BMWs TT-Sieger

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Überschattet wurden die Siegesfeiern von Karl Harris‘ tödlichem Sturz im Superstock-Rennen. Harris war ein erfahrener Road Racer und zweimaliger britischer Supersport-Meister. Die Ursache seines Unfalls ist ungeklärt. Die Nachricht über seinen Tod sickerte erst während der Siegerehrung langsam durch das Fahrerlager, wo er viele Freunde fürs Leben hatte. Wir wünschen seinen Freunden und Angehörigen die Kraft, diesen Verlust gemeinsam zu überstehen.

[Update 16:00h:] Michael Dunlop hat soeben den Dreier komplett gemacht und die Senior TT ebenfalls gewonnen. Wie beim Superstock produzierte er mit dem Hinterreifen seiner Hawk Racing BMW S 1000 RR eine Wolke von Gummirauch im Winner's Enclosure, in der er zusammen mit Conor Cummins (Zweiter) und Guy Martin (Dritter) feiert. Dunlop hat damit den elften TT-Sieg in der Tasche. Sein Bruder William Dunlop stürzte, ist aber bei Bewusstsein und in einem stabilen Zustand mit wahrscheinlich einem gebrochenen Bein. Michael ist erleichtert: "Er bedeutet mir mehr als dieses Rennen."

Damals

Vor 75 Jahren gewann das letzte Mal ein BMW-Superbike auf der TT, Georg (Schorsch) Meier auf seiner BMW RS 500 (Typ 255). Aus 492 ccm Hubraum entwickelte der Boxermotor dank eines Kompressors 60 PS bei 7000 U/min. Der Motor war aufwendig konstruiert, um trotz dieser Drehzahlen standfest zu bleiben: Königswellen trieben zwei obenliegende Nockenwellen pro Zylinderkopf an. Die Maschine wog nur 138 kg und konnte 220 km/h Spitze fahren, wenn sich der Fahrer klein genug machte.

Schon damals forderten die krassen Bedingungen auf der Isle of Man ihre Opfer: Schorschs Teamkollege, der Österreicher Karl Gall, stürzte im Training am 2. Juni 1939 beim Sprung über die Ballaugh Bridge. Dabei verletzte er sich so schwer, dass er elf Tage später starb. Abblasen wollte das BMW-Team den Einsatz jedoch nicht: „Mit großer psychischer Belastung ging ich am Renntage an den Start“, erinnerte sich Schorsch Meier später an den Rennbeginn am 16. Juni.

Nach seiner Siegerrunde (143,7 km/h im Schnitt) riss ihn dennoch die Freude mit: „Ich hätte meine treue Maschine mit den weißblauen Farben am Tank, die abgesehen von den vielen, vielen Fliegen am Windschutz, ohne Ölspuren oder irgendein Zeichen des überstandenen schweren Rennens wie neu aus dem Laden blinkte, am liebsten streicheln mögen.“ Schorsch Meier versteckte diese seine geliebte Rennmaschine irgendwann in einem Heustadel, um sie in die Nachkriegszeit zu retten.

Meier war gelernter Polizist und arbeitete nach einem Sturz in Schweden über die Kriegszeit als Fahrlehrer für die Militärpolizei, denn seine Wirbelsäulenverletzung war so schwer, dass er ausgemustert wurde. Sein Name wird heute noch auf der Isle of Man als TT-Sieger geehrt, seine Person als Rennfahrer erinnert. „Mein Vater Allan kannte ihn“, sagte zum Beispiel der alte TT-Haudegen Nick Jefferies, „Sie waren Freunde.“ Don‘t mention the war. (cgl)