G-haltvoll: Canon PowerShot G12 im Test

Canons PowerShot-G-Serie steht seit zehn Jahren für SLR-ähnlichen Funktionsumfang im Gehäuse einer Kompaktkamera. Das jüngste Modell setzt bewährte Traditionen fort, zeigt in modernen Disziplinen aber auch Schwächen.

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Lesezeit: 14 Min.
Von
  • Robert Seetzen
Inhaltsverzeichnis

Kräftige Statur: Die G12 passt in Mantel-, nicht aber in Hosentaschen

Bereits die erste von nunmehr zehn PowerShot-G-Kameras brachte einen dreh- und schwenkbaren Monitor, Anschluss für externe E-TTL-Blitze und umfangreiche Belichtungsoptionen mit – Merkmale also, die auch an der G12 auf Anhieb auffallen. Auflösung, Rauschverhalten und ISO-Spektrum der aktuellen PowerShot-Generation haben mit den Leistungen der G-Pioniere allerdings kaum noch etwas gemein.

Typ, Auflösung: CCD, 10 Megapixel
Abmessungen: 1/1,7 Zoll, Fläche ca. 43 mm²
Empfindlichkeit (ISO): Auto, 80 - 3.200, bei 2,5 MP bis 12.800
Sensor-Stabilisierung: nein

Bildsensoren des Typs 1/1,7 Zoll bieten zwar nur etwa fünf Prozent der Fläche eines Kleinbildnegativs, aber fast doppelt so viel wie die bei Kompaktkameras üblichen 1/2,5"-Typen. Dabei liefert die PowerShot G12 eine fast ebenso hohe Auflösung wie die 2002 von Canon vorgestellte Vollformat-SLR EOS 1Ds. Das seinerzeit gut 10.000 Euro teure Flaggschiff war, ganz im Sinn höchster Bildqualität, auf eine maximale Empfindlichkeit von ISO 1250 limitiert. Die im Internet für rund 500 Euro erhältliche PowerShot G12 soll trotz ihres vergleichsweise winzigen Sensors sogar bei ISO 3.200 noch passable Resultate abliefern: Deutlicher lassen sich die gewaltigen Fortschritte der Bildwandler-Technik kaum formulieren, auch wenn die Rauscharmut der G12 natürlich nicht an die des 1Ds-Vollformat-Sensos heranreicht.

Homogene Flächen, feine Details, äußerst geringe Rauschanteile bei ISO-Minimaleinstellung. Im Modus "Wenig Licht" nur 2,5 Megapixel, bis ISO 8000 eine akzeptable Notlösung

Ein Blick auf die ISO-Testreihe zeigt, dass Wunsch und Wirklichkeit keineswegs auseinander klaffen. Bei ISO 100 und 200 wirken Flächen bemerkenswert homogen, vergleichbare Resultate kannte man bis vor kurzem am ehesten von Sensoren der Four-Thirds- und APS-C-Klasse. Sogar ISO 400 kommt trotz erkennbar tätiger Entrauschung noch für den dauerhaften Einsatz in Frage. Mit ISO 800 aufgenommene Fotos lassen zwar bereits ernstere Texturverluste erkennen, der weiterhin geringe Anteil sichtbaren Bildrauschens erlaubt dennoch ansprechende Druckausgaben bis DIN A4. Im Betrieb mit ISO 1600 nimmt der Texturverlust bei weiterhin geringen Rauschanteilen deutlich zu, für HDTV-Präsentationen genügen solche Bilder dennoch. Die höchste manuell einstellbare Empfindlichkeit beträgt ISO 3200, hier dürften die Zeichnungsverluste bei großformatiger HDTV-Wiedergabe auch ungeschulten Betrachtern auffallen.

Noch höhere, allerdings ausschließlich automatisch gewählte Empfindlichkeitsstufen hält der Betriebsmodus "Wenig Licht" bereit. Bei einer auf 2,5 Megapixel reduzierten Auflösung schaltet die G12 hier auf Empfindlichkeiten von maximal ISO 12.800. Fünfstellige ISO-Werte gehen allerdings mit massiven Zeichnungsverlusten einher, ISO 12.800 liefert lediglich passabel erkennbare Skizzen des Motivs. Einstellungen im Bereich von ISO 8000 wiederum bieten eine zumindest akzeptable Notfalloption für kleinformatige Drucke oder die Monitor- und Fernsehwiedergabe.

Bauweise: fest montiertes, motorbetriebenes 5-fach-Zoom
Brennweite: 6,1 – 30,5 mm (äquiv. Kleinbild: 28 – 140 mm)
Horizontaler Bildwinkel: ca. 63° - 10°
Blendenöffnung: f/2,8 - f/4,5
Fokussierung: kontrastgesteuerter Autofokus, manuell
Optische Stabilisierung: ja

Dem Brennweitenspektrum klassischer Superzooms hinkt die PowerShot G12 ein Stück hinterher. Ihr Fünffachzoom bietet mit einer Brennweite von 28-140 mm (äquiv. KB) dennoch genügend Flexibilität für gängige Aufgabenstellungen. Der wenig griffige, als Ring um den Auslöser montierte Zoomhebel steuert die Brennweite in lediglich zwölf Schritten. Nach dem Loslassen des Zoomhebels fällt zudem häufiges Nachlaufen auf. Ein Vorbild mit besser geglückter Zoomsteuerung findet Canon im eigenen Haus: Das Zehnfach-Zoom der vor kurzem in Heise Foto vorgestellten Ixus 1000 HS wird mit zwei Zoomgeschwindigkeiten und in 80 Schritten gesteuert.

Das AF-System der G12 lässt weniger Raum für Kritik. Auch in maximaler Telestellung bei schwacher Beleuchtung ist die Fokussierung fast immer in deutlich weniger als einer Sekunde erledigt. Unter Tageslichtbedingungen liegt die Fokussierzeit nach subjektivem Eindruck nur geringfügig über den Leistungen einer Mittelklasse-SLR mit Phasen-Autofokus. Manuelles Fokussieren unterstützt die G12 mit einer automatisch eingeblendeten Fokuslupe, die Steuerung übernimmt ein um den rückseitigen Vierwegetaster platziertes Drehrad.

Die minimale Nahgrenze erreicht die G12 bei maximalem Weitwinkel und nur mit starken, tonnenförmigen Verzeichnungen

Makroaufnahmen fertigt die PowerShot in maximaler Weitwinkelstellung ab 1 cm Motivdistanz an. Die geringste Motivdiagonale beträgt in maximaler Weitwinkelstellung rund 40 mm, hier treten allerdings erhebliche tonnenförmigen Verzeichnungen ins Bild. Verzeichnungsarme Aufnahmen mit einer Motivdiagonale von etwa 70 mm gelingen beispielsweise mit einer Brennweite von 15 mm (äquiv. 70mm KB) und einem Motivabstand von rund 9 cm.

Testfotos zur Leistung des optischen Bildstabilisators zeigen fast durchgängig eine Wirksamkeit von etwa drei bis vier Lichtwerten. In maximaler Weitwinkelstellung aufgenommene Bilder profitieren dabei etwas weniger von der Stabilisierung als Bilder mit langen Brennweiten. Aufnahmen mit einer KB-Brennweite von 140 Millimetern zeigen auch bei Belichtungszeiten von nur 1/10 Sekunde keine Verwacklungsunschärfen. Für Makroaufnahmen verspricht Canon besonders gute Stabilisierungsresultate durch die zusätzliche Kompensation von Seitwärtsbewegungen. Im Test brachte die Stabilisierung bei Nahaufnahmen allerdings nur einen Gewinn von bis zu zwei LW.