Schatzgräber: Datenrettungssoftware im Test

Seite 2: Produkttest, Teil 1

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Wenn das Dateisystem beschädigt ist oder Einträge überschrieben wurden, ist eine langwierige Rohdatensuche die letzte Hoffnung. Damit die Rettungsprogramme für diesen Test keine anderen Anhaltspunkte mehr hatten, überschrieben wir auf dem NTFS-formatierten Testlaufwerk die MFT vollständig mit Nullen. Windows quittierte daraufhin jeden Zugriffsversuch mit einer Fehlermeldung.

Wie erwartet förderten die Programme nun nummerierte oder künstlich benannte Dateien zutage. Lediglich das kostenlose Recuva überraschte mit sinnvollen Titeln, was zunächst für Kopfkratzen sorgte. Die Namen stimmten aber nicht mit den Originalen überein: Recuva generiert die Titel etwa aus MP3-Tags, den Exif-Daten von JPEG-Bildern oder den Überschriften von Word-Dokumenten.

Wir überprüften jede gerettete Datei, ob sie intakt war und sich mit der zugehörigen Anwendung verwenden ließ. Die Dateigrößen der Fundstücke stimmten nicht immer mit den Originalen überein, die Dateien ließen sich in vielen Fällen aber dennoch öffnen.

In der Dateisammlung befanden sich auch ein paar reine Textdateien. Diese haben wir aber aus der Wertung genommen, weil sie sich nur schwer im Original rekonstruieren lassen. Lässt man sie nach Textdateien suchen, speichern die Rettungsprogramme jeden kleinen Schnipsel, den sie auf der Platte finden, als eigene Datei ab. Das können dann leicht viele tausend Stück sein. Einige Programme erlauben es auch, als Kriterium eine minimale Größe anzugeben. Um in den gefundenen Textdateien nach Unwiederbringlichem zu fahnden, empfiehlt es sich, ein externes Suchwerkzeug zu verwenden.

Recover My Files hat in dieser Disziplin am besten abgeschnitten und stellte 38 von 40 Dateien wieder her. Das ebenfalls kommerzielle R-Studio fand dagegen nur 14 brauchbare Dateien und bildet das Schlusslicht. Die kostenlosen Tools Recuva und Photorec liegen mit 33 und 31 Treffern im guten Mittelfeld.

Dieser Test ist aber nur eine Stichprobe. Bei exotischeren Dateitypen können die Ergebnisse ganz anders ausfallen. Es hängt eben davon ab, ob ein Programm die passende Signatur kennt und wie gut diese implementiert ist.

Auf eine Messung, wie lange die Rohdatenscans dauern, haben wir verzichtet. Zu unterschiedlich ist die Herangehensweise der Programme. Bei einigen wirkt es sich direkt auf die Wartezeit aus, nach wie vielen Dateitypen man suchen lässt. Wer also weiß, wonach er sucht, kann den Vorgang beschleunigen.

Das Datenrettungsunternehmen Convar stellt sein Programm PC Inspector File Recovery als Freeware zur Verfügung. Im Test konnte der Inspector nicht viele Fälle lösen: Lediglich von einem NTFS-Laufwerk rettete er gelöschte Dateien fehlerfrei. Auf dem FAT32-Laufwerk fand das Programm dagegen nichts – für Speicherkarten also völlig unbrauchbar. Auch die Rohdatensuche, die mit einem Klick auf den Reiter mit dem roten Kreuzsymbol startet, lieferte keine brauchbaren Ergebnisse: Alle gefundenen Dateien hatten dieselbe fehlerhafte Größe.

Das in Australien produzierte Recover My Files hinterlässt einen positiven Gesamteindruck: Der Rohdatenscanner konnte 38 von 40 Dateien ans Tageslicht befördern. Nur auf dem überformatierten FAT32-Laufwerk suchte das Programm vergeblich nach den vorhandenen Dateisysteminformationen.

Die eingebaute Dateivorschau kann auch dann viele Dateitypen darstellen, wenn keine passenden Anwendungen oder Viewer unter Windows installiert sind, etwa PDF, Excel, Word und viele Bildformate.

Wer des Englischen mächtig ist, sollte von der deutschen Version die Finger lassen: Der Übersetzer hatte mit der Thematik offenbar Schwierigkeiten, und viele Beschriftungen sind falsch. Der Assistent bietet etwa einen Punkt "Schnellformatierung Wiederherstellung" an, der aber nichts mit der Option im Formatierungsdialog von Windows zu tun hat. Im Original steht dort "Fast Format Recover", als Alternative zu "Complete Format Recover".

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