Ärger im Büro? Beten hilft!

Amerikanische Wissenschaftler haben herausgefunden, dass Beten tatsächlich hilft – nämlich Ärger zu vermeiden oder zu verringern, zum Beispiel auf den Vorgesetzten.

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Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Marzena Sicking

Immer wieder gibt es in Unternehmen brenzlige oder kritische Situationen, da sagt man: "Jetzt hilft nur noch beten." Und das stimmt tatsächlich. Wenn Sie sich mal wieder richtig über Ihren Vorgesetzten, einen Kollegen, einen Kunden oder sonst wen geärgert haben, gibt es für Sie als kultivierten Menschen mehrere Möglichkeiten, diesen Ärger zu verarbeiten: Sie malträtieren stellvertretend für die Person, über die Sie sich geärgert haben, einen Boxsack, Sie gehen in die Tiefgarage oder in den Wald und schreien sich den Frust aus dem Leib oder sie gehen eine Runde joggen. Es gibt aber eben noch eine weitere Möglichkeit, sich abzureagieren: Beten. Das soll nämlich wirklich helfen und der Karriere somit durchaus förderlich sein, wie vor kurzem eine amerikanische Forschergruppe herausgefunden hat. Die Ergebnisse wurden auf dem Forschungsportal "Forschung erleben" der Universität Mannheim veröffentlicht.

"Beten verringert sowohl empfundenen Ärger als auch aggressives Verhalten", schreiben die Wissenschaftler und beziehen sich dabei auf eine entsprechende Forschungsarbeit an der Michigan University in den USA. Ein Team um den Psychologen Ryan H. Bremner hatte in einem Versuch rund 80 Studenten provoziert, indem diese sehr negatives und herablassendes Feedback zu einem zuvor selbstgeschriebenen Aufsatz erhielten. Im Anschluss wurden die Versuchsteilnehmer aufgefordert, für ein angeblich schwerkrankes Mädchen zu beten. Verglichen mit einer Kontrollgruppe, die lediglich über das kranke Mädchen nachdenken sollte, ließ der empfundene Ärger bei den betenden Studenten deutlich nach. In einem weiteren Experiment wurde ein Teil der Probanden aufgefordert, für den Feedbackgeber selbst zu beten, also das Objekt ihres derzeitigen Ärgers. Anschließend spielten die Studenten gegen den Feedbackgeber ein Spiel, bei dem sie diesen bestrafen konnten. Versuchspersonen, die gebetet hatten, verhielten sich auch hier deutlich weniger feindselig.

Was ist nun der Grund für diesen beschwichtigenden Effekt des Gebets? Die Forschergruppe nimmt an, dass durch das Beten für eine andere Person sogenannte prosoziale Gedanken wie Mitleid, Fürsorge, Vergebung und Friedlichkeit sehr stark in den Vordergrund des eigenen Bewusstseins gerückt werden. Dies führt dazu, dass man sich beruhigt und sich auch in einer späteren Situation friedfertiger verhält.

Interessant auch: Die Wirkung des Betens trat in den amerikanischen Versuchen auch unabhängig davon ein, ob die Studenten religiös waren, die Kirche besuchten oder in ihrem sonstigen Alltag beteten. Danach funktioniert Beten also auch bei Atheisten. Im Übrigen hatte schon der große deutsche Philosoph Immanuel Kant vor rund 200 Jahren geschrieben: "Das Gebet kann keinen objektiven Erfolg, sondern nur eine subjektive Rückwirkung haben, nämlich Beruhigung und Aufrichtung des Gemüts". (masi)