Wo sind die "Bio-Läden“ des IT-Handels?

Verbraucher, die Wert auf ökologisch angebaute Lebensmittel legen, kaufen im Bio-Laden. Wohin aber wenden sich Verbraucher, die auch bei der Auswahl ihres IT-Equipments Wert auf ökologische Faktoren legen? Eine Marktlücke schreit "Hier bin ich!“

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Von
  • Damian Sicking

Lieber Ralf Fink, Gründer und Chef des Systemhauses RF-Computer in Rheine,

Verbraucher, die Wert auf ökologisch angebaute und verträgliche Lebensmittel legen, wissen, wo sie sie bekommen: in den Bio-Läden dieser Welt. Wohin aber wenden sich Verbraucher, und Unternehmen, die auch bei der Auswahl ihres IT-Equipments Wert auf ökologische Faktoren legen? Tja, wohin? Ich weiß es nicht. Ich fürchte, sie werden sich selbst in mühevoller und zeitaufwändiger Kleinarbeit anhand von Prospekten, Zeitschriftenartikeln und Internetseiten schlau machen müssen. Eigentlich ein Skandal, finden Sie nicht? Ich frage mich wirklich, warum bisher noch kein IT-Händler darauf gekommen ist, sich als "Bio-IT-Laden“ zu spezialisieren. Oder gibt es so jemanden? Mit dem würde ich gerne mal ein Interview machen.

Zwar teile ich die Meinung des Deutsche-Bank-Analysten Dr. Stefan Heng, dass die „IT nicht grün ist und es niemals sein wird". Aber Tatsache ist trotzdem, dass es Produkte gibt, die weniger umweltbelastend sind als andere, die also zwar nicht ökologisch unbedenklich, aber eben weniger schädlich sind. Dies ist übrigens auch der wesentliche Grund, warum ich den Ausdruck "Green-IT“ für einen Etikettenschwindel halte. Aber ich muss zugeben, dass mir ein richtig guter Ausdruck auch noch nicht eingefallen ist.

"Bio-IT-Laden“ ist natürlich auch nicht gut, aber ich nehme ihn jetzt trotzdem mal als Arbeitsbegriff her. Als ich vorgestern an meiner Kolumne "Bei der IT ist Öko wichtig, die Farbe aber auch“ schrieb, fiel es mir wie Schuppen von den Augen. Hier ist ein wachsender Markt, der vom IT-Handel noch überhaupt nicht zur Kenntnis genommen worden ist. Ich jedenfalls bin fest davon übezeugt, dass die Zahl der Menschen stark wächst, die beim Kauf ihres PCs und des sonstigen IT-Gedöns auch ökologische Faktoren in ihre Kaufentscheidung mit einfließen lassen, zumindest hier in Deutschland und anderen westlichen Ländern. Oder glauben Sie, ich bin der einzige, den die Angaben der Vereinten Nationen schockiert haben, wonach für die Herstellung eines einzigen PCs etwa 240 Kilogramm fossiler Brennstoffe benötigt werden, dazu 1500 Liter Wasser und 22 Kilogramm Chemie? Ich bin bestimmt nicht das, was man landläufig einen "Öko“ nennt, aber wie wir mit unserem Planeten umgehen, ist mir trotzdem nicht egal. "There is no planet B“ habe ich auf einem Transparent gelesen, das ein Demonstrant beim Weltklima-Gipfel in Kopenhagen hoch hielt. Wohl wahr!

Mit anderen Worten: Auch und gerade unter Marktaspekten öffnet sich hier für den IT-Handel ein sehr interessantes und lukratives Betätigungsfeld. Der Händler – stationär oder online –, der sein Sortiment nach ökologischen Kriterien zusammenstellt, erbringt für den Kunden eine echte Serviceleistung, in dem er dem Kunden die ganze Last der Recherche abnimmt und "ökologische“ Produkte anbietet. Die Nonprofit-Organisation Weed hat in diesem Zusammenhang die sehr informative und lesenswerte Broschüre "Buy IT fair - Leitfaden zur sozial-ökologischen Beschaffung von Computern“ herausgebracht und die wesentlichen Umweltschutz-Kriterien für IT-Geräte aufgeführt, nämlich:

  • Energieeffizienz (geringer Energieverbrauch, Energiesparfunktion)
  • Recyclingfähigkeit (Einsatz besonders recyclingfähiger Materialien)
  • Reduzierung von Schadstoffen (bromierter Flammschutz, Berylium u.a.)
  • Geringe Werte für Strahlung, Lärm und Emissionen
  • Verminderung der Verpackungsvolumina
  • Rücknahmegarantie und gesicherte umweltgerechte Entsorgung

Dass das Verkaufspersonal in den "Bio-IT-Läden" entsprechend geschult und thematisch absolut sattelfest sein muss, versteht sich von selbst.

Lieber Herr Fink, ich bin so was von begeistert von meiner Idee des "Bio-IT-Ladens“, dass ich diesen Gedanken sofort umsetzen würde, wenn ich IT-Händler wäre. Was für eine tolle Möglichkeit, sich vom Wettbewerb zu differenzieren und ein eigenes starkes Profil aufzubauen! Und ich bin hundertprozentig davon überzeugt, dass man mit dieser Spezialisierung ein ganzes Stück aus der leidigen Preisdiskussion herauskommt. Der Verbraucher weiß schließlich, dass "Bio“ oder "Öko“ teurer ist, und er ist bereit, diesen Aufpreis zu zahlen.

Gerade Sie als Kyocera-Mita-Vertriebspartner sind nach meinem Dafürhalten prädestiniert, diesen Gedanken umzusetzen. Denn für Kyocera ist bekanntlich "die harmonische Koexistenz mit der Natur und der Gesellschaft die Grundlage aller Geschäftsaktivitäten“ wie es auf der Kyocera-Homepage heißt. Also, wann fangen Sie an?

Beste Grüße!

Damian Sicking

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