Beim e-gas project spielen Windkraft und CO2 eine entscheidende Rolle

Audi gibt Kohlendioxid eine Chance

Audi will Windkraft nutzen, um per Elektrolyse Wasserstoff zu gewinnen. Doch dabei bleibt es nicht: In der Reaktion mit CO2 entsteht daraus Methan, welches als Erdgasersatz auch Autos antreiben soll

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  • ggo
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Ingolstadt, 18. Mai 2011 – Der Begriff des Perpetuum Mobile ist zwar deplaziert, weil es beim e-gas project nicht um ein selbsterhaltendes Energiesystem geht. Ein bisschen hüpft der Begriff trotzdem ins Vorderhirn, wenn man liest, was der Audi vorhat: Man will per Wind­energie Wasserstoff erzeugen und diesen wiederum nutzen, um in einer Reaktion des H2 mit CO2 Methan (CH4) herzustellen. Methan ist auch der Hauptbestandteil von Erdgas und somit für Verbrennungs­motoren geeignet. Noch kürzer formuliert: Audi macht Sprit aus Windkraft und nutzt dabei CO2, von dem man sonst nicht weiß, wohin damit.

Elementebaukasten

Die Produktionskette besteht im Wesentlichen aus Windrädern zur Stromerzeugung, einem Elektrolyseur zur Erzeugung des Wasserstoffs und einer e-gas-Anlage, die das CO2 aus einer Abfall-Biogasanlage nutzt. Das CO2 könnte auch aus jeder anderen Quelle kommen, die das CO2 in genügend hoher Konzentration bereitstellen kann. Zur Not ließe es sich sogar der Umgebungsluft entziehen, was laut Audi aber zusätzlichen Aufwand bedeuten würde. Weitere Bestandteile der Anlage sind Leitungen, Tanks, Elektronik und die Kompressoren zur Einspeisung des Gases in das bestehende Erdgasnetz.

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Netzpuffer

Aber warum nutzt man nicht gleich den Wasserstoff für Brennstoffzellen oder Verbrennungsmotoren? Erstere sind noch teuer, und es gibt noch keine belastbare Infrastruktur für Wasserstoff. Das Erdgasnetz dagegen ist in Deutschland bis hin zu den Tankstellen gut ausgebaut, geeignete Autos bereits auf dem Markt. Es lässt sich laut Audi sogar als Netzpuffer für volatile Energiequellen wie Wind- oder Sonnenkraft nutzen, weil man die im Methan gespeicherte Energie per Gaskraftwerk in das Stromnetz zurückführen könnte. Dennoch ist Wasserstoff auch für Audi längerfristig eine Option – die Produktionsressourcen entstehen mit dem e-gas project gewissermaßen nebenbei.

Der Wirkungsgrad des e-gas-Verfahrens beträgt bei der Pilotanlage laut Audi etwa 54 Prozent. Bei Nutzung sämtlicher Möglichkeiten in der Prozesskette, dazu gehört die Abwärme, sollen Wirkungsgrade von 80 bis 85 Prozent möglich sein. Allerdings ist nur der Wirkungsgrad in eine Richtung gemeint, also vom Windrad zum Methan. Wie der Rückweg vom Gas zum Strom zu bewerten ist, geht daraus nicht hervor. Zum Vergleich: Pumpspeicher erreichen einen Gesamtwirkungsgrad von 70 bis 85 Prozent, zukünftige adiabatische Druckluftspeicher, so wirbt etwa der Energieversorger Eon, könnten ähnliche Werte erreichen.