Was Fedora 10 Neues bringt

Seite 3: Open Source only, Fazit

Inhaltsverzeichnis

Mit Ausnahme einiger Firmware-Dateien besteht Fedora 10 genau wie seine Vorgänger komplett aus Open-Source-Software, die unter einer der vom Fedora-Projekt anerkannten Lizenzen steht; Lizenzen, die etwa eine Nutzung der Software im kommerziellen Umfeld verbieten oder die Weitergabe der Software durch Dritte untersagen, schaffen es nicht auf diese Liste. Aber auch Software, die bekanntermaßen durch Patente geschützte Techniken nutzt, lässt das Fedora-Projekt genauso außen vor wie proprietäre Software und Treiber. Das alles soll Anwender, die Fedora kommerziell nutzen, oder Dritte, die die Linux-Distribution separat oder zusammen mit Hardware vertreiben wollen, vor Ansprüchen durch die Copyright- und Patenthalter schützen.

In Fedoras Paketdepots, die auf der i386-Architektur rund 11.400 Pakete enthalten, finden sich daher bekannte kommerzielle Anwendungen oder die proprietären Grafiktreiber von AMD und Nvidia genauso wenig wie Software zur Wiedergabe vieler gängiger Audio- und Video-Formate. Das schließt selbst die Unterstützung zur Wiedergabe von MP3s ein, da die Patentverwertungsfirma Sisvel bekanntermaßen Ansprüche der Rechteinhaber von MP3 geltend macht.

Wirklich Einsatzbereit ist eine Fedora-10-Installation daher eigentlich erst nach Aktivieren von Paketdepots, über die sich die vom Fedora-Projekt ausgeklammerte Software sowie die Unterstützung zur Wiedergabe der nicht unterstützteb Audio- und Video-Codecs nachinstallieren lässt. Um dem Anwender die gelegentlich auftretenden Probleme beim Mischen verschiedener Paketdepots zu ersparen haben sich kürzlich drei der bekanntesten Depots für Fedora – Dribble, Freshrpms und Livna – zum RPM-Fusion-Projekt zusammengeschlossen. Das hat nach einer längeren Aufbau und Testphase vor knapp einem Monat die offizielle Verfügbarkeit der Paketdepots angekündigt und bietet nun auch Pakete für Cambridge an.

Bei Fedora 10 muss man nun nicht mal mehr wissen, welches RPM-Paket man aus Add-on-Depots wie RPM Fusion oder alternativen Depots wie ATrpms braucht, um gängige Audio- und Video-Formate abzuspielen. Sobald nämlich auf dem Gstreamer-Framework aufsetzende Multimediaanwendungen wie Totem auf Dateien mit nicht unterstütztem Audio- oder Video-Codecs treffen, erscheint das Dialogfenster eines PackageKit-Plugins. Das sucht anschließend in allen aktivierten Paketdepots nach RPM-Paketen mit passenden Gstreamer-Plugins und spielt diese auf Wunsch mit wenigen Mausklicks ein. Das mit Fedora 8 eingeführte und unter den auf Open-Source bedachten Fedora-Entwicklern von Anfang an umstrittene Programm Codeina (gelegentlich auch als Codec Buddy bezeichnet) zur einfachen Nachinstallation kostenloser oder kostenpflichtiger proprietärer Gstreamer-Plugins von Fluendo installiert Fedora 10 nicht mehr.

Automatische Gstreamer-Plugin-Installation mit PackageKit bei Fedora 10 (6 Bilder)

Auch Fedora 10 ist von Haus aus nicht zur Wiedergabe gängige Audio- und Video-Formate in der Lage.

Die Paketdepots von RPM Fusion lassen sich nicht nur nach dem Aufspielen von Fedora aktivieren, sondern bei Fedora 10 auch bereits während der Installation; anders als bei früheren Fedora-Versionen werden dabei einige etwa für GNOME oder KDE wichtige Pakete gleich automatisch eingespielt, je nachdem, welchen der beiden Desktops man auswählt. Durch die Aufteilung der RPM-Fusion-Depots in die Bereiche free und nonfree könnten auf Open-Source-Software bedachte Anwender zudem problemlos Software ausklammern, die nicht unter einer den vom Fedora-Projekt anerkannten Lizenzen steht. Open-Source-Puristen können bei Fedora 10 nun auch das Gros der dem Linux-Kernel beiliegende Firmware einfach deinstallieren, da diese nun in einem separaten RPM-Paket ausgeliefert, was der Linux-Kernel 2.6.27 recht einfach macht.

In RPM Fusion finden sich zwar viele der gängigen Anwendungen und Treiber, die Fedora bewusst außen vor lässt, aber keineswegs alle. Den Adobe Reader und das Adobe Flash-Plugin etwa bezieht man am besten über das von Adobe selbst gepflegte Paketdepot; auch Google pflegt ein eigenes Depot, über das man Picasa oder Google Earth erhält. Einige nicht in Fedora oder RPM Fusion enthaltene Software findet sich zudem in anderen Paketdepots für Fedora, wobei es nicht selten zu Problemen kommt, wenn man mehrere von ihnen nutzt.

Wie bei anderen im Halbjahresrhythmus entwickelten Linux-Distributionen bringt die neue Fedora-Version eine deutlich aktualisierte Software-Ausstattung und eine Vielzahl evolutionärer Verbesserungen. Nüchtern betrachtet lohnt sich ein Umstieg von Fedora 9 auf 10 aber eigentlich nur, wenn man eine der Neuerungen auch tatsächlich nutzen möchte. Bei einer frischen Installation von Fedora ist die zehnte Version aber mit Sicherheit nun die erste Wahl, spart sie doch das Herunterladen der zahlreichen für Fedora 9 verfügbaren Updates. Eine Breitband-Internet-Anbindung ist aber trotzdem ratsam, da das Fedora-Projekt auch für Cambridge wieder eine Unmenge an Updates herausgeben wird; bereits zur Veröffentlichung der Distribution finden sich hunderte neue und aktualisierte Pakete in den Update-Depots.

Auch wenn Fedora 10 wieder einige Verbesserungen bringt, die dem Anwendern und Entwicklern das Leben einfacher machen: Für Linux-Einsteiger ist Cambridge genauso wie seine Vorgängern nicht so gut geeignet wie etwa die aktuellen Versionen von OpenSuse oder Ubuntu. Das liegt nicht unerheblich an der selbst auferlegten Beschränkung auf Open-Source-Software und eine überaus vorsichtige Herangehensweise an Software, die möglicherweise patent- und lizenzpflichtige Techniken nutzt. Dafür bringt der steten Update-Fluss bei Fedora aktuelle Programme und verbessert nebenbei auch die Hardware-Unterstützung erheblich – bei den beiden anderen großen Distributionen erhält man neue Software und Treiber meist erst mit einer neuen Version der Distribution. Zudem bekommt man mit Fedora heute schon einen Vorgeschmack auf Neuheiten wie Kernel-Based Mode-Setting, Glitch-Free Audio mit Pulseaudio oder Connection Sharing mit dem NetworkManger, die andere Distributionen sicherlich bald auch mitbringen werden. (thl)

Weitere Inforamtionen

Bezugsquellen:

Fedora-Historie
Vorgestellt Erscheinungsdatum Codename
Fedora Core 1 11/2003 Yarrow
Fedora Core 2 05/2004 Tettnang
Fedora Core 3 11/2004 Heidelberg
Fedora Core 4 06/2005 Stentz
Fedora Core 5 03/2006 Bordeaux
Fedora Core 6 10/2006 Zod
Fedora 7 05/2007 Moonshine
Fedora 8 11/2007 Werewolf
Fedora 9 05/2008 Sulphur
Fedora 10 11/2008 Cambridge

(thl)