Was Fedora 10 Neues bringt

Seite 2: Software-Ausstattung, Andere Verbeserungen

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Wie bei Fedora üblich ist die Software-Ausstattung bei Fedora weitgehend auf dem neusten Stand – während das vor einigen Wochen erschienene Ubuntu 8.10 (Intrepid Ibex) etwa noch auf OpenOffice 2.4.1 setzt, liegt Cambridge bereits die Version 3.0 bei. Eclipse 3.4, Gimp 2.6.2 und Firefox 3.0.4 sind ebenfalls auf dem aktuellen Stand, Thunderbird hingegen nicht – die parallel zur Fertigstellung von Cambridge Ende vergangener Woche freigegebenen Version 2.0.0.18 des Mailers wird aber direkt zum Start von Fedora 10 als Update nachgeliefert.

OpenOffice 3.0 unter Fedora 10

GNOME 2.24.1 wird bei der Standardinstallation aufgespielt und bringt die verschiedenen mit der Version 2.24 eingeführten Neuerungen – darunter etwa Tabs im Dateimanager Nautilus. Das Fedora-Projekt wollte statt Pidgin eigentlich den zu GNOME 2.24 gehörenden Empathy als Standard-IM-Client für Cambridge nutzen – nach Problemen in der Testphase nahmen die Entwickler von diesem Plan aber wieder Abstand. KDE 4.1.2 ist bei der Installation mit wenigen Mausklicks wählbar – die Version 4.1.3 findet sich bereits im Paket-Depot updates-testing und dürfte Fedora-10-Anwendern so in Bälde als reguläres Update ins Haus flattern. XFCE ist auf dem Standard-Installationsmedien nicht enthalten, sodass man es während der Installation nur auswählen kann, wenn man die Online-Paketdepots als zusätzliche Installations-Quellen aktiviert.

Das Fedora-Projekt stellt neben den normalen Installationsmedien (eine DVD; sechs CDs) auch noch zahlreiche "Spins" bereits – ISO-Images von Live-Medien, die sich nicht nur auf CDs, sondern auch auf USB-Sticks transferieren lassen. Die Spins bringen jeweils eine auf bestimmte Anwendungsgebiete abgestimmte Software-Ausstattung mit – neben dem Desktop-Spin mit GNOME und einem Spin mit KDE gibt es auch einen mit XFCE. Da sich die Spins auch zur Installation eignen, dürfte letzterer für so manchen XFCE-Anwender das bevorzugte Medium zur Fedora-Installation darstellen.

Neben den drei genannten Spins gibt es noch einige weitere, darunter Fedora Education Math und Fedora Electronic Labs (FEL). Mit den Fedora beiliegenden Werkzeugen lassen sich schon länger verhältnismäßig einfach auch eigene Spins erzeugen. Solange man sich an einige kürzlich vorgestellte Regeln hält, darf man diese jetzt als "Fedora Remix" weiter verbreiten, ohne Namensrechte des Projekts zu verletzen.

Neben den bereits erwähnten Neuerungen von Fedora 10 haben die Entwickler noch zahlreiche andere Verbesserungen vorgenommen. Das von einem Red-Hat-Entwickler betreute, ursprünglich für Fedora entwickelte und mittlerweile auch von Ubuntu genutzte Programm zur Druckerkonfiguration etwa erhielt unter anderem ein neues Benutzerinterface und liefert bessere Statusinformationen zu aktuellen Vorgängen. Während die Software-Komponenten von Fedora meist recht aktuell sind, gilt das für die Druckertreiber nicht: Die für HP-Drucker und -Multifunktionsgeräte wichtigen HPLIP-Treiber liegen in der Ende Juli vorgestellten Version 2.8.7 vor – zwischenzeitlich hat das HPLIP-Projekt bereits drei neue Versionen vorgestellt, die Unterstützung für zahlreiche neuere HP-Geräte mitbringen. Auch die Treibersammlung Gutenprint liegt in der recht angestaubten Version 5.0.2 bei, obwohl das vor einem Monat vorgestellte Gutenprint 5.2.1 zahlreiche Vorteile geboten hätte – darunter Unterstützung für insgesamt 655 Drucker, mit denen die 5.0-Serie der Druckertreibersammlung nichts anzufangen weiß.

Neu bei Cambridge ist die "Glitch-Free"-Version des Audio-Servers PulseAudio. Den hat dessen bei Red Hat angestellter Autor stark überarbeitet, sodass die Audio-Ausgabe nun ähnlich wie bei MacOS X oder Vista nach einem zeitbasierten Modell erfolgt und nicht mehr über Interrupts getrieben wird – das soll nicht nur Aussetzer vermeiden helfen, sondern auch die CPU bei der Audio-Wiedergabe entlasten, was wiederum die Leistungsaufnahme reduziert und bei Notebooks die Akku-Laufzeit erhöht. Für Net- und Notebooks gab es zudem einige andere Verbesserungen – einen speziellen Netbook-Spin bietet das Projekt aber nicht an.

Der NetworkManager zum Verbindungsaufbau über LAN, WLAN, VPN, GPRS oder UMTS bietet nun auch Unterstützung für Connection Sharing und eignet sich so zum Aufsetzen von AdHoc-Netzwerken. Für Webcams liegen Fedora 10 unter anderem der Treiber uvcvideo und die Treibersammlung gspca bei, die sich für Webcams einer Vielzahl verschiedener Hersteller eignen. Neben einigen anderen Verbesserungen für Webcams haben die Fedora-Mitstreiter zudem die Software-Bibliothek libv4l entwickelt, auf deren Hilfe Anwendungen bei der Ansteuerung von Webcams nun zurückgreifen können, statt alles selbst zu machen. Und auch die Handhabung und Konfiguration von Infrarot-Fernbedienungen wollen die Fedora-Entwickler optimiert haben.

Das Programm gnome-lirc-properties erleichtert die Konfiguration vor IR-Fernbedienungen

Zur Virtualisierung mit Fedora 10 bietet sich das auf Virtualisierungstechniken in der CPU angewiesene KVM an. Nachdem Fedora bereits mit der Version 9 die Unterstützung zum Betrieb als Xen-Gastgeber (Host/Xen Dom0) fallen ließen, bleibt diese auch bei Fedora 10 außen vor, weil die offiziellen Xen-Dom0-Patches weiterhin nur für veraltete, neue Hardware schlecht unterstützende Kernel-Versionen existierten. Die Möglichkeit zum Betrieb als privilegierte Xen-Domäne wollen die Fedora-Entwickler aber unter Umständen nachrüsten, sobald die Kernel-Hacker den dafür nötigen Code in den Hauptentwicklungszweig von Linux aufgenommen haben – das könnte schon mit Linux 2.6.29 der Fall sein. Als Xen-Gast kann Cambridge aber durchaus arbeiten und greift dabei auf die Xen-Unterstützung zurück, die der Kernel seit 2.6.23 bietet. Zur Verwaltung (virtueller) Datenträger für virtuelle Maschinen sowie zur Netzwerkinstallation gab es ferner einige Verbesserungen in der libvirt und dem darauf aufsetzenden Verwaltungstool virt-manager (1, 2).

RPM liegt nun in der kürzlich veröffentlichten Version 4.6 von rpm.org bei. Das für seine behäbige Arbeitsweise bekannte Paketverwaltungswerkzeug Yum arbeitet bei Cambridge deutlich flotter als früher. Man muss sich zur Installation und Aktualisierung von Anwendungen aber nicht unbedingt mit dem Kommandozeilenprogramm auseinander setzen, da Fedora PackageKit-Frontends für GNOME und KDE mitbringt und automatisch installiert.

Mit Cambridge ziehen ferner das Security-Audit- und Intrusion-Detection-System Sectool und die Enticklungsumgebung Netbeans in Fedora ein. Nachdem Fedora die Verzeichnisse /sbin und /usr/sbin mit den für Systemverwalter gedachten Programmen lange nicht im Pfad einfacher Benutzer hatte, wurde dies Vorgehen nun aufgegeben. Der von OLPC-Laptops bekannte Sugar-Desktop ist nun ebenso in Fedora verfügbar wie die nicht so hohe Hardware-Anforderungen stellenden Desktop-Umgebung LXDE. Im Fehlerfall hilft in Zukunft das FirstAidKit bei Reparaturaufgaben. Zudem bietet Fedora jetzt auch Werkzeuge zum Aufsetzen von Appliances und bringt die AMQP (Advanced Message Queuing Protocol) Infrastructure (AMQPI) mit – bei letzterem handelt es sich praktisch um den Messaging-Bestandteil von Red Hat Enterprise MRG.

Das neue Security-Audit- und Intrusion-Detection-System Sectool