OpenSuse 11.2 im Test

Seite 2: OpenSuse 11.2: Desktop, Fazit

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OpenSuse schlägt KDE 4 als Desktop-Umgebung vor und öffnet standardmäßig ein Plasmoid mit nützlichen Links.

Gut vorkonfiguriert, ausgesprochen stabil und nicht mehr von Kinderkrankheiten gezeichnet präsentiert sich KDE 4.3 – sogar der lästige Bug mit den sich verschiebenden Panel-Icons beim Ändern der Auflösung ist verschwunden. Anders als in der Vorversion setzt OpenSuse 11.2 komplett auf KDE-4-Anwendungen. Auch Amarok und Digikam und einige weitere Programme, die unter OpenSuse 11.1 noch in der KDE-3-Version installiert wurden, liegen nun in der KDE-4-Variante auf der Festplatte. Standardmäßig sind nur wenige Compositing-Effekte aktiviert, wer wabbelnde Fenstern und spektakuläre Würfeldrehungen beim Desktop-Wechsel will, kann das im KDE-Kontrollzentrum einstellen.

Unter KDE ist nicht länger Konqueror als Standardbrowser eingetragen; diesen Part übernimmt Firefox 3.5.4, den die Entwickler ebenso wie OpenOffice nicht nur optisch gut in die Desktop-Umgebung integriert haben. Konqueror ist selbstverständlich weiterhin mit an Bord und kann über die KDE-Einstellungen auch wieder zum Default-Browser befördert werden. Dort kann man auch die KDE-Desktop-Suche Strigi und Nepomuk aktivieren, die standardmäßig ausgeschaltet sind. Auf unserem Testsystem mit gut gefülltem Home-Verzeichnis erzeugte Strigi allerdings einen unverhältnismäßig großen Index, der fast ebensoviel Platz beanspruchte wie die durchsuchten Inhalte. Strigi sollte man daher nur aktivieren, wenn genug freier Festplattenplatz zur Verfügung steht. Ein Highlight von KDE 4 ist nach wie vor der Desktop-Globus Marble, der nun standardmäßig eine OpenStreetMap-Ansicht bietet. Routenplanung wie mit Google Maps ist damit zwar noch nicht möglich, aber zumindest enthalten die OpenStreetMap-Karten vieler Städte nützliche Zusatzinformationen wie Briefkästen und Bushaltestellen.

Die Gnome-Shell will eine aufgabenoritierte Ansicht aller Aktionen bieten und so Linux-Neulingen und erfahrenen Anwendern gleichermaßen effizienteres Arbeiten ermöglichen.

Hat man sich bei der Installation für Gnome entschieden oder will diese Desktop-Umgebung später auch einmal ausprobieren, muss man sich kaum umgewöhnen. Die Menüs von KDE und Gnome sind nahezu identisch und auch unter Gnome ist Firefox als Standard-Browser eingerichtet. Nutzer, die Gnome out of the box kennen, werden einige Unterschiede bemerken: Anders als unter einem Vanilla Gnome 2.28 richtet OpenSuse nicht Empathy, sondern nach wie vor Pidgin als IM-Client ein. Empathy befindet sich jedoch in den Software-Repositories und kann von dort problemlos nachinstalliert werden. Dasselbe gilt für die Preview-Version der Gnome Shell, die schon jetzt einen Ausblick auf Gnome 3.0 bietet.

Die Software-Ausstattung ist gewohnt üppig und lässt sich durch Aktivieren der bereits in YaST eingetragenen zusätzlichen Repositories erweitern. Neben der Packman-Paketquelle sind auch Repositories mit der jeweils aktuellen KDE-Version und solche mit proprietären Treibern vorkonfiguriert. Direkt nach der Installation schlägt OpenSuse die Installation der AdobeICC-Profile, des Flashplayers und des Skripts fetchmsttfonts vor, das eine Reihe TrueType-Fonts von der Microsoft-Website herunterlädt.

Thunderbird 3.0 liegt in einer Beta-Version bei; die finale Version wird in Kürze erwartet und soll dann auch in den Software-Repositories auftauchen. Für Bürokram bringt OpenSuse 11.2 OpenOffice 3.1 mit, Gimp 2.6.7 kümmert sich um Bildbearbeitungsaufgaben. Für Vektorgrafiken bringt die Distribution Inkscape mit, das man aber ebenso wie Scribus 1.3 nachinstallieren muss. Die Software-Verwaltung mit Zypper haben die Entwickler beschleunigt und dem Tool eine Option spendiert, mit der man Pakete zunächst nur herunterladen kann. Das empfehlen die Entwickler beispielsweise für die neue Option, direkt aus dem laufenden System heraus ein Upgrade zu machen. Sollte dabei der Zugriff aufs Netz verloren gehen, hat man die Pakete auf der Festplatte und steht nicht mit einem inkonsistenten System da.

An der Optik der Qt-Variante der Paketverwaltung, die nun auf Qt 4 basiert, hat das OpenSuse-Team ebenfalls gefeilt: Sie präsentiert sich mit einer übersichtlichen Tab-Ansicht, mit der man leicht den Überblick über Paketgruppen, anstehende Aktualisierungen und gespeicherte Suchen behält.

OpenSuse 11.2 ist ein solides Update, das vor allem Nutzern von KDE 4 viel bringt. Die Desktop-Umgebung läuft stabiler, man muss sich nicht mehr mit einem Mischmasch von KDE-3 und KDE-4-Anwendungen herumschlagen und Firefox und OpenOffice wurden perfekt in die Desktop-Umgebung integriert. Auch Gnome-Nutzer können sich freuen, da sie die aktuelle Version der Desktop-Umgebung mit allen Vorschau-Features auf Gnome 3.0 nutzen können. Ein wenig Nachbesserung wünscht man dem Installer, der bei der Installation des Bootmanagers nicht so intelligent agiert, wie es möglich wäre. Auch die Entscheidung, das nicht offiziell unterstützte Dateisystem Btrfs in den Installer zu integrieren, könnte Anwender verwirren. (amu)
(amu)