Hochrechnung

Fahrbericht: Audi A1 Sportback 30 TFSI

Der zweite Audi A1 soll deutlich erfolgreicher werden als sein Vorgänger. Das Rezept ist das alte: Der neue soll wieder hochwertiger wirken als die meisten Konkurrenten. Das ist gelungen, wie ein erster Fahrbericht zeigt. Doch die Preisgestaltung könnte den Absatzzielen im Wege stehen

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Audi A1 14 Bilder

(Bild: Audi)

Lesezeit: 6 Min.
Von
  • Jürgen Wolff
Inhaltsverzeichnis

Audi sitzt in der Klemme und ist ausnahmsweise tatsächlich wirklich unschuldig. Die Marke steckte viel Herzblut in den ersten A1. Im Ergebnis war es ein, bezogen auf seine Klasse, zwar ziemlich teures, aber eben auch hervorragend gedämmtes und gut verarbeitetes Auto. Ein feiner Kleinwagen, der jedoch stets weniger Käufer fand als der modische Retro-Kleinwagen aus dem Hause BMW. Doch was ändern? Audi wusste sich keinen anderen Rat und versuchte, den zweiten A1 noch etwas besser zu machen. Das ist, so viel vorab, durchaus gelungen. Fraglich ist nur, ob die Kunden das nun honorieren, zumal Audi eine wirklich stattliche Hürde legt.

"Anleihen dynamischer Flügelformen"

Der A1 ist um 56 mm und damit über die Vier-Meter-Marke gewachsen, ganz so wie der VW Polo und der Seat Ibiza (Test) , mit denen er sich die technische Basis teilt. Helfen soll dem Audi eine etwas flottere Optik – entscheiden Sie, ob dies gelungen ist. Ich finde, er sieht weniger pummelig als sein Vorgänger aus, das ist doch schon mal was. Die LED-Scheinwerfer, so schwärmen Audis Marketing-Poeten, „zeigen Anleihen dynamischer Flügelformen aus dem Segelsport, sogenannte Hydrofoils“. Da hat jemand eine stark ausgeprägte assoziative Fantasie gehabt: Hydrofoils sorgen im Segelsport dafür, dass sich der Bootsrumpf bei entsprechendem Tempo ganz aus dem Wasser hebt und es aussieht, als rase er auf dünnen Stelzen über das Wasser. Was das nun mit den A1-Scheinwerfern zu tun hat … fragen wir uns auch. Zum Thema Licht sei erwähnt, dass es für reichlich Geld LED-Scheinwerfer und animierte Blinker gibt.

Innen haben die Ingolstädter den A1 komplett überarbeitet und auf die Höhe der Zeit gebracht. Schon in der Basisversion bringt er ein 10,25-Zoll-Display als Kombiinstrument mit. Ebenfalls Serie ist das unten abgeflachte Multifunktionslenkrad aus Kunststoff. Wer nun nichts mehr dazu investieren mag, bekommt in der Mittelkonsole ein Fach, dessen Maße an den weitgehend verblichenen DIN-Schacht erinnern. Ein Radio ist serienmäßig, es wird über das Kombiinstrument und die Lenkradtasten bedient. Schon aus optischen Gründen wird das wohl kaum ein A1-Käufer so bestellen. Wer sparen will, wird eher nicht beim A1 landen – dazu später mehr.

Mehr Platz

Das Platzangebot ist vorne ausgezeichnet. Große Fahrer können ihren Sitz weit genug nach hinten schieben und auch das Lenkrad ist in Tiefe und Neigung weit einstellbar. Auf der Rückbank kann es dann allerdings arg eng werden, was einem Kleinwagen niemand ernstlich vorwerfen wird. Das Volumen des Laderaums ist gegenüber dem Vorgänger um 65 Liter gewachsen und liegt nun bei 335 Litern. Das ist in dieser Fahrzeugklasse sehr ordentlich. Bei Bedarf lässt sich der Laderaum auf bis zu 1090 Liter erweitern.

Zum Modellstart kommt der A1 mit drei Motoren, alles Benziner. Im 30 TFSI arbeitet ein Turbo-Dreizylinder mit 999 cm3 Hubraum. Er liefert 116 PS und 200 Nm maximales Drehmoment. Dazu kommen ein 1,5-Liter-Vierzylinder mit 150 PS im A1 35 TFSI sowie der 40 TFSI mit 200 PS. Später soll noch der A1 25 TFSI mit der 95 PS starken Basismotorisierung folgen. Denkbar wären noch jene Motoren, die auch in Polo und Ibiza eingebaut werden, darunter der 90-PS-Erdgas-Antriebsstrang und der 1,6-Liter-Diesel. Für beide gibt es aber keine zeitliche Perspektive.

Hellwach

Auf der Straße ist man mit dem Audi A1 30 TFSI bereits bestens bedient. Druck aufs Gaspedal nimmt er sofort an und spurtet munter los. Die kleine Maschine wirkt hellwach und erfüllt mit ihrem Antritt bereits gehobene Ansprüche. Audi nennt 203 km/h Höchstgeschwindigkeit und 9,4 Sekunden im Standardsprint, gut für diese Leistungsklasse. Gefallen hat uns auch die Dämmung, der kleinste Audi nervt akustisch nicht. Bei voller Beschleunigung und auch nur etwas feuchter Fahrbahn kommt der Fronttriebler allerdings an seine Grenzen, die Elektronik muss dann eingreifen. Bei den stärkeren Modellen dürfte dies noch ausgeprägter sein.

Das Fahrwerk ist entsprechend dem Charakter des Audi A1 Sportback eher straff abgestimmt. Das sorgt zwar mit für ein agiles Handling, kann auf schlechten Straßen allerdings auch mal nerven. Wer es noch ruppiger mag, der kann ein noch strafferes Sportfahrwerk ordern. Wir raten vor der Bestellung dieser Option zu einer ausgiebigen Probefahrt, denn schon mit dem Serienfahrwerk reicht der Audi mehr an die Insassen weiter, als das beispielsweise der VW Polo (Test) tut. Das kann man mögen, für den Alltag wäre es mir zu stramm.

Elektronik von den Großen

An Elektronik kann man sich in den neuen A1 Sportback so ziemlich alles bestellen, was aktuell in den Audi-Regalen liegt. Das fängt mit einer Infotainment-Ausstattung an, die aus der Oberklasse kommt: Soundanlage von Bang und Olufsen mit 560 Watt, Navigation mit Routenberechnung in der Cloud, Audi connect, Apple CarPlay und Android Auto, drahtlose Aufladung des Smartphones. Umfangreich auch das Angebot an Assistenzsystemen für den Fahrer: Spurhalteassistent, Audi pre sense front, dessen Radarsensor kritische Situationen vor dem Auto erkennt, ein ebenfalls radarbasierender Geschwindigkeitsassistent – und natürlich wahlweise mehrere Assistenten für Ein- und Ausparken.

Heftig teuer

Allerdings muss man sich die ganzen Zutaten, dessen Angebotsfülle den Audi tatsächlich aus der Masse der Kleinwagen etwas herausragen lässt, auch leisten können. Das wirklich dürftig ausgestattete Basismodell mit Radkappen, Radio ohne eigenes Display und manueller Klimaanlage kostet schon 21.150 Euro. Wer zumindest ansatzweise eine Ausstattung hinzufügt, die dem selbsternannten Nobelanspruch der Marke entspricht, hat schnell einen Listenpreis von deutlich über 25.000 Euro auf dem Zettel. Mit höheren Ansprüchen sind auch 30.000 Euro rasch überschritten.

Sicher, das sind Listenpreise, die Straßenpreise werden darunter liegen. Doch ein VW Polo, wahrlich auch kein Kandidat vom Grabbeltisch, liegt deutlich darunter und ist im Vergleich keineswegs zweite Wahl. Nur um die A1-Preise einmal grob ins Verhältnis zu setzen: Für rund 21.000 Euro findet sich in den gängigen Autobörsen auch ein neuer Seat Leon mit 150 PS (Test), LED-Scheinwerfern, Klimaautomatik und Navi. Spätestes neben diesen Angeboten wirken die Listenpreise des Audi A1 doch recht selbstbewusst kalkuliert.