eine grafische Oberfläche, ansonsten bereitet die Bedienung von M.A.M.E. wenig Freude. Wir empfehlen QMC 2, mit dem Sie Spiele starten und verwalten können. QMC 2 wird parallel zu M.A.M.E. entwickelt, befindet sich also stets auf aktuellem Stand – wenngleich Mac-Anwender meist ein bisschen länger auf eine neue Version warten müssen.

Installieren Sie QMC 2, indem Sie das Paket über das Kontextmenü (rechte Maustaste) öffnen, und erlauben Sie die Ausführung (nicht verifizierter Entwickler). Starten Sie dann die App QMC2-SDLMAME. Achtung: Sie müssen zu diesem Zeitpunkt das SDL-Framework bereits installiert haben, sonst bricht macOS mit einer Fehlermeldung ab. Beim ersten Programmstart öffnet QMC 2 ein Fenster, in das Sie alle relevanten Pfade zu M.A.M.E. eintragen: Beim Programmpfad handelt es sich um Ihr M.A.M.E.-Verzeichnis, als Emulator wählen Sie die Datei "mame64" gleich in der ersten Ebene. Alle weiteren Pfade beschreiben die dort liegenden Unterordner.

Nun benötigt QMC 2 eine Weile, um sich einzurichten. Anschließend sehen Sie auf der linken Seite eine lange, mit blauen Punkten markierte Liste ("Maschinenliste"). Diese enthält nicht nur alle von M.A.M.E. unterstützten Spiele, sondern auch die emulierte Hardware. Der blaue Punkt zeigt an, dass noch keine Prüfung der für die Emulation notwendigen ROMs stattgefunden hat. QMC 2 weiß also nicht, ob die erforderlichen Dateien überhaupt vorhanden sind. Das ändern Sie, wenn Sie aus dem Werkzeuge-Menü den Punkt "ROMs prüfen" wählen. Auch darüber kann einige Zeit verstreichen. Dass QMC 2 nicht faul vor sich hin döst, erkennen Sie währenddessen am blinkenden "Ausschalter" ganz oben links in der Icon-Leiste.

Mit Ferrari und Freundin in Out Run über den Highway brettern : Ein Männertraum, der heutzutage ganz schön pixelig wirkt.


Anschließend verändern sich auch die Markierungen: Einige sind nun grün (funktionieren), andere grau (nicht gefunden). Einträge mit roten Punkten signalisieren: Modul funktioniert nicht. Da die Geräteliste immer noch recht unübersichtlich aussieht, gehen Sie bitte im Menü "Werkzeuge" in die Optionen. Alternativ klicken Sie auf den Schraubenschlüssel in der Icon-Leiste. Wählen Sie dort den Tab "Maschinen-/Software-Listen".

Suchen Sie den ROM-Status-Filter und stellen Sie sicher, dass er aktiv ist. Über die bunten Punkt-Icons legen Sie fest, welche Geräte in der Maschinenliste erscheinen sollen. Unser Tipp: Beschränken Sie sich auf funktionierende Module. Gelegentlich kann es hilfreich sein, nicht funktionierende Geräte einzublenden, etwa wenn ein neues ROM nicht gelistet wird. Es ist nicht ganz einfach, den Schalterzustand der Filter zu erkennen: Sie sind bei dunkelgrauem Hintergrund aktiv, nicht bei hellgrauem.

In BurgerTime müssen Sie als Koch leckere Burger zusammenbauen. Das sehen einige Zutaten aber gar nicht gerne.

Um die Liste weiter auszudünnen, entfernen Sie die Häkchen bei "BIOS-Sets anzeigen" und "Geräte-Sets anzeigen". Auch jetzt zeigt QMC 2 noch Computer(-Komponenten) wie etwa das Famicom (frühes Videospiel).

In der aktuellen Version von QMC 2 gibt es leider keine Möglichkeit, dies zu ändern. Die große Anzahl an emulierter Computer-Hardware rührt daher, dass M.A.M.E. vor wenigen Jahren mit M.E.S.S., dem Multiple Emulator Super System, zusammengeführt wurde. Sie können also theoretisch unter M.A.M.E. auch Spielkonsolen und Computer emulieren, unserer Erfahrung nach lohnt sich der Aufwand aber nicht.

Jetzt können Sie Ihre Game-ROMs in den Ordner "roms" im MAME-Verzeichnis kopieren. M.A.M.E. erwartet ROMs stets im Zip-Format, also bitte nicht entpacken. Anschließend starten Sie erneut die ROM-Prüfung in QMC 2 und sehen dann hoffentlich die entsprechenden Spiele in Ihrer Maschinenliste mit grünem Status.

Meldet QMC 2 das ROM als nicht funktionierend, liegt das oft an folgendem Umstand: Für die Emulation eines Automatenspiels ist es mit dem reinen Game-ROM, also dem Programmcode, nicht getan. Vielmehr benötigt M.A.M.E. zusätzlich Informationen über die Automaten-Hardware. Schließlich gab und gibt es die unterschiedlichsten Konfigurationen von Mainboards, Sound- und Grafiksystemen. Deren Existenz und BIOS muss dem Emulator ebenfalls bekannt sein. Daher gibt es für einige Gerätegenerationen (beispielsweise Namco-Automaten aus der Galaga- und Galaxian-Zeit) BIOS-Packs, die ebenfalls in den ROM-Ordner kopiert werden.

Das temporeiche Gyruss erinnert mit seiner 360-Grad-Action an das etwas ältere Tempest. Und die Musik stammt von Johann Sebastian Bach.

Allerdings: Die Zusammensetzung von Game- und BIOS-ROMs ändert sich gelegentlich mit neuen M.A.M.E.-Versionen. Dann laufen einige Spiele eventuell nicht mehr.

Sie müssen dann die (BIOS)-ROMs aktualisieren, was häufig mit viel Sucherei verbunden ist, da die großen ROM-Dumps im Netz eher träge auf diese Änderungen reagieren. Wer auf Nummer sicher gehen will, verhält sich beim Updaten also besser konservativ.

Von solchen Tücken abgesehen, gestaltet sich der Umgang mit M.A.M.E. denkbar einfach: doppelt aufs gewünschte ROM klicken und losspielen. Den kleinen Info-Bildschirm überspringen Sie per Leertaste, Return oder Joystick-Button. Seien Sie nicht überrascht: Viele "Automaten" führen zunächst einen Selbsttest durch, bevor Sie "Münzen" einwerfen können. Sie haben sich nicht verlesen. Vor jedem Spiel müssen Sie eine entsprechende Anzahl an Münzen einwerfen, es handelt sich schließlich um eine exakte Emulation des Originals. Am Mac erledigen Sie diese Prozedur taschengeldfreundlich durch Betätigen der Taste "5". Ein Spiel starten Sie mit der "1", Zweispieler-Games mit der "2". Wenn Sie zurück zu QMC möchten, drücken Sie Esc.

M.A.M.E. unterstützt Joysticks ebenso wie Gamepads. Bei einem Dualshock-Controller von Sony werden beispielsweise zwei Buttons automatisch auf Kreuz und Quadrat gelegt, der linke Analogstick funktioniert ebenfalls ohne Ihr Zutun. Viele Spiele benötigen aber eine deutlich komplexere Bedienung, zum Beispiel das legendäre Rennspiel Out Run. Hier gibt es Gas- und Bremspedal, Lenkrad und Gangschaltung. Um Ihren Controller optimal anzupassen, drücken Sie bei aktiver Emulation die Tab-Taste und wählen nun "Input (this machine)"– Jetzt können Sie alle Kontrollelemente individuell an Ihren Joystick oder Ihr Gamepad anpassen. Diese Prozedur brauchen Sie nur einmal vorzunehmen, M.A.M.E. speichert die Konfiguration automatisch.

Download-Links:

M.A.M.E.

SDL-2-Framework

QMC 2 (lbe)