9-Dollar-Computer C.H.I.P.

Seite 3: PocketCHIP: Taschencomputer mit Retro-Feeling

Inhaltsverzeichnis

Der PocketCHIP wird von Next Thing als eigenständiges Produkt geführt. Er erinnert optisch an eine Mischung aus einer portablen Retro-Konsole und einem nicht fertig gewordenen Tasten-Blackberry. Hier wurde um den Chip alles herumgebaut, was ihm zum mobilen Computer noch fehlte: eine Platine mit Tastatur, ein Touchscreen, ein Akku und ein Plastikgehäuse. Der rückseitig eingesteckte CHIP gehört zum Lieferumfang.

Am oberen Rand der Platine bietet eine Reihe von Lötpunkten Zugang zu den GPIOs und anderen Schnittstellen – der PocketCHIP zielt damit auf Maker, die den CHIP als einsatzbereite Mobilplattform brauchen oder Leute, die eine Schwäche für nerdige Retro-Gadgets haben.

Der PocketCHIP (6 Bilder)

Der PocketCHIP ist ein CHIP mit Touchscreen, Tastatur, Gehäuse und Akku.

In Sachen Software gibt es einige Unterschiede zum CHIP: passend für den 480 x 272 Pixel darstellenden resistiven Touchscreen haben die Macher einen Home-Screen entwickelt, von dem Programme gestartet oder Einstellungen vorgenommen werden. Neben Terminal, Text-Editor und Dateimanager findet man hier ein Musik-Programm und die Retro-Spiele-Plattform Pico-8.

Das ansonsten kostenpflichtige Pico-8 ist auf dem PocketCHIP vorinstallert. Es wurde von Lexaloffle Games in Tokio entwickelt und ist ein Emulator für eine 80er-Jahre Spielekonsole – die es allerdings nie gegeben hat. Das Konzept des frei erfundenen Hardware-Emulators nennen die Entwickler „Fantasy Console“. Auf der einen Seite werden enge Limitierungen seitens der „Hardware“ gesetzt (Augenfällig: eine Auflösung von 128 x 128 Pixeln). Auf der anderen Seite wird die Entwicklung der Spiele durch Werkzeuge wie z. B. einen Sprite- oder Sound-Editor und die Programmierung in LUA erleichtert. Die Spiele werden aus der Community heraus entwickelt und sind im Unterschied zu Pico-8 selbst grundsätzlich frei verfügbar und veränderbar.

Das verspielte Design und die Vermarktung als nerdiges Gadget wecken Erwartungen, die der PocketCHIP leider nicht erfüllt. Die schwergängigen Blechtasten tun sich als Spaßbremse erster Güte hervor, dicht gefolgt von dem nicht mehr zeitgemäßen resistiven Touchscreen, den man besser per Stift bedient. Selbst wenn man sich damit anfreunden kann: die meisten Anwendungen sind nicht auf die Hardware angepasst und erwarten mehr Bildschirmfläche. Als Spielgerät hat der PocketCHIP ein hohes Enttäuschungspotenzial. Als gebrauchsfertige tragbare Variante der CHIP-Plattform ist er aber durchaus nützlich, wenn auch etwas teuer: bei Kickstarter kostete er noch 39 Dollar, mittlerweile müssen künftige „Pocketeers“ 69 Dollar hinblättern. (peis)