Chip statt Platte

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Zunächst haben wir den Stromfluss der aus dem Dell-Notebook stammenden Festplatte von Seagate und der SanDisk-SSD mit einem aufgetrennten SATA-Kabel und einem Multimeter gemessen. Bei der Seagate-Platte beträgt die Leistungsaufnahme 1,1 Watt in ruhendem Zustand; beim Lesen und Schreiben nimmt sie 3,5 Watt auf. Muss die Platte die Magnetscheiben neu anfahren, tritt kurzfristig eine noch höhere Belastung auf (über 5 Watt). Die SSD braucht auch ohne Schreib-/Lesezugriffe immerhin 0,6 Watt für die Controller-Elektronik; bei Zugriffen kommt sie mit nur 0,9 Watt aus – nur ein Viertel im Vergleich zur HDD.

Wenn das Notebook also permanent Lese- und Schreibzugriffe durchführen würde, könnte man durch den Einsatz einer SSD rechnerisch 2,6 Watt sparen. Im Dell Latitude D630, das ohne Prozessorlast mit ruhender Festplatte etwa 11 Watt vom Akku will, hätte man bei Schreib-/Lesezugriffen dann 11 Watt statt gut 13,5 Watt Verbrauch – das resultiert in einer um 23 Prozent beziehungsweise über einer Stunde längeren Laufzeit. Das Bullman V-Klasse 8+ nimmt im Leerlauf dagegen schon knapp 21 Watt auf, wie es für Notebooks mit dediziertem Grafikchip typisch ist – da blieben nur noch zwölf Prozent oder 28 Minuten Laufzeitunterschied übrig. Manche Notebooks genehmigen sich schon im Leerlauf über 35 Watt; mehr als ein paar Minuten Laufzeitverlängerung ist dann nicht drin.

Um diese theoretischen Folgerungen aus unseren Strommessungen zu überprüfen, haben wir das Dell-Notebook eine rund 4 GByte große Datei in eine zweite Datei kopieren lassen, dann unmittelbar die Zieldatei wieder gelöscht und den Vorgang wiederholt, bis der Akku leer war – und tatsächlich: Mit der SSD lief das Notebook 40 Minuten länger als mit der HDD. Die Differenz zur theoretisch erwarteten Laufzeitverlängerung von gut 60 Minuten sind wohl dem höheren Stromverbrauch des SATA-Controllers im Chipsatz und der CPU zuzuschreiben.

In der Realität kommen permanente Zugriffe über einen längeren Zeitraum (wie bei der beschriebenen Umkopieraktion) aber nur sehr selten vor. Medienwiedergabeprogramme laden Musik und Videos beispielsweise am Stück oder zumindest in größeren Blöcken in den Hauptspeicher; deshalb kommen während des Großteils der Wiedergabezeit keine Festplattenzugriffe vor. Das Abspielen von Videos lastet je nach Auflösung und Komprimierungsverfahren auch Prozessor und Grafikchip zu einem gewissen Grad aus und erhöht damit den Gesamtverbrauch des Notebooks; der Mehrverbrauch der Festplatte fällt dann umso weniger ins Gewicht.