Pedelec aus dem 3D-Drucker: Das E-Bike Urwahn Platzhirsch im Test

Das Urwahn Platzhirsch ist ein Pedelec, dessen Stahlrahmen im 3D-Druckverfahren hergestellt wird. Es wiegt nur 14 kg – inklusive Antrieb von Mahle und Batterie.

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Pedelec aus dem 3D-Drucker: Das Urwahn Platzhirsch im Test

(Bild: Christoph M. Schwarzer)

Lesezeit: 6 Min.
Von
  • Christoph M. Schwarzer
Inhaltsverzeichnis

"Wow, was ist das?" Gestatten: Urwahn Platzhirsch. Wer mit diesem Pedelec durch die Stadt cruist, sollte auf Fragen von Fahrrad-affinen Menschen vorbereitet sein. Kern des Platzhirschs ist die Kombination eines Stahlrahmens, der im 3D-Druckverfahren hergestellt wurde, sowie einem elektrischen Hilfsantrieb des Automobilzulieferers Mahle. Das Pedelec wiegt nur 14 Kilogramm, ist zugleich ultrastabil, es fĂ€hrt sich agil und sehr prĂ€zise. Anders ausgedrĂŒckt: Das Urwahn-Bike ist ein Freudenspender.

Urwahn Platzhirsch (9 Bilder)

Das Urwahn Platzhirsch ist ein Pedelec mit einem Stahlrahmen, der regional im 3D-Druckverfahren hergestellt wird. Gesamtgewicht: 14 Kilogramm.
(Bild: Christoph M. Schwarzer)

Am auffĂ€lligsten am Platzhirsch ist das unterbrochene Sattelrohr im Rahmen. Ein faszinierendes Element: Subjektiv wirkt der gesamte Rahmen enorm steif. Und trotzdem hat er objektiv eine EigendĂ€mpfung. Urwahn weist das in einem Video zum Sicherheitscheck nach DIN ISO 4210 (ab Timecode 0‘41") nach: Der Rahmen ist bei Vertikalbelastung hinten leicht flexibel. In Verbindung mit den hohen Flanken der Continental Urban Grand Prix-Bereifung sowie dem Gel-Sattel (Ergon GA30) bleibt der Platzhirsch sportlich, ohne ĂŒbertrieben hart zu sein. Genau die richtige Mindestdosis Komfort fĂŒr den Alltag.

Sebastian Meinecke, GeschĂ€ftsfĂŒhrer und Lead Designer bei der Magdeburger Urwahn Engineering GmbH, bringt das 3D-Druckverfahren auf den Punkt: "Letztlich ist es ein Schweißprozess in Schichtbauweise." Das Ausgangsmaterial ist ein Pulver, das durch die so genannte VerdĂŒsung von Stahl gewonnen wird. Die Rahmenrohre, die in einem separaten Prozess entstehen, laufen mit den 3D-Druckteilen bei der Firma Rotor Bikes zusammen und werden dort hĂ€ndisch verschweißt. "Insgesamt dauert das gerade mal drei Arbeitsstunden", so Meinecke, "und eine weitere Teilautomatisierung ĂŒber Laserschweißroboter ist möglich."

Mit dieser regionalen Rahmenfertigung hebt sich Urwahn von der Konkurrenz ab, die nahezu unisono in asiatischen LĂ€ndern wie Taiwan, Vietnam oder Kambodscha bestellt. In diesem Jahr strebt man bis zu 150 Bikes im Manufakturbetrieb an, was kein Problem sein dĂŒrfte, weil die 100 bereits ĂŒberschritten sind. Gut 60 davon entfallen auf den elektrifizierten Platzhirsch, den Rest macht der konventionelle Stadtfuchs aus. Lieferzeit: 45-60 Tage nach Bestellung.

FĂŒr die von heise Autos gefahrene Singlespeedversion mit Gates Drive (alternativ: Shimano XT Kettenschaltung 11-fach) hat der Kunde die Wahl zwischen der Übersetzung 60 zu 20 oder 55 zu 20. Wer eine gewisse Kondition hat, sollte unbedingt die im Testrad verbaute lange Übersetzung nehmen. Der Mahle X35-Antrieb (aka "ebikemotion") schiebt gerĂ€uschfrei, feinnervig und geschmeidig mit an. Drei, vier, fĂŒnf Tritte, und die gesetzliche 25 km/h-Grenze ist erreicht. Das Weitertreten ist – eigene Beinkraft vorausgesetzt – problemlos möglich. Ein Modus, der sich schnell einstellt. Das Teil geht wie die Sau.

Der Mahle-Antrieb unterscheidet sich damit deutlich von den Bosch-Mittelmotoren. Es ist tatsĂ€chlich der viel zitierte RĂŒckenwind beim Beschleunigen. Kraftvoll und gefĂŒhlt ziemlich natĂŒrlich. Der E-Motor regelt sehr exakt. Und er bietet wie gesagt die wichtige Option, ĂŒber 25 km/h weiterzutreten; hier erinnert das Mahle-System an das von Fazua Evation. Im Ergebnis schont man automatisch die mit 250 Wattstunden (Wh) relativ kleine Batterie. Selbst auf ausgedehnten 50 km-Touren durch Hamburg war der elektrochemische Speicher nicht kleinzukriegen. Unser Tipp: Verzichten Sie auf den zusĂ€tzlich erhĂ€ltlichen Trinkflaschenakku mit 208 Wh. GrundsĂ€tzlich ist es schön zu sehen, wie sehr sich der Markt der Pedelec-Antriebe inzwischen differenziert und professionalisiert hat, und der heutige Stand ist sicher nicht das Ende der Entwicklung.