Chefs interessieren sich nicht für gute Personalführung

Das Thema Führung ist in vielen Unternehmen nur ein Lippenbekenntnis. Laut einer aktuellen Studie wird schlechtes Führungsverhalten sogar wissentlich toleriert.

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Von
  • Marzena Sicking

Hauptsache, die Zahlen der Firma stimmen. Wie es den Mitarbeitern dabei geht, interessiert die Chefs eher weniger. Wie eine Studie der Hochschule Osnabrück unter 118 Unternehmen mit mehr als 400 Mitarbeitern zeigt, ist der angeblich hohe Stellenwert von gutem Führungsverhalten in den meisten Unternehmen nur ein Lippenbekenntnis.

Die Untersuchung verdeutlicht vor allem eines: Schlechtes Führungsverhalten wird in der Regel nicht sanktioniert, sofern und solange das operative Ergebnis stimmt. Vielmehr wird es dann sogar wissentlich von der Geschäftsleitung geduldet. Und gutes Führungsverhalten wird auch nicht belohnt. Wie die Umfrage zeigt, spielt das Thema "Führung" als Komponente in Zielvereinbarungen jedenfalls nur eine eher untergeordnete Rolle und wird meist nur partiell berücksichtigt. "Eine notwendige Führungskultur kann so nicht entstehen", sagt Studienleiter Prof. Dr. Carsten Steinert.

Auf den ersten Blick sieht es anders aus: So ist das Führungsverhalten bei insgesamt 85 Prozent der befragten Unternehmen Bestandteil der Personalbeurteilungsbögen. Allerdings gaben die Befragten an, dass zwei von drei Firmen bei einem guten operativen Ergebnis über Schwächen der Leitenden im Führungsverhalten einfach hinweg sehen.

Doch nicht nur das sagt eine Menge über den tatsächlichen Stellenwert der Personalführung aus. Auch geben 90 Prozent der befragten Unternehmer offen zu, dass sie dem operativen Ergebnis einen "sehr hohen" oder "bedeutenden" Stellenwert beimessen. Beim Führungsverhalten sind es nur 45 Prozent. Für vier von fünf Befragten ist schlechtes Führungsverhalten kein Grund, sich von dem leitenden Mitarbeiter zu trennen. Ein schlechtes Ergebnis für 42 Prozent hingegen schon. Für 50 Prozent sind sogar "persönliche Gründe" eher ausschlaggebend für eine Trennung. Nur 17 Prozent interessieren sich ernsthaft dafür, wie hoch die Fluktuationsrate der Mitarbeiter ist. Hier wird also bewusst der Verlust von Mitarbeiterwissen in Kauf genommen.

Die "Förderung von Mitarbeitern" ist übrigens für 57 Prozent der Unternehmer von großer Bedeutung. (Marzena Sicking) / (map)
(masi)