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Seite 2: Ist doch nur Kabel, oder?

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Beim Kabelkauf sollte man auf die Sorte achten: Als lose Ware ist sowohl Patchleitung im Angebot als auch reguläres Verlegekabel. Diese Unterscheidung hat praktische Gründe. Bei einer strukturierten Verkabelung nach EN 50173 gelten die installierten Leitungen als feste Einrichtung, die dennoch flexible Nutzung erlauben soll. Beim Verlegekabel wählt man STP (Shielded Twisted Pair). Dessen Schirm immunisiert die Datenadern gegen Einflüsse von außen.

Die Flexibilität entsteht durch Patchfelder im Servergestell. Ausführungen mit 24 RJ45-Buchsen sind unter 40 Euro zu haben. An ihnen kann man durch simples Umstecken von Brückenkabeln – eben den Patches – aus einer Netzwerk-Wanddose eine Telefondose machen, ohne einen Schraubendreher oder Lötkolben in die Hand nehmen zu müssen. Damit die Patches leichter handhabbar sind, haben sie dünnere und biegsamere Drähte als Verlegekabel oder verwenden gleich Litze (Bündel dünnster Drähtchen) als Adern. Das führt zu schlechteren elektrischen Werten, weswegen die EN-Norm pro Strecke maximal zwei höchstens fünf Meter lange Patchstücke vorsieht. Patchleitung sollte man folglich nicht für längere Strecken heranziehen, wenn es auf eine stabile Verbindung ankommt.

Nervenzehrender, weil fehlerträchtiger Selbstbau lohnt bei Patchkabeln angesichts der niedrigen Preise für Fertigware (5-m-Stück ab 1,60 Euro) nicht. Schon zwei Stecker und ein paar Meter Kabel kosten im Versandhandel mehr, die dafür nötigen Crimp-Zangen sind mit Preisen ab 20 Euro ebenfalls keine Sonderangebote. Im Serverraum sollte man trotz der räumlichen Nähe im 19-Zoll-Gestell nicht das kürzeste erhältliche Patchkabel nehmen: Ein Meter-Stück lässt sich leichter mit Kabelbindern aus dem Weg räumen als eine Halbmeter-Leitung. PC-seitig dürften in den meisten Fällen Fünf-Meter-Stücke genügen, hier nimmt man UTP-Patchkabel (Unshielded Twisted Pair) ohne Schirm, was Brummschleifen vermeiden hilft.

Während der Montage angebrachte Markierungen erleichtern spätere Fehlersuche ebenso wie ein Lageplan, der bei Änderungen auch tatsächlich auf aktuellem Stand gehalten wird. Kennzeichnungen kann man ganz simpel per Faserschreiber an beiden Enden auf den Kabelmantel bringen.

Eine etwas komfortablere Möglichkeit stellen Kabelbinder mit Beschriftungsfeld (100 Stück für 1,90 Euro) dar: Diese lassen sich – wenn nicht zu fest gezurrt – leicht verschieben, wenn man das Kabelende nochmals abmanteln muss. Den Lageplan mit allen Dosen und ihren Kennzeichen erstellt man auf Kopien der Grundrisszeichnungen und hängt ihn im Serverschrank auf. Damit Bohraktionen bei späteren Einbauten keine Netzwerk-Nerven treffen, werden alle Kabelwege vor dem Verputzen fotografiert, am besten zusammen mit einem auf einen Meter gestellten Gliedermaßstab – besser bekannt als Zollstock.