Schatzgräber: Datenrettungssoftware im Test

Seite 3: Produkttest, Teil 2

Inhaltsverzeichnis

Christophe Grenier stellt seine Software Photorec als Open Source der Allgemeinheit zur Verfügung. Anders, als der Titel vermuten lässt, rettet das Programm nicht nur Bilder, sondern über 130 verschiedene Dateitypen. Die textgesteuerte Oberfläche ist etwas gewöhnungsbedürftig, aber die Ergebnisse können sich sehen lassen: Von unserem präparierten Testlaufwerk mit überschriebener MFT rekonstruierte das Programm 31 von 40 Dateien. Unter dem Menüpunkt "FileOpt" kann man auswählen, welche Dateitypen das Programm berücksichtigen soll.

Photorec durchsucht ausschließlich Rohdaten, eine Undelete-Funktion ist nicht enthalten. Das Zip-Archiv von photorec bringt auch das Schwesterprogramm testdisk mit, das Partitionstabellen reparieren kann. testdisk durchsucht eine Festplatte nach verlorenen Dateisystemen, um sie wieder in den Master Boot Record einzutragen.

Das teuerste Produkt im Testfeld ist die Professional-Ausgabe von Easy Recovery, deren Lizenz 570 Euro kostet. Dafür erhält man einen Rohdatenscanner und taugliche Undelete-Funktionen, die allerdings auf dem FAT32-Laufwerk nur 38 von 46 gelöschten Dateien aufspürten.

Die Profi-Version bringt auch Reparaturfunktionen für Office-Dateien und Zip-Archive mit, die in keinem anderen getesteten Produkt zu finden sind. Bei der günstigeren Data-Recovery-Ausgabe fehlt der Rohdatenscanner. Für 94 Euro bietet Ontrack auch eine Lite-Version an, die in einem Durchlauf nur 25 Dateien wiederherstellt.

Gleich drei verschiedene Datenretter hat der Software-Produzent O&O im Sortiment. Jeder beherrscht nur ein Spezialgebiet: O&O DiskRecovery ist ein reiner Rohdatenscanner, der sich nicht an den Dateisystemstrukturen orientiert. Selbst wenn man das Programm auf eine Festplatte loslässt, bei der lediglich der MBR beschädigt ist, durchsucht es die Platte Sektor für Sektor. Die originalen Dateinamen und Orderstrukturen kann es nicht zum Vorschein bringen.

O&O teilt seine Datenrettungs-Software in drei getrennte Produkte auf. Das hier gezeigte DiskRecovery versteht sich ausschließlich auf die Rohdatensuche.

Mit Dateisystemen kennt sich nur O&O FormatRecovery aus: Damit konnten wir die Daten vom formatierten NTFS-Laufwerk wiedererlangen. Das Produkt scheiterte aber an FAT32-formatierten Laufwerken, obwohl es der Hersteller dafür anpreist.

Wer lediglich einzelne gelöschte Dateien retten will, muss bei O&O wiederum zu einem anderen Produkt greifen: UnErase kann ausschließlich gelöschte Dateien wiederfinden, auf formatierten Laufwerken findet es nichts. Wie die meisten anderen Kandidaten entdeckte es auf dem FAT32-Laufwerk nur 38 Dateien. Zum Preis von 150 Euro sind alle drei Produkte in einer "Rescue Box" erhältlich, in der zudem ein Festplatten-Imager und einen Partitionierer stecken.

Die Freeware Recuva überraschte uns im Test mit pfiffigen Routinen, die sich in dieser Form bei der Konkurrenz nicht finden. So brachte das Programm eine fragmentierte JPEG-Datei zum Vorschein, obwohl wir uns sicher waren, den zugehörigen MFT-Eintrag getilgt zu haben. Eine Analyse zeigte, dass Recuva auf NTFS-Laufwerken auch die NTFS-Logdatei auswertet. Erst als wir diese mit Nullen überschrieben, scheiterte Recuva wie erwartet, die Datei am Stück zu rekonstruieren.

Recuva stellt in seiner Tabelle die im Dateisystem gefundenen Dateien gleichberechtigt neben solchen dar, die es per Rohdatensuche von der Platte gefischt hat. Auch diese tragen oft brauchbare Dateinamen, die das Programm etwa aus MP3-Tags und Exif-Daten generiert. Wie gut die Chancen stehen, eine Datei zu retten, signalisiert ein grünes, oranges oder rotes Icon. Recuva ermittelt, ob die Cluster einer gefundenen Datei bereits von einer anderen belegt sind.

Weiter auf Seite 4: Produkttest, Teil 3