Retro-Hardware aufbereiten: 30 Jahre alter Laptop läuft wieder

Seite 3: Die alte Platte

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Weiter als bis zur BIOS-Meldung kam der Rechner allerdings nicht, da die Pufferbatterie auf dem Mainboard längst ihren Geist aufgegeben hatte und das BIOS daher unter Gedächtnisverlust litt. Doch auch nach der Korrektur der Daten im BIOS-Setup (Datum, Uhrzeit, Laufwerke – viel mehr Optionen gab es damals nicht) wollte der Rechner nicht booten. Offenbar lief der Spindelmotor der alten Festplatte nicht mehr an; zumindest ließen die verdächtig leisen Geräusche der Platte dies vermuten.

Dabei handelte es sich nicht mehr um die Original-Platte, eine Conner CP-344 mit einer Kapazität von 40 MByte. Die hatte ich irgendwann gegen eine Conner CP-30174 mit sagenhaften 170 MByte getauscht. Von Conner Peripherals stammten Ende der 80er Jahre viele günstige Harddisks, 1996 übernahm Seagate den Hersteller.

Ich brauchte also eine neue "alte" IDE-Festplatte. In unserem Fundus gab es noch eine Fujitsu-Platte mit zwei Gigabyte – ob die an einem Rechner mit einem 1989er BIOS funktioniert? IDE (Integrated Drive Electronics) ist eine von Western Digital entwickelte Festplattenschnittstelle, die 1989 als ATA-1-Standard (AT-Attachment-1) verabschiedet wurde. IDE/ATA-Anschlüsse setzten sich schnell durch, da sie günstiger, flexibler und einfacher zu handhaben waren als die ST506-Schnittstelle. Letztere brauchte noch zwei Flachbandkabel und eine voluminöse Controller-Karte. Außerdem musste man Geometrie und Modulationstechnik (MFM, RLL) der angeschlossenen Platte genau kennen.

Geometrie? Die beschreibt, wie die Daten auf der Festplatte organisiert werden: wie viele Spuren die Magnetplatten haben, in wie viele Sektoren diese jeweils unterteilt sind und wie viele Schreib-Leseköpfe vorhanden sind. Wer noch mit Disketten gearbeitet hat, wird diese Angaben kennen. Da in Festplatten aber auch mehrere Scheiben (Platter) rotieren können, wurden die übereinander liegenden Spuren aller Scheiben zusammengefasst als Zylinder bezeichnet. Mit den drei Kenngrößen Zylinder, Köpfe und Sektoren (Cylinder, Heads, Sectors, CHS) ließen sich Festplatten genau beschreiben und ihre Kapazität bei 512 Byte pro Sektor berechnen.

Der physikalische Aufbau einer Festplatte muss mit den angegebenen Geometriedaten (Zylinder, Köpfe, Sektoren) nicht unbedingt übereinstimmen, da die Plattenelektronik sie automatisch umrechnet. Die Conner-Platte hat nur vier Köpfe, auf dem Gehäuse angegeben sind aber acht.

Mit der IDE/ATA-Schnittstelle wanderte viel von der früher vom Controller übernommenen Verwaltung in die Festplattenelektronik. Die Harddisk-Hersteller konnten die Daten intern besser verwalten, als die dem BIOS bekannte Geometrie vorgab. Verdoppelte sich zum Beispiel die Schreibdichte pro Scheibe, brauchte man nicht den Zylinderwert zu verdoppeln, es reichte, im BIOS acht Köpfe statt der tatsächlich vorhandenen vier einzutragen. Das Umrechnen übernahm die Festplatte selbst. Moderne BIOS-Versionen interessieren sich nicht mehr für die Plattengeometrie. Nach dem Initialisieren melden die Platten ihren Speicher als fortlaufende Sektoren an das BIOS und kümmern sich selbst um die Zuordnung von Blocknummern zu physischen Kopf-, Spur- und Sektornummern (Logical Block Addressing, LBA).