Verbundgruppen rufen 2011 zum Fachhandelsjahr aus

Die CE-Verbundgruppen gehen in die Offensive: Sie ernennen 2011 zum Jahr des Fachhandels. Mit der Initiative, unterstützt durch Hersteller, wollen sie auf den "seriösen und qualifizierten" Fachhandel aufmerksam machen. Und: sie demonstrieren Marktmacht.

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Von
  • Matthias Parbel
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"Wir sind weit mehr als nur das Fachgeschäft um die Ecke", Franz Schnur, Geschäftsführer Telering.

(Bild: Telering)

Billig und geil ist nicht mehr! Vielmehr "Fair – wie Fachhandel", "Fachhandel – nichts liegt näher", bis hin zu "Ihr Fachhandel – so kauft man heute". Den Fachhandelskooperationen ElectronicPartner in Düsseldorf, Euronics in Ditzingen, Expert in Langenhagen und Telering in Mainz reicht‘s. Sie fordern mehr Resonanz bei den Konsumenten. "In einer Zeit, in der die meisten immer nur 'mehr und billig' schreien, findet der seriöse und qualitätsbewusste Fachhandel kaum Gehör und unsere Telering-Botschaft ist zudem nicht schrill, sondern ganz einfach: IQ – Immer Qualität." Franz Schnur, Geschäftsführer der Verbundgruppe, und damit Sprachrohr von mehr als 2.400 Telering- und Markenprofi-Fachhändlern, hat das neue Jahr zum Jahr des Fachhandels ausgerufen.

Schnur und die drei weiteren Verbundgruppen sind nicht allein auf weiter Flur. Vielmehr haben sich ihnen auch Hersteller angeschlossen. Neben Samsung, Philips und Panasonic auch Loewe, Metz und Kathrein. Diese seien, so Schnur in einem Schreiben an die Telering-Großhandelshäuser, "die Ersten, die sich spontan dazu entschlossen haben". Sie sponsern vier Anzeigenmotive mit einem einheitlichen Logo – die unter anderem im Nachrichtenmagazin Spiegel geschaltet werden. Gemeinsam sei, dass man "für die herausragende Qualität und den einzigartigen Service des deutschen Fachhandels" werbe. Denn als Teil dieser starken Gemeinschaft – Schnur verweist dabei nicht nur auf die eigenen Mitgliedsbetriebe, sondern ebenso auf "die tausenden weiteren Kollegen" der anderen Kooperationen – sei man weit mehr als nur das Fachgeschäft um die Ecke. "Wir sind eine ernstzunehmende Marktmacht, die ihren Einfluss bis in die höchsten Etagen von Politik und Wirtschaft geltend machen kann", warnt er in Richtung Großmärkte und Discounter.

"Konsumenten wünschen sich mehr als reine Preisauskünfte", Martin C. Rusterholz, Geschäftsführer Medimax.

(Bild: EP)

Aber den Initiatoren der Kampagne, die vom Brancheninformationsdienst "markt-intern" zu dessen 40-jährigen Jubiläum angeregt worden ist, geht es vorrangig um Aufklärung über die Wertigkeit des Fachhandels. Diese drücke sich beispielsweise in fairer Beratung, fairem Service und fairen Preisen aus. Weiter verweisen die Initiatoren auf die persönliche und räumliche Nähe der inhabergeführten Fachhandelsbetriebe zu den Kunden. Und nicht zuletzt sei die Nachhaltigkeit ein wesentliches Kriterium. Dazu wird schon mal provoziert, wenn es beispielsweise heißt: "Minderwertige Schnäppchenware überlassen wir anderen". Außerdem verfügten die Betriebe über ein hohes Niveau bei Wartung und Reparatur. Und man nehme sich "ausreichend Zeit für eine umfassende, ehrliche Beratung" der Kunden.

Damit die Initiative für alle Beteiligte erfolgreich verläuft, bietet beispielsweise Telering seinen Händlern ein komplettes PoS-Werbemittelpaket an: Poster mit den Anzeigenmotiven, Flyer für die Kunden, Sticker für Schaufenster und Aufkleber für Briefumschläge. Da, wie auch in weiteren Werbemitteln, lautet überall die zentrale Botschaft: "Jahr des Fachhandels".

Unabhängig von dieser Branchen-Kampagne macht ElectronicPartner zusätzlich auf die Fachhandelsqualitäten aufmerksam. So startet EP zum Jahresauftakt mit einem neuen Werbeauftritt für die Medimax-Fachmärkte eine lautstarke Initiative gegen die ewigen Rabattschlachten: "Wer ständig Rabatt geben kann, war vorher zu teuer", lautet der plakative Aufruf in einer Medimax-Anzeige.

Offensichtlich haben sich die Verbundgruppen für dieses Jahr viel vorgenommen. Statt wiederholt zu lamentieren, die Großflächenanbieter, allen voran Media-Saturn und ProMarkt, aber auch Discounter und manche Internetshops, könnten nur billig, gehen sie nun zum gezielten Angriff über. Sie tun das, was ihre Mitglieder längst gefordert haben: Die Qualitäten des Fachhandels klar und deutlich in die Öffentlichkeit zu tragen, und sich nicht vor öffentlich ausgetragener Konfrontation zu scheuen. Zeit dazu wurde es langsam. Vielleicht nützt es etwas, vor allem wenn noch mehr Hersteller mitziehen. Den Fachhandelsbetrieben hilft es auf jeden Fall, vor allem dann, wenn die Händler darauf achten, dass ihre Geschäft nicht wieder zu den Staubfängern früherer Jahre werden. Profitieren werden mit Sicherheit die Kunden. Und was gibt es für einen Händler besseres als zufriedene Kunden. (map)
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