Retro-Hardware aufbereiten: 30 Jahre alter Laptop läuft wieder

Um den Highscreen Laptop 8100 nach 20 Jahren wieder funktionsfähig zu machen, brauchte es Löterfahrung und einen Fundus alter Hardware für Ersatzteile.

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Lesezeit: 10 Min.
Von
  • Rudolf Opitz
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Immer dreht sich alles nur ums Einkaufen – sei es zu Black Friday, Weihnachten oder Ostern. Doch wieso nicht einfach mal Reparieren und Weiterverwenden statt immer Neues zu kaufen? Darum dreht sich unsere Artikelserie "Reparieren und Upcycling".

Anno 1990 hieß das Standard-Betriebssystem für PCs noch MS-DOS, die grafische Bedienoberfläche Windows 3.1 passte auf sieben Disketten und mobile PCs waren schwer und teuer. Zu der Zeit kosteten sie meist etliche tausend D-Mark, daher konnte ich dem Angebot vom Grabbeltisch eines Großmarkts nicht widerstehen: ein 368er – ein echter DX! – mit 20 MHz, 2 MByte RAM (erweiterbar), einem monochromen VGA-LCD, einer 40-MByte-Festplatte und einem 3,5-Zoll-Floppylaufwerk. Die Schnittstellenausstattung inklusive VGA-Ausgang konnte sich mit Desktop-PCs messen, es gab sogar einen Steckplatz für eine kurze 8-Bit-ISA-Karte. Zudem lag mit externem Ziffernblock und einem ansteckbaren 5¼-Zoll-Floppydrive viel Zubehör bei.

Schwerpunkt: Reparieren
Schwerpunkt Upcycling

Auf dem Gehäuse prangte das aufgeklebte Label "Highscreen", offensichtlich ein Grund für den geringen Preis. Highscreen war der Markenname des auf preisgünstige PCs spezialisierten Vobis-Franchise, an dem die Metro AG kurz zuvor Anteile erworben hatte. Ein weniger offensichtlicher Grund fiel erst beim zweiten Hinsehen auf und war mir zunächst auch egal: Der interne Akku des Laptop 8100 reichte nur für eine Laufzeit von wenigen Minuten. Vernünftig damit arbeiten konnte ich daher nur, wenn der Rechner Energie über das fette externe Netzteil bezog.

Der Akkupack war dann auch das Erste, was aus dem Laptop herausflog. Dazu musste ich das Gerät komplett zerlegen, denn er residierte zusammen mit der Schaltung zur Erzeugung der verschiedenen Betriebsspannungen in einem Metallkäfig. Danach war der Laptop gleich 1,5 kg leichter. Der Akkupack bestand wie damals üblich noch aus Nickel-Cadmium-(NiCd-)Zellen, deren Einsatz heute bis auf wenige Ausnahmen verboten ist. Vor dreißig Jahren waren sie für die energiehungrigen Mobilrechner noch erste Wahl, weil sie hohe Ströme liefern konnten. Seit Ende 2016 ist aber auch die NiCd-Ausnahme für Elektrowerkzeuge ausgelaufen.

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Auch ohne interne Energieversorgung war ich mit dem Laptop 8100 sehr zufrieden, denn er brauchte neben meinem Hauptrechner – damals noch ein gut ausgebauter Atari ST – inklusive Display und Tastatur nur wenig Stellfläche. Außerdem ließ er sich gut aufrüsten: Der ISA-Slot beherbergte bald die Schnittstellenkarte für einen Handscanner, die 80386-CPU bekam Schützenhilfe durch einen mathematischen Co-Prozessor (auf Gleitkommaarithmetik verstanden sich erst die 486DX-Prozessoren) und den Arbeitsspeicher in Form von acht 256-KByte-SIMMs (Single Inline Memory Modules) ersetzte ich bald durch 1-MByte-Riegel. Zwei der überschüssigen 256-KByte-Riegel recycelte ich später in einem Atari ST.