Lie to me: Körpersprache im Büro

Das Büro ist die größte Bühne der Welt, denn hier spielt fast jeder eine Rolle. Allerdings wird dabei die non-verbale Kommunikation häufig vergessen und die Show wird entlarvt. Denn 80 Prozent des Eindrucks vermitteln wir über unsere Körpersprache.

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Lesezeit: 5 Min.
Von
  • Marzena Sicking

Sabine Mühlisch, Trainerin für Körpersprache und Persönlichkeit

"Es gibt keine zweite Chance für den ersten Eindruck", das gilt zweifelsohne auch für den Auftritt beim Vorgesetzten oder beim Kunden. Der erste Eindruck entsteht in einem Zeitraum von 150 Millisekunden bis maximal 90 Sekunden. Wer in dieser Zeit authentisch erscheint, wird für kompetent gehalten. Unstimmige erste Erscheinung wird gleichgesetzt mit Inkompetenz – oder hinterlässt zumindest ein unbestimmtes negatives Gefühl.

Um bei der ersten Begegnung einen möglichst guten Eindruck zu hinterlassen, lassen wir uns schon einiges einfallen: wir gehen zum Friseur, kaufen neue Klamotten, setzen das strahlendste Lächeln auf und sind die Höflichkeit in Person. Der Erfolg dieser "Manöver" ist allerdings zweifelhaft, solange wir die non-verbale Kommunikation außer Acht lassen, denn sie vermittelt etwa 80 Prozent unserer Botschaft. "Körpersprache 'sprechen' wir immer und überall, allerdings weitgehend unbewusst. Wer mit seinem gesamten Potential sprechen und handeln will, muss um seine Körpersprache wissen", erklärt Sabine Mühlisch, Trainerin für Körpersprache und Persönlichkeit in Köln.

Tatsächlich wurde uns diese Sprache in die Wiege gelegt, Babys beherrschen sie noch perfekt. Schließlich ist sie die einzige Möglichkeit, die die Kleinen haben, um sich auszudrücken, sie ist für unseren Nachwuchs überlebenswichtig. Auch Kleinkinder sind noch Meister der Körpersprache, vor allem können sie sie perfekt lesen und entlarven unsere wahren Absichten sofort. Erst später, wenn wir uns auf verbale Ausdrucksformen und Gedanken konzentrieren, wird diese "Muttersprache" verdrängt und mit ihr die dazugehörige Intuition.

Zwar haben inzwischen die meisten von uns begriffen, dass Körpersprache nicht auszuschalten ist und wirkt. Auch gibt es zahlreiche Ratgeber, die uns helfen wollen, die Körpersprache neu zu erlernen. Allerdings warnt die Expertin Sabine Mühlisch vor Büchern und Seminaren, die uns beibringen wollen, wie unsere Gesten, Positionen und Mimik aussehen muss, damit wir Erfolg haben. Wer sich eine bestimmte Körpersprache antrainiert, obwohl sie der eigenen widerspricht, wird mit dieser Maskerade zwangsläufig scheitern. Denn der Körper wird jede unkontrollierte Situation nutzen, um das Gegenteil der antrainierten Botschaft auszusenden und unsere Lüge zu entlarven. Unser Gesprächspartner wird das zwar nicht bewusst merken, aber er wird das Gefühl haben, dass mit uns etwas nicht stimmt. "Die innere Aufrichtigkeit oder Unaufrichtigkeit drückt sich eben durch unsere Sprache und Körpersprache aus. Da wir vermeintlich unangenehme Empfindungen und Gedanken bewerten und zensieren, sie verbal nicht auszudrücken wagen, übernimmt dies der Körper", erklärt Sabine Mühlisch.

Natürlich sei es trotzdem sinnvoll, die Körpersprache wieder leben und lesen zu lernen, denn sie ist ein Teil unserer Kommunikation, der sich nicht abschalten lässt. Wer sich seiner Wirkung und seiner Botschaften bewusst ist, wirkt aber gleich viel authentischer. Sabine Mühlisch rät dazu, zunächst die "Verben" der Körpersprache zu trainieren. Das funktioniert am Besten, in dem man sich und andere bewusst beobachtet. Wie stehe ich da? Ist meine Atmung gleichmäßig? Was mache ich mit meinen Händen und mit meinen Armen? Man sollte den eigenen Körper bei Treffen mit anderen Personen in dieser Art erforschen und so seine Signale kennenlernen. Auch die Beobachtung der anderen Leute ist hilfreich. Stimmen Aussagen und Gesten überein? Welchen Eindruck vermittelt mir diese Person, wenn sie so dasteht/sitzt? Von Wertungen und Korrekturen sollte man allerdings absehen, schließlich geht es darum, sich die Körpersprache erst mal bewusst zu machen und nicht, sie zu beeinflussen.

Natürlich gibt es gewisse "Standards", mit denen der Körper Signale vermittelt und die man sich "antrainieren" könnte. Allerdings muss man ein echter Meister der Selbstkontrolle sein, um verhindern zu können, dass unser Körper einen schwachen Moment ausnutzt, um doch noch "die Wahrheit" zu signalisieren. Aber Sie wollen unbedingt, dass Ihre Erscheinung Kraft, Ehrgeiz, Kompetenz und Sympathie ausstrahlt und Sie gut ankommen? Dann müssen Sie tatsächlich an sich arbeiten, allerdings nicht, indem Sie eine Rolle spielen.

Vielmehr rät Sabine Mühlisch dazu, zunächst Dinge an sich zu ändern, die man nicht mag. Wer sich als unattraktiv empfindet, sollte an seinem Outfit, seinem Körper, seiner Frisur "arbeiten". Positive Veränderungen sind gefragt. Auch hier lautet die Devise: bitte keine Maskerade. Versuchen Sie ruhig etwas Neues, aber verkleiden sie sich nicht. Vielmehr sollen Sie positive Veränderungen herbeiführen, sich etwas Gutes tun, dafür sorgen, dass Sie sich wohler als bisher in Ihrer eigenen Haut fühlen.

Die meisten Menschen, die keine "Ausstrahlung" haben und in der Masse untergehen, haben eine Körpersprache, die signalisiert, dass sie nicht wahrgenommen werden wollen. Dies zu ändern gelingt sicher nicht, in dem man sich ein paar neue Gesten antrainiert – jedenfalls funktioniert das nicht auf Dauer. Vielmehr muss der oder die Betroffene am eigenen Selbstbewusstsein arbeiten. Das ist ein langwieriger Prozess, der sich aber lohnt, denn er verändert das Gesamtbild des Menschen, so Sabine Mühlisch: "Ihr Oberkörper richtet sich auf, der Gang erhält Elastizität, ein Lächeln umspielt Ihre Lippen. Das Motto lautet: Wie innen so außen, wie außen so innen!" (Marzena Sicking) / (map)
(masi)