Volkswagen griff mit dem VR6 von 1991 eine Idee von Lancia wieder auf

20 Jahre VR6: Wie VW den Sechszylinder schrumpfte

Ein Sechszylinder für den Quereinbau in einem Kompaktmodell: 1991 erschien das vielen wie die Quadratur des Kreises. Aber es gelang. Dabei griff VW ein uraltes Konzept von Lancia auf

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Wolfsburg, 29. August 2011 – Ein Sechszylindermotor im Golf: schöne Idee, doch die zwei Zylinder mehr sorgen für deutlich mehr Platzbedarf unter den Motorhaube – und das bei einem modernen Fronttriebler, bei dem es ohnehin schon eng im Motorraum zugeht. Um den Kunden trotzdem einen komfortabel und charaktervoll laufenden Sechszylinder anbieten zu können, ersann VW die VR-Bauweise. Der kompakte Motor sollte in den Modellen Golf, Vento, Corrado, Passat und T4 eingesetzt werden, vor 25 Jahren war es erstmals so weit.

VR-Konzept von Lancia

Ein Reihenmotor wäre für den Quereinbau zu lang gewesen, ein V-Motor mit 60 oder 90 Grad Zylinderwinkel zu breit. So wählte man als eine Art Mittelweg den VR-Motor. Diese Motorart mit kleinem Zylinderwinkel, bei der der erste Buchstabe für die V-Bauform, das R für die Reihenbauform steht, wurde von Lancia im Jahr 1915 entwickelt. Nach dem ersten Einsatz in V12-Flugzeugmotoren folgten im Jahr 1918 ein V8 mit 45 Grad Zylinderwinkel und ein V12 mit 30 Grad – beide für den Einsatz im Auto. Zu den ersten Serienfahrzeugen mit VR-Motoren gehörte der Lancia Lambda aus dem Jahr 1922, dessen Vierzylinder 13 bis 14 Grad Zylinderwinkel aufwies.

Debüt im Golf III

VW griff das alte Konzept nun bei seinem Sechszylinder wieder auf. Man ordnete die Zylinderbänke mit jeweils drei Töpfen in einem Winkel von 15 Grad zueinander an. So konnte man die Zylinder im Motorblock enger als in einem Reihenmotor anordnen, ohne in der Breite zu ausladend zu werden. 1991 wurde der VR6-Motor präsentiert – unter anderem im Golf III, der nun ebenfalls 20-jähriges Jubiläum hat. Technisch kontinuierlich bis hin zur Vierventil-Version weiter entwickelt, lebte die VR-Bauform unter der verkürzten Bezeichnung V6 und in verkürzter Bauweise auch als V5 in den nachfolgenden Passat- und Golf-Generationen weiter. Seine finale Ausbaustufe erlebte der VR6 im Passat R36, bei dem aus mittlerweile 3,6 Liter Hubraum beachtliche 300 PS generiert wurden.