Gründungsfinanzierung: Wie viel Geld braucht man wirklich?

Wer seinen Kapitalbedarf zu niedrig ansetzt, läuft Gefahr, dass ihm auf halbem Wege das Geld ausgeht. Sich über beide Ohren verschulden, darf man aber auch nicht. Finden Sie die goldene Mitte.

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Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Marzena Sicking

Die Gründung eines Unternehmens kostet Geld, selbst wenn es sich nur um eine "Ein-Mann-Bude" handelt. Ein Büro und Arbeitsgerät braucht schließlich auch der Kleinunternehmer. Aber wie viel Geld braucht man wirklich? Und welche Art von Kredit ist der richtige? Den eigenen Bedarf zu ermitteln, ist gar nicht so einfach, denn vieles ist am Anfang noch Spekulation.

So haben viele Gründer Angst davor, sich zu verschulden und setzen deshalb einen extrem niedrigen Kapitalbedarf an. Sie kalkulieren so knapp, dass jede Überraschung sie aus dem Konzept bzw. an den Rand der Zahlungsunfähigkeit bringen kann. Deshalb: Sie müssen nicht gleich einen Millionenkredit aufnehmen, aber sorgen Sie dafür, dass Sie einen finanziellen Puffer haben. Denn es kann immer etwas unvorhergesehenes passieren. Ob nun der Markt nicht so will, wie Sie sich das vorgestellt haben oder vielleicht ein Kunde nicht zahlt, weil ihm selbst das Geld ausgegangen ist: Sie müssen – im wahrsten Sinne des Wortes – auch mit schlechten Zeiten rechnen.

Geld benötigen Sie natürlich auch für die Ausstattung und die laufenden Kosten. Die Frage ist, ob das Büro unbedingt schon am Anfang 200 Quadratmeter haben und in der Stadtmitte liegen muss. Vielleicht tut es für den Anfang ja auch ein Zimmer in einer Bürogemeinschaft. Auch den Kauf des Mahagoni-Schreibtisches sollten Sie verschieben. Starten Sie mit einer kleineren Ausrüstung und damit auch mit überschaubaren Kosten. Denken Sie darüber nach, ob vielleicht ein Leasing der Geräte in Frage kommt. Umziehen bzw. eine hochwertige Einrichtung anschaffen, können Sie später schließlich immer noch.

Sie sollten außerdem unterscheiden, wie viel Geld sie kurzfristig benötigen und welche Kosten mittel- und langfristig auf Sie zukommen. Gerade am Anfang der Gründungsphase sind die Kosten besonders hoch. Sie müssen Gebühren für die Gewerbeanmeldung, den Eintrag ins Handelsregister bezahlen, vielleicht eine Kaution für die gemieteten Büroräume hinterlegen, Rechtsanwälte und Notare für ihre Beratung bezahlen.

"Kurz-, mittel- oder langfristig?" lautet deshalb auch die Frage beim Kredit. Brauchen Sie nur eine Finanzspritze für den Anfang, die Sie auch möglichst schnell wieder abbezahlen wollen? Oder soll es ein Kredit sein, der mehrere Jahre läuft? Dann haben Sie zwar immer diesen "Schuldenberg im Nacken“ aber im Vergleich zu einem kurzfristigen Kredit meist auch niedrigere Zinsen und Tilgungsraten. Oder brauchen Sie vielleicht nicht den einen Kredit, sondern einen Finanzierungsmix aus Krediten und Fördergeldern? Hier kann eine Finanzierung in mehreren Etappen sinnvoll sein. Sollten Sie auf all diese Fragen noch keine Antwort haben, wäre es sinnvoll, sich professionelle Hilfe – z.B. von einem Steuer- oder Unternehmensberater – zu holen. (Marzena Sicking) / (map)
(masi)