IP-Standard könnte Bordnetz unkomplizierter und leistungsfähiger machen

BMW erforscht Bordnetz mit Internet-Protokoll

BMW erforscht das Internet-Protokoll (IP) für ein vereinheitlichtes Bordnetz. Die Sprache des Internet könnte die Elektronik des Fahrzeugs unkomplizierter machen und eine einheitliche Schnittstelle zur Unterhaltungselektronik schaffen

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  • ggo
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München, 27. November 2007 – Bussysteme verbinden heute eine erstaunlich hohe Anzahl von Steuergeräten im Automobil. Deutlich über 50 Steuergeräte findet man in gut ausgestatteten Neufahrzeugen, erst recht in der Oberklasse. Diese kleinen Computer steuern Motor- und Antriebsfunktionen, Assistenz- und Fahrwerkregelsysteme oder so scheinbar triviale Funktionen wie den Fensterheber oder das Infotainment-System.

Dass es heute so viele Steuergeräte im Auto gibt, ist unmittelbare Folge des gestiegenen Funktionsumfangs, erhöhter Sicherheitsbedürfnisse, aber auch der heutigen Emissionsanforderungen an ein Fahrzeug – hier müssen immer mehr Sensoren immer mehr und genauere Messwerte herbeischaffen, damit die Regelelektronik den Motor im Bereich seines besten Wirkungsgrades halten kann. Leider bleibt das nicht ohne Folgen: Auch für Laien ist klar, dass immer mehr Elektrik und Elektronik aus Sensoren und Stellgliedern (Aktoren), die mit untereinander vernetzten Steuergeräten verbunden werden müssen, einen gehörigen Verkabelungsaufwand und hohe Komplexität erzeugen.

Sicherheit braucht Echtzeit
Ein Multimedia-System stellt an Steuergeräte und seine Verbindungen völlig andere Anforderungen als zum Beispiel das elektronische Stabilisierungsprogramm ESP, das auf eine zeitrichtige Steuerung angewiesen ist. Oder um es anders auszudrücken: Multimediafunktionen brauchen eine schnelle Datenübertragung, eine Echtzeitverarbeitung ist aber nicht unbedingt notwendig – wenn das Navi eine Zehntelsekunde später Anweisungen erteilt, merkt der Fahrer das in der Regel nicht mal. Und selbst wenn das Radio mal einen Aussetzer hat, ist das zwar lästig, aber nicht unfallträchtig. Ein Fahrwerkregelsystem wie ESP dagegen könnte schlicht nicht richtig funktionieren, wenn Steuerbefehle nicht schnell und vor allem im genau richtigen Moment erteilt würden.

Immer mehr Bussysteme im Automobil
Im Laufe der Jahre haben sich verschiedene Bussysteme im Auto etabliert, die unterschiedliche Qualitäten haben: Der „Klassiker“ ist der CAN-Bus, der zum Beispiel zur Kopplung von Steuergeräten, Sensoren und Aktoren zur Steuerung von Motor und Getriebe eingesetzt wird. Der optische MOST-Bus mit Übertragungsraten bis 20 MBit/s ist vor allem für Infotainment-Komponenten zuständig, während der LIN-Bus weniger wichtige Komponenten wie Fensterheber oder die elektrische Sitzverstellung bedient.