Die Neuerungen von Linux 2.6.36

Der neue Linux-Kernel ist ausnahmsweise mal nicht größer als sein Vorgänger [--] dennoch enthält er hunderte von Neuerungen, die auch Auswirkungen auf Anwender haben, die sich mit dem Kern ihrer Linux-Distribution normalerweise nicht näher auseinander setzen.

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Von
  • Thorsten Leemhuis
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Nach 80 Tagen Entwicklung hat Linus Torvalds die Linux-Version 2.6.36 freigegeben. Sie erhielt mit der achten Vorabversion den Namen "Flesh-Eating Bats with Fangs"; inspiriert dazu wurde Torvalds wohl einer Fledermaus, die sich kürzlich in sein Haus verirrt hatte. Die neue Kernel-Version ist einen Tick kleiner als ihr direkter Vorgänger – eine Seltenheit, denn mit nahezu jeder in den letzten Jahren freigegeben Version des Hauptentwicklungszweigs sind die Kernel-Quellen um mehrere hunderttausend Zeilen gewachsen.

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Neue Linux-Versionen sind über die in Server von Kernel.org erhältlich; deren Inhalte spiegeln auch zahlreiche Mirror in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Linux-Anwender, die sich nicht intensiv mit dem Kernel und dessen Umfeld beschäftigen, sollten neue Linux-Treiber und -Kernel aber normalerweise nicht auf eigene Faust einspielen, sondern auf die Kernel der Linux-Distributoren zurückgreifen. (...mehr...)

Möglich gemacht hat das eine erhebliche Verschlankung der Standard-Konfigurationsdateien. Andere Patches haben aber reichlich neuen Quellcode mitgebracht, daher wartet auch 2.6.36 mit zahlreichen nennenswerten Neuerungen auf – etwa der lange umstrittenen Sicherheitserweiterung AppArmor, einem neuen Out-of-Memory (OOM) Killer, Verbesserungen rund um Kernel-Threads, Grundlagen für Xen-Dom0-Unterstützung sowie verschiedene Optimierungen an Dateisystemen und den von ihnen genutztem VFS. Zudem haben die Kernel-Hacker einen Bug im VM-Subsystem beseitigt, durch den manche Systeme beim Schreiben auf einen lahmen Datenträger unerträglich langsam wurden. Weitere Änderungen versprechen sich flotter anfühlende Systeme durch bessere Reaktionsgeschwindigkeit. Wie immer gab es zudem zahlreiche neue und überarbeitete Treiber – der für Grafikchips von Nvidia etwa spricht nun auch die Fermi-Chips neuerer GeForce-Grafikkarten an. Erheblich verbessert haben die Kernel-Hacker zudem die Unterstützung für Infrarot-Fernbedienungen und -Empfänger.

Das folgende Kernel-Log bietet einen Überblick über diese und zahlreiche weitere wichtige Neuerungen von Linux 2.6.36. Die sind letzten Endes für alle Linux-Anwender von Bedeutung, da zukünftige Linux-Distributionen auf Kernel 2.6.36 oder dessen Nachfolger aufsetzen werden und so dessen Verbesserungen zu den Anwendern tragen. Wie üblich wagt das Kernel-Log am Ende auch einen Ausblick auf die Neuerungen, die möglicherweise in Linux 2.6.37 einziehen.