Des Pudels Kern
Er ist niedlich, kann auf Handzeichen Salto machen, lässt sich per Tablet fernsteuern und neue Kunststücke beibringen, – und nervt mit seinem Kläffen den ganzen Tag. Letzteres vor allem war der Grund, warum dieser kleine Roboter-Hund (lat. Canis lupus technicus) auf dem Seziertisch landete. Gucken wir uns mal seine inneren Organe an.
Kinder finden ihn einfach toll, diesen Plastik-Welpen. Er läuft ihnen nach, reagiert auf Rufen, möchte aber auch gefüttert und gestreichelt werden, sonst fängt er an zu heulen. Und dann das Schwänzchen-Wackeln und dieser Dackelblick aus den LED-illuminierten Augen … Wenn nur nicht das ständige Kläffen wäre. Deshalb sollte dieser Hund ursprünglich geöffnet werden, um seine Stimme lahmzulegen. Aber wenn seine Bauchhöhle schon geöffnet ist, kann man sich auch gleich die restlichen lebensnotwendigen Organe näher betrachten. Eventuell lässt er sich ja durch eine Hirntransplantation gegen einen Raspberry Zero etwas intelligenter machen.
Die Sensoren in seinem Kopf sind dazu durchaus geeignet: eine Photodiode, zwei Reflexlichtschranken und ein Mikrofon. Das wird zur Fernsteuerung des Hundes via Tablet-App benutzt. Das Tablet sendet über seine Lautsprecher für Menschen kaum hörbare Klicks aus, die vom Mikrofon empfangen und vom Prozessor dekodiert werden. Das funktioniert ganz gut in ruhigen Räumen, jedes Geräusch stört jedoch die Befehlsübertragung mehr oder weniger. Und in welchem Kinderzimmer ist es schon ruhig? Apropos Ruhe: Ganz vorn im Brustkorb sitzt der fürs Kläffen zuständige Lautsprecher. Trennt man einen der Anschlussdrähte durch, ist der kleine Plastikpudel nur noch ein stiller Schoßhund. —hgb