Ein erster Blick auf Fedora 9

Seite 2: Desktop, Multimedia

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Den bei der Standard-Installation aufgespielten Gnome-Desktop liefert Fedora 9 in der aktuellen Version 2.22.1 mit. Bei KDE setzt das Fedora-Projekt auf die Version 4.0.3 – ein Update auf die kürzlich freigegebene Version 4.0.4 wurde bereits vorbereitet und soll nach einer Testphase nachgeliefert werden (siehe auch Neues in KDE 4.0). Von KDE 3.5 liegen nur einige wenige Komponenten bei, für die es noch keine zuverlässigen KDE4-Varianten gibt. Xfce 4.4.2 und einige andere Desktop-Oberflächen sind nicht auf dem regulären Installationsmedien enthalten; man kann sie aber während oder nach Abschluss der Installation aus den Online-Paket-Depots nachinstallieren.

3D-Effekte lassen sich auf Mausklick aktivieren.

Standard-Browser ist eine Beta-Version von Firefox 3; die weiteren geplanten Vorabversionen und das finale Release des Browser will das Fedora-Projekt als Update bereitstellen. Im Testbetrieb lief die Firefox-Beta ebenso zuverlässig wie ein Firefox 2. So manche Firefox-Extension ist für für 3er-Serie allerdings noch nicht verfügbar, was einige Anwender wohl vor Probleme stellen dürfte. Firefox greift zur Rechtschreibprüfung nun genau wie OpenOffice und zahlreiche andere Anwendungen auf Hunspell zurück – das manuelle Nachinstallieren und Pflegen von Wörterbrüchern im Browser entfällt so. Zudem steckt die Rendering-Engine von Firefox nun unabhängig vom Browser im Paket XULRunner, auf das neben Firefox auch zahlreiche andere Anwendungen zurückgreifen.

Aus der Vielzahl der Neuerungen waren die bislang genannten nur die sprichwörtliche Spitze des Eisbergs. So wollen die Entwickler erneut die Bluetooth-Unterstützung in GNOME verbessert haben. PulseAudio aktualisierten die Entwickler, was einige der anfänglichen Schwierigkeiten des mit Fedora 8 eingeführten Sound-Servers beseitigen soll. OpenOffice wurde in Version 2.4 Beta integriert. Als Anmeldemanager kommt GDM in einer stark überarbeiteten Version zum Einsatz und über ein neues, auf die RandR-Extension aufsetzende Programm lassen sich Bildschirme zur Laufzeit konfigurieren.

Der Installer unterstützt nun zudem das Verschlüsseln und Verkleinern von Partitionen. Auch am NetworkManager feilten die Fedora-Entwickler wieder fleißig und erweiterten ihn unter anderem um Ad-hoc- und PPP-Unterstützung – letzteres ist unter anderem für GSM/CDMA-Karten interessant. Nach einer Installation kümmert sich der bislang optionale NetworkManager nun standardmäßig um die Verwaltung aller Netzwerkgeräte.

Zur Paketverwaltung kommt weiterhin Yum zum Einsatz – das Update-Applet Pup und das Paket-Installationsprogramm Pirut wurden jedoch von den zu PackageKit gehörenden Anwendungen ersetzt, die wie ihre Vorgänger auf Yum zurückgreifen. Das Paketverwaltungs-Werkzeug spielt bei x86-64-Systemen auf Wunsch nun nur noch 32-Bit-Pakete ein, wenn es dazu einen Grund gibt.

Die neue Fedora-Version nutzt erstmals Upstart zur System-Initialisierung – den bei früheren Fedora-Versionen bereits recht langsamen Systemstart hat das aber auch nicht sonderlich beschleunigt. Zum Abspielen von Flash installiert Fedora 9 automatisch swfdec, das auf das GStreamer-Backend zurückgreift; die Alternative gnash liegt ebenfalls bei, der proprietäre Flash-Player von Adobe fehlt wie üblich. Nachdem Fedora 8 die experimentelle Java-Laufzeitumgebung IcedTea mitbrachte, haben die Fedora-Entwickler nun eine Beta-Version von OpenJDK inklusive eines Java-Plugins für den Webbrowser integriert.

Ein Upgrade von einer älteren Fedora-Version auf die jetzt vorgestellte muss man nun nicht mehr wie früher mit den Installationsmedien durchführen. Stattdessen soll PreUpgrade nur die nötigen Pakete herunterladen und alle Systemvorbereitungen treffen, bevor nach einem Reboot die aktualisierten Pakete eingespielt werden. Erfahrene Anwender können das Update auch zur Laufzeit mit yum einspielen; das Fedora-Wiki liefert dazu einige Hinweise.

Das mit Fedora 8 eingeführte Programm Codeina zum Nachinstallieren der von Fluendo teils kostenlos, teils für einige Dollar angebotenen Multimedia-Codecs wurde nach längeren Debatten noch in der Distribution gelassen. Eigentlich hatte sich die Projekt-Leitung nach der Kritik schon dazu entschlossen, das Programm zu entfernen, dann die Entscheidung aber erneut überdacht; in den kommenden Monaten will das Fedora Board darüber diskutieren, ob ein Programm, das proprietäre Software nachinstalliert, im Rahmen des normalerweise strikt auf Open-Source-Software setzenden Fedora akzeptabel ist.

Die mit Fedora vertrauten Anwender dürften dem Codec Buddy allerdings kaum Beachtung schenken – mit ATrpms, Freshrpms und rpm.livna.org gibt es RPM-Depots für Fedora, die die für die Wiedergabe von gängigen Audio- und Video-Formaten benötige Software zur einfachen Installation über den Paketmanager vorhalten.