Pro & Contra: Verliert Apple den Anschluss?

Google und Microsoft preschen mit KI-Tools vor, das klappbare Pixel Fold stiehlt dem iPhone die Show. Steht Apple nur auf der Bremse?

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 54 Kommentare lesen
Pro & Contra: Verliert Apple den Anschluss?
Lesezeit: 4 Min.
Von

Apples Konkurrenz wittert in Künstlicher Intelligenz den nächsten großen "Platform Shift" und integriert die Technik in Hochgeschwindigkeit in Betriebssystem und Dienste. Google prescht zudem mit interessanter Smartphone-Hardware vor: Bald kommt ein erstes klappbares Pixel in den Handel, Apple überlässt den Foldable-Markt bislang ganz den Konkurrenten. Wird der iPhone-Konzern gerade abgehängt?

Google und China zeigen Apple die Rücklichter, meint Sebastian Trepesch.

Zugegeben, es ist kein neuer Vorwurf, dass Apple den Anschluss an die Konkurrenz verliert. Doch aktuell ist es nicht die auf wenige Modelle konzentrierte Produktpalette, die man als Chance und Risiko zugleich begreifen kann.

Zum einen werden die großen IT-Konzerne zukünftig verstärkt an der Qualität ihrer KI gemessen. Gerade auf diesem Gebiet ist Apple aber keine Leuchte, wie Siri belegt. Und so zwiegespalten der Sprachassistent ist, so zerstritten ist die Entwicklungsabteilung – hier muss Tim Cook schnellstens aufräumen. Positive Nachrichten? Fehlanzeige.

Zum anderen hat die größte Konkurrenz ordentlich einen Zahn zugelegt. Bei KI, aber nicht nur dort. Google hat auf seiner I/O, quasi der WWDC-Keynote für das Android-Lager, ein paar beeindruckende Überraschungen aus dem Hut gezaubert. Neben der neuen KI-Websuche präsentierte das Unternehmen ein erstes Klapp-Smartphone und steigt zudem mit einem neuen Modell wieder in den Tablet-Markt ein. Mit der angekündigten "Wo ist?"-Alternative wird Google im Sommer Apple wohl aus dem Stand überholen, da es nun mal viel mehr Android-Smartphones als iPhones gibt, die für die Qualität des Suchnetzes sorgen.

Eine weitere Gefahr droht noch aus anderer Richtung: China. Während der Städtename Shenzhen für uns immer noch nach US-gesteuerter iPhone-Fabrik klingt, hat sich die Metropole mit wirtschaftlichem Sonderstatus längst selbstständig gemacht. Technikentwicklungen werden in Chinas Greater Bay Area in einem Tempo vorangetrieben, das nicht nur Europa, sondern auch dem Silicon Valley nur noch die Rücklichter zeigt. Dagegen klangen die Apple-Neuerungen der letzten Jahre müde und träge. Verliert der iPhone-Hersteller den Anschluss? Ich hoffe nicht (und hoffe auf die WWDC 2023), es sieht aber danach aus. (tre)

Von Anschluss verlieren kann bei Apple derzeit nicht die Rede sein, findet Leo Becker.

AI, AI, AI, AI: Google ließ auf der Entwicklerkonferenz I/O keinen Zweifel aufkommen, dass der Fokus auf künstlicher Intelligenz liegt. Kein Wunder, denn Sprachmodelle wie ChatGPT ziehen Suchmaschinen – und damit Googles Kerngeschäft – den Boden unter den Füßen weg. Auch Microsoft integriert KI umfassend in sein Betriebssystem.

In Hinblick auf die Siri-Pendants "Assistant" und "Cortana" herrschte zugleich Schweigen. Auch Google und Microsoft scheint klar, dass Sprachassistenten keinen groben Unsinn vortragen sollten, wie es ChatGPT & Co bislang noch allzu gerne tun. Hier sehe ich Apple mit seinem zögerlichen Vorgehen gar nicht im Hintertreffen, sondern gut beraten. Und bei Siri gibt es ganz andere Baustellen wie Fehler bei der Ausführung simpler Befehle.

Artikel aus Mac & i 3/2023

Zugleich ist Apple für KI bestens aufgestellt und nutzt maschinelles Lernen immer stärker in den Betriebssystemen, mit iOS 17 wird sich etwa ein persönliches Stimmmodell direkt auf dem iPhone trainieren lassen. Die wichtige Basis legt die in jeden neueren A- und M-Chip integrierte "Neural Engine", die für genau solche Aufgaben optimiert ist. Und KI bedroht das Kerngeschäft von Apple derzeit nicht, sondern befeuert es sogar: Viele der spannenden, neuen KI-Tools wollen auf leistungsfähiger Hardware laufen, wie sie nun mal auch Apple baut. Den Anschluss verlieren sieht für mich ganz anders aus.

Keine Frage, das Pixel Fold ist attraktiv und scheint eine ideale Form für ein faltbares Smartphone gefunden zu haben – außen kompakt, aufgeklappt dann praktisch ein iPad mini. Doch selbst bei der Präsentation konnte Google nicht verbergen, dass die Technik immer noch in den Kinderschuhen steckt, das Klapp-Display wirkt wie von einer billigen Plastikfolie überzogen und muss sich im Dauereinsatz erst beweisen. Software-seitig sieht es zudem mau aus, schließlich gibt es kaum interessante Tablet-Apps für Android. Auch hier hat Apple viel bessere Karten, ein "iPhone Fold" würde ich jedenfalls sofort bestellen. (lbe)

Wer hat Recht? Diskutieren Sie mit!

Zuletzt bei Pro & Contra: Zweite Chance für Apple-Aussortiertes.

(lbe)