Opel erprobt einen Voll-LED-Scheinwerfer mit blendfreiem Fernlicht

Das Matrix-Lichtsystem von Opel

Voll-LED-Scheinwerfer sind bisher der Oberklasse vorbehalten. Doch nun meldet sich ein Volumen­hersteller zu Wort: Opel erprobt ein "Matrix-Licht", das eingeschaltet bleiben kann, ohne andere Fahrzeuge zu blenden

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  • ggo
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Rüsselsheim, 23. März 2012 – LED-Leuchten haben viele Vorteile. LEDs sprechen schneller an als Glühlampen, lassen sich gut in das Fahrzeugdesign integrieren und verbrauchen wenig Energie. Vor allem Letzteres ist ein Grund dafür, dass sich LEDs ideal für Tagfahrleuchten eignen, die seit Anfang 2011 Pflicht sind. Scheinwerfer in LED-Technik dagegen sind bisher teure Exoten. Audi bietet Voll-LED-Scheinwerfer im A8 und R8 an, Mercedes im CLS, BMW im 6er-Coupé oder Cadillac im Escalade Platinum. Für den neuen Audi A3 sind sie als Option angekündigt. Doch nun meldet sich mit Opel ein Hersteller zu Wort, der nicht unbedingt zu dieser automobilen Upper-Class gehört: Die Rüsselsheimer haben ein "Matrix-Lichtsystem" auf LED-Basis vorgestellt, das wir als Prototyp bei Testfahrten um Rüsselsheim begutachten konnten.

Punkt für Punkt

LED-Scheinwerfer unterscheiden sich grundlegend von Halogen- oder Xenon-Scheinwerfer, weil ihr Licht aus der Summe vieler kleiner Lichtquellen gebildet wird. Daraus ergibt sich ein entscheidender Vorteil: Wo man beim Xenonlicht eine komplizierte Mechanik benötigt, um im Zusammenspiel von Lampen, Klappen und Blenden die Ausleuchtung zu steuern, kann man beim LED-Licht einfach einzelne Lichtquellen ein- oder ausschalten. Wie jedes adaptive Scheinwerfersystem sind LED-Scheinwerfer mit einer Kamera verknüpft, deren Funktion im Wesentlichen darin besteht, bei Nacht andere Verkehrsteilnehmer an ihren Leuchten zu erkennen. Beim Opel Insignia, in dem Opel derzeit die Matrix-Scheinwerfer testet, sitzt diese Kamera recht unauffällig hinter dem Innenspiegel. Erkennt sie die Leuchten anderer Verkehrsteilnehmer, reicht die Kamera diese Information an eine Steuerung weiter, die gezielt dort das Licht ausschaltet, wo sich die anderen Fahrzeuge bewegen.

Es werde Schatten

Die Opel-Lösung kommt mit einer erstaunlich geringen Anzahl von LEDs aus. Das "blendfreie Fernlicht" der beiden Matrix-Scheinwerfer besteht aus vier Linsen, hinter denen sich jeweils vier LEDs verbergen. Pro Scheinwerfer können somit 16 LEDs ein- oder ausgeschaltet werden, woraus sich 256 Schaltkombinationen ergeben. Zwischen Linse und LEDs befindet sich ein weiteres funktionales Element, über das Opel derzeit nicht reden will – es ist offenbar dafür bestimmt, trotz der geringen Anzahl der LEDs eine homogene Ausleuchtung sicherzustellen, möglicherweise eine Art Diffusor. Der Matrix-Scheinwerfer kann all das, was zum Beispiel auch das AFL+ (Adaptive Forward Lighting) des aktuellen Astra bietet, leistet dies aber praktisch ohne bewegliche Teile. Einzige Ausnahme: Der gesamte Scheinwerfer lässt sich kippen, um bei Bergauf- und -abfahrt oder beim Bremsen und Beschleunigen das Lichtband vertikal anzupassen. Außer den vier Matrix-LED-Lampen enthält der Scheinwerfer noch ein LED-Abblend- und Tagfahrlicht sowie einen Lichtleiter, der als Blink- und Positionslicht dient.