MIT Technology Review 9/2017
S. 66
Horizonte
TR 50

Sunfire

Luft statt Öl

Strom, Luft und Wasser – daraus stellt das Dresdner Start-up einen Ersatz für Erdöl her. Er kann als Treibstoff oder als chemischer Rohstoff dienen.

Die Idee könnte nicht verlockender sein. Autos fahren mit einem Treibstoff, der nur aus Kohlendioxid aus der Luft und aus Wasser hergestellt wird. Die Dresdner Firma Sunfire hat diesen Traum verwirklicht. Auf dem Betriebsgelände des Unternehmens kann man seit ein paar Monaten synthetischen Sprit mit dem Namen „Blue Crude“ tanken. Er wird mit Strom hergestellt. „Strombasierte Kraftstoffe und Gase sind eine vielversprechende Ergänzung zum Einsatz von Strom in batteriebetriebenen Elektroautos, da sie schon jetzt mit der heutigen Infrastruktur kompatibel sind“, erklärt Nils Aldag, Chief Commercial Officer von Sunfire. Derzeit plant das Unternehmen eine Pilotfabrik in Norwegen. Die 20-Megawatt-Anlage soll jährlich 8000 Tonnen herstellen.

Sunfire-Mitgründer Nils Aldag mir einem Glas „Blue Crude“, das allerdings nicht blau ist. Foto: Sven Döring / Agentur Focus

Der dafür nötige chemische Prozess ist seit fast 100 Jahren bekannt. Franz Fischer und Hans Tropsch stellten 1925 ein alternatives Verfahren zur Benzinherstellung vor. Die beiden deutschen Chemiker wollten das Kokereigas sinnvoll verwenden, das bei der Herstellung von Koks für die Stahlindustrie in großen Mengen nutzlos abgefackelt wurde. Sie entdeckten, dass dieses Gemisch aus Wasserstoff, Methan und Kohlenmonoxid an der Oberfläche von Katalysatoren langkettige Kohlenwasserstoffe bildet. So stellten sie Flüssiggase, Benzin, Diesel, Kerosin und Wachs her.

Sie wollen wissen, wie es weitergeht?

Synlogic

Bakterien als Sanitäter

Genetisch aufgerüstete Bakterien helfen bei Darmkrankheiten.

Synlogic gäbe es wohl nicht, wenn dem Risikokapitalgeber Atlas Venture nicht die Forschung von James Collins und Timothy Lu vom Massachusetts Institute of Technology (MIT) aufgefallen wäre. „Wir erzählten ihnen, wie man Bakterien genetisch so programmieren kann, dass sie als lebende Helfer bei der Diagnose und Therapie von Krankheiten dienen können“, erinnert sich Collins. Nun rüstet die MIT-Ausgründung im amerikanischen Cambridge seit 2013 Mikroorganismen aus, damit sie schwere Infektions- und Stoffwechselkrankheiten bekämpfen können (siehe TR 1/2016, S. 76).

Das Unternehmen konzentriert sich zunächst auf seltene genetische Stoffwechselkrankheiten wie Störungen des Harnstoffzyklus (Urea Cycle Disorders) und die Phenylketonurie. Im ersten Fall kann der Körper kein Ammoniak und im zweiten die Aminosäure Phenylalanin nicht abbauen. Dabei kommt es zu gefährlich hohen Mengen an Giftstoffen im Körper. „Bei Harnstoffwechselstörungen stammen etwa 60 Prozent des Ammoniaks im Blut aus dem Darm. Wenn wir das Ammoniak dort abfangen, könnten wir die Menge im Blut senken“, sagt Geschäftsführer Jose-Carlos Gutiérrez-Ramos. Bisher ist Synlogic das nur in Tierversuchen gelungen, aber jetzt hat das Unternehmen eine erste klinische Studie mit Patienten gestartet.