Darf ich private Daten posten und trotzdem mehr Datenschutz wollen?
Private Fotos posten, die Telefonnummer, E-Mail-Adresse und den Beziehungsstatus veröffentlichen und gleichzeitig mehr Datenschutz fordern? Darf ich das? Irgendwann taucht in Datenschutz-Debatten immer das Argument auf: Die Menschen teilen sich doch so bereitwillig über Facebook mit, da können sie doch nicht ernsthaft Staat oder Unternehmen so penibel auf die Finger schauen. Doch der Widerspruch „ist eigentlich keiner“, sagt Oliver Bendel, Wirtschaftsinformatiker und Informationsethiker an der Fachhochschule Nordwestschweiz FHNW in Basel: „Ich kann ja daran interessiert sein, dass fremde personenbezogene Daten geschützt werden, etwa die meiner Kinder. Zugleich kann ich mich dafür entscheiden, bei meinen persönlichen Daten freizügig zu sein.“ Wichtig ist für Bendel letztlich, „dass die Entscheidung über meine Daten bei mir liegt“.
Bei sozialen Medien ist dies zunächst der Fall. Jeder kann entscheiden, was er postet. Dann hört die Kontrolle aber schon auf. Zwar kann man bei Facebook etwa einstellen, wer von den eigenen Kontakten bestimmte Daten sehen darf: Die Plattform erwirbt aber eine „nichtexklusive Lizenz“ für die Nutzung der Inhalte und leitet die Daten in die USA weiter, wo sie zu Geld gemacht werden. Ob sich das durch die Forderung nach mehr Datenschutz ändern wird, darf bezweifelt werden. „Trotzdem ist das Beharren darauf sinnvoll“, sagt Bendel. Durch den vermehrt laxen Umgang mit Daten drohe sonst die Aufweichung des Rechts. Die Politik könnte sich auf die scheinbar veränderte Geisteshaltung beziehen und einen schwächeren Datenschutz durchsetzen, warnt der Experte. DENIS DILBA