FTX-Bankrott: Einige Opfer sollen noch Geld einzahlen

Die Kryptobörse FTX wird nicht auferstehen. So soll die Masse verteilt werden.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 41 Kommentare lesen
Burning,Money,-,100,Euro,Banknotes,On,Fire

Das Konkursverfahren kostet mehr als eine Milion Dollar. Täglich.

(Bild: photoschmidt/Shutterstock.com)

Lesezeit: 11 Min.
Inhaltsverzeichnis

Einen Meilenstein hat das Konkursverfahren des im Vorjahr zusammengebrochenen Krypto-Konglomerats FTX erreicht: Gläubigervertreter und Insolvenzverwalter haben sich am Samstag auf einen Plan zur Verteilung der Konkursmasse geeinigt. Er sieht ungleiche Verteilung des vorhandenen Vermögens vor; manche der zirka 1,5 Millionen Gläubiger gehen mehr oder weniger leer aus, andere werden weitgehend entschädigt, und einige werden sogar noch etwas einzahlen wollen.

"Fast vollständig entschädigt" ist allerdings mit doppelter Vorsicht zu genießen. Einerseits wird das am Wechselkurs der jeweiligen Kryptowährungen gegenüber dem US-Dollar zum Stichtag des Konkursantrags (11. November 2022) gemessen, nicht gegenüber dem aktuellen Kurs, der deutlich abweichen kann. Beispielsweise hat sich der Bitcoin-Kurs seither mehr als verdoppelt. Davon haben die FTX-Kunden laut Plan nichts. Andererseits könnten bevorrangte Forderungen der US-Steuerbehörde die Masse aufbrauchen.

Keine Rede ist von einem Ausgleich mit den Gläubigern und einer Wiederaufnahme des Betriebs. Dieser Traum mancher Cryptobros ist ausgeträumt. Jedenfalls wird das Konkursverfahren noch lange dauern und wohl noch mehr als eine Milliarde Dollar kosten. In den drei Monaten von 1. August bis 1. Oktober lagen die bei Gericht eingereichten Rechnungen bei 1,3 Millionen US-Dollar – pro Tag, versteht sich. Das Geflecht aus rund 100 Firmen von FTX und dessen Spekulationsschwester Alameda Research ist schwer zu entflechten, diverse Vermögenswerte sind strittig und/oder nicht liquid. Das Konkursgericht muss den Verteilungsplan noch genehmigen, und einige Gläubiger werden ihn anfechten.

Beispielsweise meinen einige Kunden von FTX.us, also des US-Arms von FTX, es sei unzulässig, in Dollar entschädigt zu werden. Sie verweisen auf Nutzungsbedingungen, die Kunden das unmittelbare Recht an ihren eingelegten Kryptomünzen zusprechen; allerdings ist ein Unternehmen im Konkursverfahren nicht mehr an seine Verträge gebunden. Außerdem hat der Insolvenzverwalter den Großteil der vorhandenen Kryptobestände längst verkauft, die Münzen sind also nicht mehr verfügbar.

Nur Non Fungible Tokens (NFT), die Kunden bei FTX eingelegt haben, dürften in der Regel als NFT an diese Kunden zurückgehen. Der Markt für NFT ist jedoch eingebrochen. Immerhin können deren Eigentümer ihre NFT dann abstoßen, und sei es für nur einen Cent. Durch solch eine Veräußerung entsteht Verlust, den Steuerpflichtige gegebenenfalls gegen Kapitalgewinne aufrechnen können.

Keine Anzeichen enthält der Verteilungsplan, dass der Insolvenzverwalter versucht, einen Batzen Geld von der Kryptobörse Binance zurückzuholen. 2019 investierte Binance in FTX, 2021 kaufte FTX diesen Anteil wieder zurück, zum stattlichen Preis von zirka 2,2 Milliarden US-Dollar. Davon stammten 1,2 Milliarden Dollar illegal aus Kundeneinlagen. Da dieser Rückkauf binnen zweier Jahre vor dem Konkursantrag erfolgt ist, könnte FTX versuchen, dieses Geld zurückzubekommen – entweder, wenn nachweisbar ist, dass FTX zu dem Zeitpunkt bereits überschuldet war, oder wenn der Deal dazu angesetzt war, die Gläubiger zu schädigen.

Da Binance nicht freiwillig mehr als eine Milliarde Dollar zahlen wird, müsste FTX zuerst ein Gerichtsverfahren gewinnen, und dann versuchen, das Geld tatsächlich einzutreiben. Das ist bei Kryptobörsen mit verschleierter Firmenstruktur und Vermögenslage schwierig. Wahrscheinlich deswegen dürfte der Insolvenzverwalter auf diesen Rechtsweg verzichten.