Die Neuerungen von Linux 2.6.36

Seite 2: Grafik & Dateisysteme

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Mit 2.6.36 beherrscht der KMS-Treiber für Radeon-Karten nun Underscan, um die Bildgröße auf digital angesteuerte Bildschirme anpassen zu können, die automatisch Overscan aktivieren. Ferner bietet der Treiber von nun an Funktionen zum Auslesen der in neueren Radeon-GPUs integrierten Temperatursensoren und beherrscht die Audio-Ausgabe via HDMI bei den Mainboard-Chipsätzen RS600, RS690 und RS740.

Den Nouveau-KMS-Treiber haben die Entwickler recht kurzfristig um rudimentäre Unterstützung für Grafikchips der Fermi-Generation erweitert (u. a. 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7). Fermi-GPUs sitzen auf den im März vorgestellten GeForce-GTX-Modellen 470 und 480 und einigen weiteren, zwischenzeitlich eingeführten Modellen der 400er-Serie.

Zum Kernel stieß ferner der Intelligent Power Sharing (IPS) Driver. Mit seiner Hilfe kann der Grafikchip in einigen Mobilprozessoren aus Intels Westmere-Generation (etwa dem Core i5) auf eine höhere Taktfrequenz hochschalten, wenn der Baustein seinen spezifizierten Maximal-Wärmeumsatz ("Thermal Budget") noch nicht ausschöpft – Intel nennt diese die 3D-Performance steigernde Technik "HD Graphics Dynamic Frequency Technology". Ebenfalls neu ist die Unterstützung für die Debugger KGDB und den erst bei 2.6.35 integrierten KDB (Kernel Debugger) im DRM-Code und dem Intel-KMS-Treiber. Zusammen mit Änderungen am KGDB/KDB-Code ermöglicht das mit dem Intel-Treiber den Wechsel auf eine Debugger-Shell, um dort etwa die Ursache für einen Absturz des X-Servers analysieren zu können, wenn der Wechsel auf eine Textkonsole nicht mehr möglich ist und keine serielle Konsole konfiguriert ist. Ein etwas älteres YouTube-Video demonstriert die Technik.

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Im Detail

Bereits in den vergangenen Wochen hat die Kernel-Log-Mini-Serie "Was Linux 2.6.36 bringt" einen deutlich detaillierteren Überblick über die Änderungen der Linux-Version 2.6.36 gegeben:

1. Unterstützung für Grafik-Hardware

2. Dateisysteme, Storage und Netzwerk

3. Infrastruktur

4. Treiber

Der nebenstehende Artikel zu den Neuerungen von Linux 2.6.36 erwähnt lediglich die wichtigsten der in den fünf Teilen der Mini-Serie genannten Verbesserungen. Einige Änderungen hat das Kernel-Log im Rahmen der Mini-Serie allerdings erheblich ausführlicher beschrieben und verweist auf noch mehr Informationsquellen; die Artikel der Mini-Serie listen außerdem noch zahlreiche weitere nicht gar so wichtige, aber alles andere als unwichtige Änderungen.

Am Ende jedes Artikels der Mini-Serie findet sich unter der Überschrift "Die kleinen Perlen" zudem Listen mit etlichen kleineren Neuerungen. Einige von ihnen dürften für manche Anwender aber dennoch von großer Bedeutung sein. Der Artikel zu Treibern etwa verweist auf zahlreiche Patches, die die Unterstützung der Audio-Hardware verschiedener PC-, Notebook- und Mainboard-Modelle verbessern; in den Listen zu den Änderungen im V4L/DVB-Subsystem finden sich zudem viele Produktnamen von TV-Hardware, die der Linux-Kernel mit den neuen Version nun ansteuern kann.

Bereits bei der Freigabe von Linux 2.6.35 hatte Torvalds erklärt, einige maßgeblich von Nick Piggin entwickelte Patches in 2.6.36 integrieren zu wollen, die das Virtual Filesystem Layer (VFS), der Dateisystemen Basis-Funktionen bereitstellt, an zahlreichen Stellen optimieren. Durch diese "VFS scalability patches" soll das VFS besser skalieren und einige Aufgaben auf den heute allgegenwärtigen Multiprozessor-Systemen deutlich flotter erledigen. Da diese aber noch nicht ausgereift waren, zog nur einen Teil seiner Verbesserungen in 2.6.36 ein; das Gros der Patches sollen bei Linux 2.6.37 folgen.

In der Standard-Konfiguration bindet der Kernel Ext3-Dateisysteme wieder mit dem Modus "data=ordered" ein. Das bietet mehr Sicherheit für die Daten als die Betriebsart "writeback" – sie hatten die Kernel-Entwickler erst bei 2.6.30 zum Standard erhoben, weil sie dem von Ext4 genutzten Ansatz ähnelt und bessere Performance verspricht. Mit Hilfe von FS-Cache kann das Dateisystem CIFS zur Einbindung von Windows- oder Samba-Freigaben nun Daten lokal zwischenspeichern, um weitere Zugriffe zu beschleunigen. Der Client-Code für die Version 4 des NFS-Dateisystems gilt nicht mehr als experimentell; der NFS-Client 4.1 behält diese Einstufung noch, verlor aber das Warnsiegel "Developer only". Durch einige Änderungen am XFS-Code soll das Dateisystem an einigen Stellen performanter arbeiten, wie Christoph Hellwig im XFS status update for August 2010 schreibt.