Zähes Ringen

Seite 3: Wie man mehr Gehalt bekommt

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Yasmine Limberger, Personalmarketing, Avanade Deutschland

(Bild: Avanade)

Yasmine Limberger arbeitet seit mehr als 15 Jahren in der IT-Beratung. Sie verantwortet bei Avanade Deutschland den Bereich Personalmarketing und hat langjährige Erfahrungen in der Auswahl von IT-Fach- und Führungskräften.

iX: Was raten Sie Bewerbern, die ein möglichst gutes Gehalt aushandeln wollen?

Limberger: Die Gehaltssteigerungen sind trotz Fachkräftemangels nicht besonders signifikant. Die Zeiten, in denen IT-Profis utopisch hohe Gehälter verlangen konnten, sind vorbei. Die Unternehmen verhalten sich vorsichtiger und kostenbewusster. Auch wenn das Gehalt eines der wichtigsten Kriterien beim Jobwechsel darstellt, ist Geld nicht alles. Der ITler sollte durchaus die Marktgehälter im Blick haben, aber sie mit seinem eigenen Profil und seinen Standortgegebenheiten abgleichen.

Viel wichtiger sind aber die Motivationsfaktoren wie Verantwortung, Inhalte der Arbeit, Innovationsbereitschaft des Arbeitgebers, Weiterentwicklungsmöglichkeiten et cetera. Wer heute nur wegen "mehr Gehalt", den Job wechseln will, denkt falsch. Denn die Arbeit soll ja letztlich Spaß machen und zu den individuellen Qualifikationen und Erfahrungen passen.

iX: Wie kriegt man es trotzdem hin, dass man nicht auf seiner derzeitigen Gehaltsstufe "sitzen bleibt"?

Limberger: Wer sich seit Jahren gehaltlich nicht bewegt hat oder sich falsch eingestuft fühlt, dem ist zu raten, ein offenes Gespräch mit dem Vorgesetzten zu suchen und dabei seinen eigenen Mehrwert und seine Entwicklung über die Jahre darzustellen. Wichtig bei Gehaltsgesprächen sind immer der richtige Augenblick sowie überzeugende Argumente. Gleichzeitig sollte man sachlich und offen in die Diskussion einsteigen und sich vorher genau überlegen, was man sich realistisch vorstellt. Man muss versuchen, seinem Vorgesetzten mit Alternativen zu begegnen und nicht einfach eine Gehaltserhöhung fordern. Zum Beispiel könnte man anbieten: Aufgrund der anhaltend sehr guten Leistungen, die in einem Jahresgesprächsprotokoll dokumentiert sein sollten, könnte der Bonus dieses Jahr auch mit einer fixen Gehaltsanpassung einhergehen. Alternativ könnte man anbieten, die Arbeitszeiten flexibler zu gestalten, oder auch mal im Home Office zu arbeiten. Statt mehr Geld zum Beispiel Freizeitausgleich fordern.

Wer an einer Fortbildung teilgenommen hat oder ein Projekt erfolgreich geleitet hat, kann mit der Argumentation in die Verhandlung einsteigen, dass man sich messbar weiterentwickelt hat und es deshalb an der Zeit ist, das Gehalt auf eine neue Stufe zu heben. Das Gleiche gilt auch im Bewerbungsgespräch. Hier sollte man darstellen, wie sich das aktuelle Gehalt zusammensetzt und was man sich für den neuen Job an Gehalt vorstellt. Beim Vergleich ist nicht das Fixgehalt entscheidend, sondern das Gesamtpaket. Auch beim Jobwechsel kann es nicht schaden, zu erwähnen, welche Kompetenzen man mitbringt, die dem neuen Arbeitgeber einen Mehrwert liefern. Das Ganze darf natürlich nicht arrogant rüberkommen, sondern muss überzeugend sein.

Literatur

  1. Yasmine Limberger; IT Survival Guide: Karriere- und Alltags-Ratgeber für Einsteiger und Professionals in der IT-Branche; entwickler.press 2010

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