Make Magazin 5/2019
S. 24
Werkstattberichte

Machwerk Hennef eröffnet

Lokale Kooperationen für einen gut ausgestatteten Makerspace

In einem der größten Landkreise Deutschlands, dem Rhein-Sieg-Kreis, gibt es seit Anfang September mit dem Machwerk ein erstes Fablab. Zur Eröffnung waren neben dem Bürgermeister auch Vertreter der zahlreichen Kooperationspartner vor Ort, die sich zusammengetan hatten, um einen Makerspace für eine ländliche Region zu gründen. So unterstützt etwa die Volkshochschule Rhein-Sieg den gemeinnützigen Verein Machwerk und sein Projekt finanziell. Neben Möglichkeiten des Wissenstransfers sollen im Machwerk auch neue Ideen für das Leben in Stadt, Dörfern und der gesamten Region entstehen.

Bild: Machwerk Hennef

Weitere Förderung gibt es von der Staatskanzlei Nordrhein-Westfalen und ihrem Programm für Medienkompetenz. Außerdem wurden Kooperationen mit weiteren MINT- und Jugendprojekten gestartet. Mit den „Machzwergen“ des Vereins Freie Netzwerker wird etwa ein Kinder- und Familienprogramm für Coding und Making im Machwerk stattfinden. Auch die Idee für den Makerspace stammt aus dem Verein, der sich als digitaler Ortsverschönerungsverein für Hennef und Umgebung versteht und etwa den örtlichen Freifunk und das offen nutzbare IoT-Netz „TTN Rhein-Sieg“ betreibt. Ganz anfassbar gibt es nun eine „Druckerfarm“ mit fünf 3D-Druckern, einen Lasercutter, CNC-Fräsen, eine Stickmaschine und weitere Maschinen zum Arbeiten mit Holz und Elektronik. hch

Reparatur-Festival Fixfest

Ein Wochenende rund um die Zukunft der Reparatur

Für das zweite Fixfest Reparatur-Festival kamen Ende September 250 Maker aus 14 Ländern nach Berlin. Sie waren sich einig: Ein Recht auf Reparatur muss sein, gleichzeitig braucht es mehr Zusammenarbeit und Austausch. Während des Festivals wurde daher eine neue EU-weite Kampagne für das Recht auf Reparatur vorgestellt und gestartet. Ein begleitender Bericht legt detailliert dar, wie groß die Auswirkungen auf Wirtschaft und Umwelt sein könnten. Wenn die Lebensdauer von Smartphones, Staubsaugern, Laptops und Waschmaschinen jeweils nur um ein Jahr verlängert würde, würden wir jedes Jahr 4 Millionen Tonnen CO2 vermeiden, etwa so viel wie 2 Millionen Autos pro Jahr in die Luft pumpen.

Bilder: Mark Phillips / Runder Tisch Reparatur (CC 4.0 BY-SA)

„Sobald etwas verkauft ist, verliert es an Wert,“ erklärte Melanie Jaeger-Erben, Professorin für Nachhaltigskeitsforschung der TU Berlin. Sie plädierte dafür, „die ständige kulturelle Produktion von Wertlosigkeit“ zu beenden. Tatsächlich würden 77 Prozent aller EU-Bürger gerne vorhandene Objekte reparieren, statt neue zu kaufen. Aber dazu fehlten oft die Kenntnis, Werkzeuge oder gar die Erlaubnis.

Veranstalter des Berliner Reparatur-Festivals war der Runde Tisch Reparatur, der sich mit weiteren Initiativen für das Recht auf Reparatur einsetzt. Das nächste Fixfest ist für 2021 geplant, bis dahin werden regionale Veranstaltungen in Belgien und Skandinavien stattfinden. Grace Dobush/hch

Projekttag mit Reißzweckenorgel

Schule feiert 10-jähriges Bestehen mit Make-Projekt

Im brandenburgischen Falkensee hat das Vicco-von-Bülow-Gymnasium im August sein 10-jähriges Bestehen mit einem kreativen Projekttag begangen. Die Schülerinnen und Schüler konnten aus verschiedenen Projekten wählen, darunter auch den Bau der Reißzweckenorgel aus Make 6/16, die Lehrer Kai Neuse mit seiner Technik-AG anbot. „Die Jungs von der Technik-AG bauten vorab eine Reißzweckenorgel und danach konnten sie problemlos andere Schüler anleiten“, so Neuse. Die ausgedruckte Vorlage klebten die Jungs mit Tapetenkleister auf Leimholz-Platten, die ihr Lehrer kostensparend aus alten Lautsprecher-Boxen aus den 70er Jahren zu Hause zurechtgeschnitten hatte. „Wenn man eine Technik-AG leitet, bekommt man oft Sachen geschenkt, die andere entsorgen wollen, wie zum Beispiel auch diese Lautsprechergehäuse.“

Bild: Vicco-von-Bülow-Gymnasium Falkensee

Die Vorlagen wurden vorab noch mit den Reißzwecken bestückt und alle Teile auf Tabletts zurechtgelegt. Dann konnte es losgehen. Das Projekt war zeitlich offen, so dass sich die 10 angebotenen Plätze nach und nach füllten. In der Regel waren die Kinder gut zwei Stunden mit dem Löten beschäftigt. Für die meisten war es das erste Mal, dass sie einen Lötkolben in der Hand hatten. Dank der breiten Reißzwecken war es jedoch einfach, gut leitende Verbindungen zu setzen. Ein selbst angefertigtes Produkt mit nach Hause zu nehmen ist für die Schüler immer etwas Besonderes. Dass man mit bloßen Fingern auf der Orgel spielen kann, sorgte ebenfalls für große Faszination. Zwar verursachte der Körperwiderstand eine ordentliche Schieflage der Töne, aber darum geht es beim Ausprobieren gar nicht mehr. hch