Zur Kündigung von EP-Chef Oliver Haubrich

Die Nachricht von der Kündigung ihres Chef traf die Mitarbeiter von ElectronicPartner angeblich wie der viel zitierte Blitz aus heiterem Himmel. In der Chefetage selbst aber war der Himmel schon lange nicht mehr heiter.

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Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Damian Sicking

Ex-EP-Chef Oliver Haubrich

(Bild: EP)

Lieber Ex-EP-Chef Oliver Haubrich,

in Bezug auf das beliebte Managment-Spiel "Bäumchen-wechsel-dich" fängt das neue Jahr so an, wie das alte aufgehört hat: mit viel Bewegung. Die Kündigung von Ex-BenQ-Geschäftsführer Michael Grote, über die wir vor einer Woche berichtet haben, fällt ja streng genommen noch in das vergangene Jahr. Ganz frisch sind der Wechsel des ehemaligen Utax-Geschäftsführers Michael Becker, der in gleicher Position zu Toshiba-Tec nach Neuss wechselt. Seinen Job bei dem norddeutschen Kopiereranbieter übernimmt Thomas Grethe, bisher Vertriebschef bei Ricoh. Eine aus Channelsicht spektakuläre Meldung kommt von HP: Channel-Managerin Dorit Bode hat gekündigt; Unternehmenskenner vermuten, dass die Auflösung der Channelabteilung (SPO) Ende vergangenen Jahres der Grund für ihre Entscheidung ist.

Für mich die überraschendste Meldung aber kam aus Düsseldorf, nämlich aus dem Unternehmen, für das Sie seit 2005 als Vorsitzender der Geschäftsführung Verantwortung tragen. In einer recht lapidaren Meldung teilte ElectronicPartner in der vergangenen Woche mit, dass Sie aus dem operativen Geschäft aussteigen und den Job an Dr. Jörg Ehmer übergeben. Was besonders auffiel: Während der Verwaltungsrat dem ebenfalls ausscheidenden EP-Manager Dr. Sven-Olaf Krauss ausdrücklich "für seine sehr wertvolle Arbeit“ dankt, steht hinter Ihrem Namen kein einziges Wort des Bedauerns oder des Dankes. Was ein klares Indiz dafür ist, dass Ihre Kündigung alles andere als im guten Einvernehmen erfolgte.

Was genau die Hintergründe für Ihre Kündigung sind, darüber deckt man in Düsseldorf den Mantel des Schweigens. Aber so viel scheint festzustehen: Zwischen Ihnen und Ihrem Onkel Hartmut Haubrich, dem noch immer mächtigen Mann im Hintergrund, hat es heftig gekracht. Sie, lieber Herr Haubrich, hatten ja Mitte 2005 das Amt des EP-Chefs von Ihrem Onkel Hartmut übernommen. Damals war Ihr Onkel noch voll des Lobs über Sie. "Ich bin überzeugt, dass wir mit den Veränderungen in der Geschäftsführung alle Voraussetzungen geschaffen haben, um ElectronicPartner im immer härteren Wettbewerb in eine gute und erfolgreiche Zukunft zu führen", sagte er seinerzeit. Die Geschäftsentwicklung verlief unter Ihnen ja auch gar nicht so schlecht und soll auch nicht der Grund für das Zerwürfnis sein. Eher ist es eine Folge der problematischen Führungskonstruktion, nach der die Geschäftsführung kaum mehr ist als das ausführende Organ des Verwaltungsrates, der die wirklich wichtigen und strategischen Entscheidungen trifft und dessen Vorsitzender Onkel Hartmut nach wie vor ist. (Schon der Abgang des ehemaligen Comteam-Geschäftsführers Claas Eimer im vergangenen Jahr soll damit zu tun haben, dass Eimer sich mit seiner Rolle als Handlanger nicht zufrieden geben wollte. Comteam ist der Systemhausverbund in der EP-Gruppe.) Für einen selbstbewussten Mann mit eigenen Ideen wie Sie ist das auf Dauer natürlich schwer zu ertragen.

Handelsblatt vom 11.1.2009

Amüsant fand ich übrigens die Berichterstattung über Ihren Ausstieg im Handelsblatt am vergangenen Montag. Amüsant war weniger der Artikel selber, sondern vielmehr die Gesamtkomposition der Seite: Denn während der Artikel über den misslungenen Generationswechsel und die Probleme zwischen Ihnen und Ihrem Onkel berichtet, prankt darunter eine große Anzeige mit der Überschrift "Die Macht der Familie“ (siehe Foto). Ja, die liebe Familie, die kann man sich bekanntlich nicht aussuchen. Zur Aufheiterung zwei Zitate zum Thema: "Als Gott am sechsten Schöpfungstag alles ansah, was er gemacht hatte, war zwar alles gut, aber dafür war auch die Familie noch nicht da.” Stammt von Kurt Tucholsky. Und der Altmeister der Krimiliteratur Alfred Hitchcock sagte: "Alle schlechten Eigenschaften entwickeln sich in der Familie. Das fängt mit Mord an und geht über Betrug und Trunksucht bis zum Rauchen.“

Lieber Herr Haubrich, in absehbarer Zeit werden Sie jetzt wohl nicht mehr so lesenswerte Interviews geben und über Sie werden auch nicht mehr so interessante Artikel geschrieben. Aber das sollte für Sie wirklich kein Grund sein, mit dem Rauchen anzufangen.

Alles Gute!

Damian Sicking

Und hier die Antwort von Oliver Haubrich.

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