Nio ET5 im ersten Fahrbericht: Elektroauto mit möglichem Batterietausch

Mit dem Nio ET5 kommt ein weiterer chinesischer Konkurrent für das Tesla Model 3 auf den Markt. Seine Alleinstellung ist ein Batteriewechselsystem.​

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 159 Kommentare lesen
Nio ET5

(Bild: Nio)

Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Stefan Grundhoff
Inhaltsverzeichnis

Nio zielt mit seiner viertürigen Limousine ET5 ins Herz des ertragreichen Premium-Mittelklasse, zu Audi, BMW, Mercedes, Polestar oder Tesla zählen. Neue und wohl auch jüngere Kunden sollen mit Communities und trendigen Nio-Houses angesprochen werden. Mit einer Länge von knapp 4,80 Metern passt er genau dazwischen und bietet konkurrenzfähig gute Fahrleistungen, die bei den allermeisten Kunden kaum Wünsche offen lassen dürften.

Das ET5-Paket bietet abseits der neun unterschiedlichen Außen- und vier Innenfarben kaum Auswahl. Ein Komfortpaket mit klimatisierten Massagesitzen, Lenkradheizung und Sitzheizung im Fond kostet 1500 Euro. Obligatorisch wird die viertürige Mittelklasselimousine von zwei Elektromotoren angetrieben, die 360 kW leisten und ein maximales Drehmoment von 700 Nm bieten. Aus dem Stand schafft es das mit der kleinen Batterie mindestens 2150 kg wiegende Auto damit in vier Sekunden auf Tempo 100. Bei 200 km/h wird abgeregelt.

Nio ET5 außen (10 Bilder)

Mit dem ET5 zielt Nio in die anspruchsvolle Mittelklasse.
(Bild: Nio)

Derart bissig wird es nur in den beiden Sportmodi – ansonsten geht es etwas ruhiger, aber kaum weniger nachdrücklich zur Sache. Das Fahrwerk ist dabei vergleichsweise komfortabel. An die Lenkung muss man sich gewöhnen, denn ihre Rückmeldung fühlt sich im Vergleich zu manchem Konkurrenten ziemlich künstlich an. Angenehm, dass auch bei höheren Geschwindigkeiten die Fahr- und Windgeräusche sehr zurückhaltend bleiben. Es trägt zur hohen Aufenthaltsqualität im Innern bei.

Der Innenraum ist großzügig, wirkt edel und dabei gut verarbeitet. Die Instrumente werden auf einem 10,2-Zoll-Bildschirm hinter dem Lenkrad dargestellt, das zentrale Bediendisplay misst 12,8 Zoll. Was fehlt, ist ein Head-up-Display. Auf der Armaturentafel sitzt der Bedienassistent Nomi Mate, der den Fahrer mit künstlicher Intelligenz bei Anfragen verschiedener Art unterstützen soll. Konservativere Kunden können sich für die optisch wie sprachlich zahmere Version Nomi Halo entscheiden.

Armaturenbrett und Türtafeln wirken geradezu skandinavisch kühl gestaltet. Das serienmäßige Panoramadach bringt viel Licht ins Innere, doch es fehlen eine bequeme Möglichkeit zur Verschattung und eine Öffnungsoption – eine etwas unglückliche Kombination. Die Sessel mit der etwas zu hohen Sitzposition sind zwar bequem, ihr Kunstlederbezug hingegen wirkt für ein Fahrzeug der 60.000-Euro-Liga etwas schlicht. Bezüge aus echtem Leder sind leider nicht erhältlich. Das Ladevolumen liegt bei 386 Litern, was vergleichsweise wenig ist. Zur Orientierung: Ein etwas kürzeres Tesla Model 3 (Test) bietet immerhin 561 Liter.

Nio ET5 (7 Bilder)

Modernes Design im Innenraum: zeitgemäß leicht unterkühlt statt gemütlich.
(Bild: Nio)

Zu den 47.500 Euro Grundpreis kommen entweder 169 Euro Monatsmiete oder einmalig 12.000 Euro für den 75-kWh-Akku. Nio verspricht eine elektrische Reichweite von 456 Kilometern im WLTP. Mit der wirklich großen 100-kWh-Batterie sollen es 590 Kilometer Reichweite sein. Die Akkumiete dafür liegt bei 289 Euro monatlich, der Aufpreis für den Batteriekauf bei 21.000 Euro.

Die Entscheidung, ob der Speicher erworben oder gemietet wird, hat weitreichende Folgen. Mieter können an einer der zumindest aktuell noch raren Wechselstationen eine leere Batterie gegen eine geladene tauschen. Ein exotisches Prinzip, das derzeit nur Nio bietet. Der Tausch soll nur fünf Minuten dauern.

Wer eine der Batterien kauft, kann das Wechselsystem nicht nutzen. Die DC-Ladeleistung von maximal 140 kW liegt bestenfalls im Mittelfeld. Typisch für einen chinesischen Hersteller ist der Weg eines Auto-Abos. Davon verspricht sich Nio langfristig die größte Nachfrage. Es kostet aktuell 978 bis 1238 Euro pro Monat.

(mfz)