9-Dollar-Computer C.H.I.P.

Seite 2: Flash kurios

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Die einzige Anschlussmöglichkeit für Speichermedien ist die USB-Schnittstelle. Der sonst in der Geräteklasse übliche Slot für Micro-SD-Karten wurde eingespart. Interessant ist, wie der Flash-Speicher integriert wurde. Den Quasi-Standard eMMC hat Next Thing aus Kostengründen vermieden. Der verbaute 8-GB-Flash-Chip ist ein MTD (Memory Technology Device) und wird als Unsorted Block Image (UBI) angesprochen. Das darauf aufsetzende Dateisystem UBIFS sorgt für einige Limitierungen, die auch aus Anwendersicht relevant sind: Es stehen nur 4 GB zur Verfügung, da der Speicher im Single-Level-Cell-Modus angesprochen wird. Hinzu kommt, dass das Dateisystem Anwenderdaten komprimiert.

Auf der Unterseite sitzt das Allwinner SoC und der RAM.

Zwar wird der Speicher so besser ausgenutzt. Bei gut komprimierbaren Daten führt es aber dazu, dass aus Sicht des Betriebssystems auf einem 4-GB-Speichermedium mehr als 4 GB liegen können. Es ist von Innen größer als von Außen – wie die TARDIS aus der Serie Doctor Who. Die Linux-üblichen Werkzeuge zur Ermittlung von belegtem und freien Speicher, wie z. B. df, geben daher rechnerisch unsinnige Werte aus. Immerhin: den Wert für freien Speicherplatz darf man als Mindestgarantie verstehen.

Gegenüber den sonst üblichen SD-Karten verspricht Next Thing einen Geschwindigkeitsvorteil. Für Schreib-Lese-Benchmarks hätten wir die Kompression abschalten müssen und somit nur praxisferne Werte ermittelt. Zahlen, die wir gesehen haben waren 45 MB/s beim Schreiben und sehr langsame Leseraten im unteren einstelligen Bereich, manchmal auch knapp zweistellig. USB-Sticks verhalten sich dagegen erwartungsgemäß und nutzen die USB-2.0-Bandbreite aus.

Der C.H.I.P. (5 Bilder)

Die zweipoligen Buchsenleisten bieten auch ohne Gehäuse ein wenig Schutz für die Platine des CHIP.

Der CHIP ist in erster Linie als mobile Bastelplattform oder für Anwendungen des Internet of Things (IoT) geeignet. Dafür sprechen der geringe Energieverbrauch, die Größe, WLAN und Bluetooth, der kleine Preis und der native Akku-Anschluss. Der Akku lässt sich – wie bei Smartphones – während des Betriebs laden. Zugleich hat man damit eine günstige unterbrechungsfreie Stromversorgung. Für schreiblastige Aufgaben ist es empfehlenswert abzuwarten, welche Erfahrungen mit dem Speicher hinsichtlich Wear-Leveling und Haltbarkeit gemacht werden.

Wenig bis gar nicht geeignet ist der CHIP für Desktop- oder Video-Anwendungen. Die Rechenleistung und die erreichbaren Auflösungen sind dafür zu gering.

Der Vergleich zum Konkurrenten Raspberry Pi Zero drängt sich auf. Die Vorzüge des CHIP gegenüber dem Zero liegen in der etwas moderneren CPU (ARMv7 statt ARMv6), dem WLAN und der eingebauten Ladeelektronik für den Akkubetrieb.

Als Betriebssystem ist ein angepasstes Debian 8 (Jessie) vorinstalliert. Möchte man eine neuere oder andere Version auf den CHIP bringen, geht dies über den auf Google Chrome basierenden Web-Flasher. Zur Auswahl stehen Images mit oder ohne grafische Oberfläche (für den Betrieb als Headless Server) oder Varianten mit unterschiedlichen Energieeinstellungen. Ebenfalls findet man hier die Images für den PocketCHIP.