Nach MBO klopft B.Com bei den Broadlinern an

Die Situation ist eindeutig: Firmeninhaber wollen aussteigen, das Unternehmen verliert seinen Motor. Oftmals naht Rettung durch einen Management Buy-Out. Das setzt Mut voraus. So beim Distributor B.Com. In diesem Fall waren die Retter schon im Haus.

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Von
  • Matthias Parbel

Thorsten Belverato (li.) und Torsten Hoffmann verstehen sich als "Broadliner für den Mittelstand"

(Bild: b.com)

Torsten Belverato strahlt noch heute, wenn er an die "beste berufliche Entscheidung meines Lebens" zurück denkt: Das Management Buy-Out (MBO) beim Kölner Distributor B.Com. Denn Mitgründer Horst P. Beck wollte sich und die Osmab Holding aus der Beteiligung an dem Grossisten zurückziehen. Dass dies keine Hauruckaktion war, bestätigt Belverato mit dem Hinweis, dass bereits bei seinem Wechsel 2009 vom Aachener Distributor Api zu B.Com, der Vorstandsvorsitz in Aussicht gestellt worden ist. Und mit Thomas Hoffmann hatte Belverato noch einen weiteren Weggefährten zum MBO, den beide als eine große Chance betrachteten, "das Unternehmen erfolgreich weiter zu führen und auszubauen".

Management Buy-Outs sind keine Ausnahmen in der ITK-Branche. Gelegentlich aus der Not heraus, weil sonst das Unternehmen gegen die Wand fährt. Stehen die richtigen Berater parat, machen die Banken mit und kennen sich die potenziellen Neueigentümer in dem Geschäft sehr gut aus, dann sollte einem erfolgreichen MBO nichts im Wege stehen. Allerdings zählt die Branche durchaus MBO-Versuche auf, die von Beginn an zum Scheitern verurteilt waren.

Anders bei B.Com. Belverato und Hoffmann wissen um die Tücken des Distributionsgeschäfts. Aus diesen Erfahrungen heraus gaben sie im Juli bereits die Parole aus: "Wir sind die Nummer vier in der Distributionslandschaft nach Ingram Micro, Tech Data und Also Actebis." Außerdem untermauerten die neuen Eigentümer die Position des Grossisten mit dem Hinweis: "Wir haben 2010 eine Marktabdeckung von 28 Prozent gehabt. Das ist auf Broadliner Niveau".

Wechselte von Ingram Micro als Mitgesellschafter und Vorstandsmitglied zu B.Com

(Bild: b.com)

Bei allen Muskelspielen, haben sich Belverato und Hoffmann in den Folgemonaten Gedanken dazu gemacht, wie sie den Grossisten noch mehr festigen können. Mit Patrick Köhler holten sie sich einen erfahrenen Distributionskenner ins Boot. Immerhin kommt er von Ingram Micro und war zuvor bei Frank & Walter sowie bei Macrotron. Köhler verstärkt B.Com nicht nur als Vorstandsmitglied, sondern zugleich auch als Mitgesellschafter.

B.Com kann ein gutes Beispiel für einen gelungenen MBO sein. Im neuen Jahr wird sich zeigen, wie weit der Distributor seinen Anspruch realisieren kann, "der Broadliner für den Mittelstand" zu sein. Ein Management Buy-Out wie eben bei dem Kölner Grossisten kann zugleich auch anderen Distributionsunternehmern Mut machen. Denn so langsam wird selbst die noch recht junge Branche alt, braucht Nachfolger im Handelsgeschäft. Da bietet sich für erfahrende Führungskräfte die Überlegung zu einem MBO mehr als nur an. Zumal in diesem Fall ein bereits funktionierendes Unternehmen weiter geführt wird und nicht ein neues – mit allen Unwägbarkeiten verbunden – zu gründen ist. (map)
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