Microsoft übertrifft trotz Gewinnschwund die Erwartungen

Microsoft stagniert beim Umsatz, sorgt aber mit mehr Gewinn als erwartet für eine Überraschung. Ein guter Einstand für den neuen CEO, auf den nicht nur die Wall Street voller Spannung blickt.

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Alle Augen auf Satya Nadella: Wenn der neue CEO am Donnerstagabend zum ersten Mal vor Reporter und Analysten tritt, um das Konzernergebnis des dritten Quartals zu erklären, darf er sich der ungeteilten Aufmerksamkeit sicher sein. Das liegt nicht nur an den Zahlen, die er mitbringt: Sein Vorgänger Steve Ballmer hat sich am "Earnings-Day" immer vornehm zurückgehalten und mit ein paar vorgestanzten Sätzen zitieren lassen. Dass der Neue den Analysten persönlich Rede und Antwort steht, wird mit Wohlwollen aufgenommen. Schließlich will nicht nur die Wall Street wissen, wo Microsoft unter Nadella hinsteuert.

Der neue CEO Satya Nadella soll Microsoft sicher durch die Transformation steuern.

(Bild: Microsoft)

Fast zur Nebensache gerieten da die Zahlen: Während der Umsatz im Vergleich zum Vorjahresquartal bei 20,4 Milliarden US-Dollar (14,8 Milliarden Euro) stagnierte, ging der Gewinn um 7 Prozent auf knapp 5,7 Milliarden US-Dollar (4,1 Milliarden Euro) zurück. Der Gewinn pro Aktie ging von 0,72 auf 0,68 US-Dollar zurück. Damit übertraf Microsoft die Gewinnerwartung der Wall Street, die mit 0,63 US-Dollar gerechnet hatte. Die Aktie zog im nachbörslichen Handel an.

Nadella zeigte sich am Donnerstag zufrieden mit dem Ergebnis. "Wir machen gute Fortschritte bei unseren Angeboten für Verbraucher wie Bing und Office 365 Home. Und unsere Firmenkunden nehmen unsere Cloud-Lösungen an", erklärte er am Firmensitz in Redmond. Der 46-jährige ist ein Microsoft-Veteran mit über 20 Jahren Erfahrung in Redmond. Er gilt als ausgewiesener Technikexperte, umsichtiger Manager und Mann der leisen Töne.

Vor seiner Beförderung zum CEO hatte Nadella die Verantwortung für das Cloud- und Unternehmensgeschäft, in dem schon Ballmer eine der künftig tragenden Säulen des Konzerns ausgemacht hatte. Der neue Chef soll nun die von seinem Vorgänger angeschobene Reform vollenden: Cloud und Mobile spielen für das von Ballmer ausgerufene "komplett neue Microsoft" eine zentrale Rolle.

Die Reform schlägt sich auch in der neuen Struktur des Konzerns nieder. Microsofts Geschäft ruht im wesentlichen auf den Säulen "Devices and Consumer", in dem die Gerätesparte und das Software-Endkundengeschäft zusammengefasst sind. Hier wird auch das Handygeschäft von Nokia angesiedelt, dessen Übernahme Ballmer noch kurz vor seinem Abtritt eingefädelt hatte. Der Nokia-Deal wird voraussichtlich am Freitag abgeschlossen, sodass das Handygeschäft in die Bilanz des laufenden Quartals einfließen wird.

Der Umsatz bei "Devices and Consumer" wuchs um 12 Prozent auf 8,3 Milliarden US-Dollar. Während das Lizenzgeschäft mit Endkunden bei 4,3 Milliarden US-Dollar Umsatz stagniert, konnte Microsoft den Hardware-Umsatz von 1,4 auf 1,9 Milliarden US-Dollar steigern. Der Umsatz mit Windowslizenzen wuchs um 4 Prozent, der mit Office-Paketen um 15 Prozent. Für die Online-Variante des Office-Pakets verzeichnet Microsoft 4,4 Millionen zahlende Abonnenten.

Auf der Hardwareseite hat Microsoft im Quartal 2 Millionen Xbox-Spielkonsolen verkauft, davon 1,2 Millionen Exemplare des neuen Modells Xbox One. Insgesamt stieg der Umsatz auf der Plattform um 45 Prozent. Der Umsatz mit Surface-Tablets wuchs um 50 Prozent auf 500 Millionen US-Dollar.

Daneben steht das Geschäftskundensegment "Commercial", dessen Entwicklung besonders unter Beobachtung steht. In der Commercial-Sparte verzeichnet Microsoft ein Umsatzplus von 7 Prozent auf 12,2 Milliarden US-Dollar. Davon entfallen 10,3 Milliarden auf Softwarelizenzen. Beim SQL-Server weist das Unternehmen ein Umsatzplus von 15 Prozent aus, bei Windows sind es 11 Prozent. Der Umsatz mit dem Cloud-Angebot Azure wuchs den Angaben zufolge um 150 Prozent.

Umsatz- und Gewinnentwicklung bei Microsoft
(Das Geschäftsjahr beginnt jeweils im Juli)
Quartal Umsatz Nettogewinn
4/01 6.580 Mio. 66 Mio.
1/02 6.130 Mio. 1.280 Mio.
2/02 7.740 Mio. 2.280 Mio.
3/02 7.250 Mio. 2.740 Mio.
4/02 7.250 Mio. 1.530 Mio.
1/03 7.750 Mio. 2.730 Mio.
2/03 8.540 Mio. 2.550 Mio.
3/03 7.840 Mio. 2.790 Mio.
4/03 8.070 Mio. 1.920 Mio.*
1/04 8.220 Mio. 2.610 Mio.*
2/04 10.150 Mio. 1.550 Mio.*
3/04 9.180 Mio. 1.320 Mio.*
4/04 9.290 Mio. 2.690 Mio.
1/05 9.189 Mio. (2.901 Mio.) 2.530 Mio **
2/05 10.818 Mio. 3.463 Mio.
3/05 9.620 Mio. 2.563 Mio.
4/05 10.161 Mio. 3.700 Mio.
1/06 9.741 Mio. 3.141 Mio.
2/06 11.837 Mio. 3.653 Mio.
3/06 10.900 Mio. 2.977 Mio.
4/06 11.804 Mio. 2.828 Mio.
1/07 10.811 Mio. 3.478 Mio.
2/07 12.542 Mio. 2.626 Mio.
3/07 14.398 Mio. 4.926 Mio.
4/07 13.371 Mio. 3.035 Mio.
1/08 13.762 Mio. 4.289 Mio.
2/08 16.367 Mio. 4.707 Mio.
3/08 14.454 Mio. 4.388 Mio.
4/08 15.837 Mio. 4.297 Mio.
1/09 15.961 Mio. 4.373 Mio.
2/09 16.629 Mio. 4.174 Mio.
3/09 13.648 Mio. 2.977 Mio.
4/09 13.099 Mio. 3.045 Mio.
1/10 12.920 Mio.
3.574 Mio.
2/10 19.022 Mio. (17.31 Mio. ***) 6.662 Mio.
3/10 14.503 Mio
4.006 Mio
4/10
16.039 Mio.
4.518 Mio.
1/11 16.195 Mio.
5.410 Mio.
2/11
19.953 Mio.
6.634 Mio
3/11 16.428 Mio. 5.232 Mio.
4/11
17.367 Mio.
5.874 Mio.
1/12
17.372 Mio.
5.738 Mio.
2/12 20.890 Mio. 6.630 Mio.
3/12
17.407 Mio.
5.108 Mio.
4/12 18.059 Mio.
-492 Mio.****
1/13 16.008 Mio.
4.470 Mio.
2/13 21.456 Mio. 6.377 Mio.
3/13 20.489 Mio. 6.055 Mio
4/13 19.896 Mio.
4.970 Mio.
1/14 18.529 Mio. 5.244 Mio.
2/14 24.519 Mio. 6.558 Mio.
3/14 20.403 Mio. 5.660 Mio.
* Gewinne berücksichtigen Umstellung auf das neue Mitarbeiter-Aktienprogramm
** nach nachträglichem Abzug der Sonderkosten durch die Einigung mit Novell
*** ohne Umsätze mit Windows 7 vor der allgemeinen Verfügbarkeit des Betriebssystems
**** inkl. Abschreibungen von 6,2 Milliarden US-Dollar auf die Übernahme von Aquantive

(vbr)