Die besten Raspberry-Pi-Alternativen

Nicht nur der Raspberry Pi liefert Leistung und Bastelspaß zum kleinen Preis. Wir stellen fünf interessante Raspi-Alternativen vor.

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Lesezeit: 8 Min.
Von
  • Theresa Möckel
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Der Raspberry Pi erfreut sich auch Jahre nach seiner Premiere enormer Beliebtheit. Kein Wunder, eignet sich der günstige Mini-PC doch nicht nur als Linux-Rechner und zum Erlernen von Programmiersprachen, sondern auch für unzählige Projekte wie einen günstigen Media-Center-PC, einer NAS-Lösung oder auch einer selbst gehosteten Cloud. Doch vor allem Enthusiasten wünschen sich manchmal, dass der Raspi noch etwas mehr könnte. Die Raspberry-Pi-Foundation hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Kosten für den Pi auf einem konstant niedrigen Niveau zu halten. Das hat zur Folge, dass die Hardware des Raspberry Pi für anspruchsvolle Projekte zum Flaschenhals werden kann. So ist beispielsweise der verbaute Arbeitsspeicher mit einem Gigabyte RAM für die Desktop-Nutzung von Linux oder gar Windows 10 zu knapp bemessen.

Der Markt für sogenannte “Single Board Computer” (SBC), also Einplatinen-Rechner wie dem Raspi, ist in den letzten Jahren regelrecht explodiert. Namen wie Orange PI, Banana Pi oder Odroid werben mit besserer Performance und mehr Funktionen. Zumindest in der Theorie stimmt das auch: Viele Raspi-Kontrahenten bieten bessere Komponenten oder auch mehr Anschlüsse, etwa für SATA-Festplatten. Der Hardware-Überlegenheit steht aber nicht selten eine kompliziertere Software-Erfahrung gegenüber. Während es für den Raspi unzählige fertige Betriebssystem-Lösungen nebst entsprechend großer Community-Unterstützung gibt, erfordern die exotischeren Alternativen meist mehr Einsatz und Einarbeitungszeit. Auch ist die Auswahl an verfügbaren Betriebssystemen meist nicht so üppig. Ein gutes Desktop-Linux ist aber für alle vorgestellten Pi-Alternativen zu haben. Allgemeine Linux-Lösungen wie Ubuntu oder Arch Linux laufen fast auf allen Pi-Alternativen - und das sogar oft besser als auf dem "Original". Auch Spezialprojekte wie das Emulatoren-System Batocera werden immer häufiger für andere SBCs angepasst. Trotzdem: Wer es einfach haben will, für den führt nach wie vor kein Weg am Pi vorbei.

Eine noch recht frische Alternative zum Raspberry Pi liefert der Rock Pi 4. Den mit rund 100 Euro vergleichsweise hohen Preis rechtfertigt der SBC vor allem mit modernen Komponenten: Der verbaute Rockchip-Prozessor RK3399 liefert mit seinen sechs Kernen deutlich mehr Rohleistung als der Pi, außerdem setzt er auf moderne 64-bit-Architektur. Zudem gibt es den Rock Pi in Modellvarianten mit bis zu 4 Gigabyte Arbeitsspeicher, was auch anspruchsvollere Anwendungen ermöglicht. Auch sonst übertrifft der Rock Pi 4 die aktuelle Pi-Konkurrenz. Beispielsweise bietet er die Möglichkeit, den Speicher nicht nur per microSD-Karte, sondern auch per eMMC-Modul oder sogar M.2-SSD zu erweitern. Zwei der vier USB-Stecker unterstützen den flotteren Datentransfer über USB 3.0, auch schnelles AC-WLAN und Bluetooth 5.0 ist in den teureren Modellen des Rock Pi 4 an Bord.

Tatsächlich ist der Rock Pi 4 eine der interessantesten Upgrade-Optionen zum Raspberry Pi. Auch der Software-Support für den relativ jungen SBC ist bereits recht gut: Neben Ubuntu Server und Debian Desktop stehen auch Versionen von Android, Android TV und der Kodi-Distribution LibreELEC zum Download bereit: https://wiki.radxa.com/Rockpi4/downloads

Der Rock Pi 4 gehört zu den wohl interessantesten Raspberry-Pi-Alternativen.

Die erste Version des Asus Tinkerboard sorgte 2017 für Aufsehen: Der Ausflug der Komponenten-Spezialisten in Raspi-Gefilde kam für viele Überraschend. Tatsächlich bot das Tinkerboard deutlich stärkere Hardware als die damalige Raspberry-Pi-Konkurrenz, konnte sich aber beim Software-Support nicht ganz überzeugen. Mittlerweile hat sich nicht nur die OS-Situation verbessert, ASUS hat mit dem Tinkerboard S auch eine stärkere Variante des SBCs nachgeschoben.

Angetrieben vom QuadCore-SoC Rockchip RK3288 und einer Mali T760-GPU bietet das Tinkerboard S mehr Leistung als die aktuellen Raspis. Außerdem kommt der ASUS-SBC mit 16-Gigabyte eMMC-Speicher, auf dem Betriebssystem installiert werden können. Davon abgesehen bietet er WLAN, Bluetooth 4.0, vier USB-Anschlüsse (leider nur mit USB 2.0) und wie der Raspi 40 GPIO-Pins. Das Tinkerboard-Forum bietet mittlerweile eine große Auswahl an Software-Projekten, darunter auch Android-basierte Distris für den ASUS-SBC.

Nach eher holprigem Start ist das ASUS Tinkerboard S mittlerweile eine interessante Pi-Alternative.

Unter dem Namen Banana Pi liefern verschiedene chinesische Firmen seit einigen Jahren interessante Alternativen zum Raspberry Pi. Der 2016 erschienene Banana Pi M3 kommt von Sinovoip und ist immer noch eine hochinteressante Pi-Alternative. Sein Allwinner A83T-Prozessor liefert acht Kerne, die mit bis zu 2 Gigahertz takten. Flankiert wird er von 2 GB Ram sowie 8 Gigabyte internen Speicher für Betriebssysteme. Auf dem Papier liefert der Bananen-Pi damit deutlich mehr Leistung als das Original.

In der Praxis neigt der M3 allerdings dazu, seine Performance nicht ganz auf das Parkett bringen zu können, weil die CPU-Kerne unter Last schnell drosseln - vor dem Raspi liegt die Leistung des Banana Pi allerdings trotzdem. Außerdem ist der Software-Support im Vergleich zum Raspberry Pi nicht ganz so üppig. Wer sich für den Sinovoip-Rechner interessiert, findet im Banana Pi Wiki allerdings einige gut funktionierende Distributionen, darunter Ubuntu und Android.

Der Banana Pi M3 liefert mehr Rohleistung als der Raspberry Pi.

Hardkernel ist mit seiner Odroid-Serie ebenfalls schon länger im Geschäft. Anders, als es der Name vielleicht vermuten lässt, funktionieren die Odroid-SBCs aber nicht nur mit dem Android-Betriebssystem, sondern bieten auch eine gute Linux-Unterstützung. Der Odroid N2 ist der jüngste und bislang stärkste Zugang im Odroid-Portfolio. Er kommt mit einem 6-Kern-Amlogic-Prozessor, dem wahlweise 2 oder 4 Gigabyte zur Verfügung stehen. Im Vergleich zum Raspberry Pi ist der Odroid N2 ein gutes Stück größer und kommt ab Werk mit einem passiven Kühler. Wie praktisch bei allen teureren Alternativen ist es möglich, sowohl die vier USB-3.0-Ports als auch den Gigabit-Ethernet-Port mit voller Bandbreite anzusteuern. Vor allem für Netzwerk-Projekte, etwa dem Betrieb einer NAS-Lösung, ist der Odroid N2 damit potenziell besser geeignet als die aktuellen Raspberry-Pi-Modelle. Softwareseitig gibt es zum Start des Odroid N2 bereits stabile Versionen von Ubuntu 18.04 und Android 9 “Pie”, weitere OS-Versionen dürften aber nicht allzu lange auf sich warten lassen.

Der Odroid N2 ist der bislang stärkste Odroid-SBC.

Es muss nicht immer ARM sein! Während die meisten Pi-Alternativen auf die ARM-Architektur setzen, bietet der Atomic Pi einen x86-Prozessor, genauer gesagt einen Intel Atom x5-Z8350. Der ist zwar nicht mehr taufrisch, sorgt aber dafür, dass neben Linux auch Windows auf dem Atomic Pi läuft. Vor allem im Desktop-Einsatz ist der Atom bei vielen Anwendungen deutlich flotter als vergleichbare SBCs. Auf dem 16 Gigabyte großen internen Speicher ist bereits ein Ubuntu-Derivat vorinstalliert, andere Betriebssysteme können auf Wunsch von einer SD-Karte oder via USB geladen werden. Auf einen m2-SSD-Anschluss muss allerdings verzichtet werden. Ansonsten bietet der Atomic Pi zwei Gigabyte RAM, Bluetooth 4.0, AC-WLAN sowie je zwei USB-3- und USB-2-Anschlüsse. Inzwischen wird der Atomic Pi aber kaum noch verkauft - vor allem nicht für den ursprünglichen Preis von circa 35 US-Dollar.

Der Atom-Prozessor auf dem Atomic Pi erfordert einen großen Kühlkörper, leistet aber auch deutlich mehr als Raspi und Co.
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(them)