Retro-Hardware aufbereiten: 30 Jahre alter Laptop läuft wieder

Seite 4: BIOS ausgetrickst

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Der Laptop 8100 verwaltet maximal je zwei Floppy-Laufwerke und zwei Festplatten. Im Setup-Menü des Phoenix-BIOS aktiviert man die vorhandenen Laufwerke und gibt deren Eigenschaften an – die angeschlossene Hardware selbst fragen konnte das BIOS damals noch nicht. Für die Floppy-Laufwerke braucht das BIOS Angaben zur Größe (5,25 oder 3,5 Zoll) und zur Speicherkapazität (720 KByte, 1,44 MByte), für die Festplatten stehen dutzende von Typen mit fest vorgegebener CHS-Geometrie zur Wahl, nur bei den letzten Typen lässt sich die Geometrie von Hand eintragen. Aus der Anzahl der Zylinder, Köpfe und Sektoren errechnet das BIOS automatisch die Kapazität.

Festplatte (links) und 3,5-Zoll-Floppylaufwerk sind auf einer Schiene quer über dem Mainboard befestigt.

Bei vierstelligen Megabyte-Werten streicht das BIOS aber die Segel und gibt nur noch "***" aus. Das passierte auch, als ich die Geometrie der Fujitsu-Platte eintrug (4470 Zylinder, 15 Köpfe, 63 Sektoren).

Beim ersten DOS-Bootversuch vom eingebauten 3,5-Zoll-Floppylaufwerk gab es schnarrende Geräusche vom die Köpfe bewegenden Steppermotor. Der Kopfschlitten des Laufwerks saß am Anschlag und konnte nicht initialisiert werden. Um diesen damals bei einigen Laufwerkmodellen verbreiteten Fehler zu reparieren, brauchte ich nur das Abdeckblech zu entfernen und den Kopfschlitten von Hand auf eine mittlere Position zu schieben. Danach bootete der Laptop anstandslos von meiner 30 Jahre alten MS-DOS-Diskette. Respekt!

Das für das Partitionieren der Harddisk zuständige FDISK-Programm legte brav eine primäre Partition mit 170 MByte an. Die Geometrie der Fujitsu-Platte hatte das BIOS eindeutig überfordert, aber etwas mehr Speicher wollte ich aus der 2-GByte-Platte schon herauskitzeln. Ich begann, mit verschiedenen CHS-Varianten zu experimentieren, doch bei 990 MByte (was das BIOS noch anzeigen konnte) erstellte FDISK eine maximale Primärpartition von 8 MByte - wow!

Ach ja, da gab es in den Anfangszeiten von IDE/ATA verschiedene Grenzen für die Partitionsgröße und die erste lag bei 504 MByte (1024 Zylinder, 16 Köpfe und 63 Sektoren). Bei der Zylinderzahl versuchte ich, die auf der Fujitsu-Platte angegebene Zylinderzahl ganzzahlig zu teilen und dabei unter der 504-MByte-Grenze zu bleiben. Mit rund 420 MByte klappte es dann: FDISK legte eine ebenso große Primärpartition an, von der ich booten konnte und die ordnungsgemäß les- und beschreibbar ist – immerhin ein Fünftel der tatsächlich nutzbaren Kapazität der Platte.

Danach lief alles wie am Schnürchen: Meine alten Installationsdisketten waren noch lesbar, sodass ich ohne Probleme MS-DOS und Windows 3.1 installieren konnte. Sogar meine Genius-RS232-Maus funktioniert wieder – Retro-Reparatur gelungen.

Notieren Sie sich den ersten Buchstaben des Artikeltitels, also das R. Den nächsten Botti finden Sie hier: macOS auf dem Ryzen 5000 (rop)