Doppelkopf

Harley-Davidson: Neuer Motor "Milwaukee-Eight"

Harley-Davidson bringt eine neue Motorengeneration auf den Markt, den "Milwaukee-Eight". Der kommt mit einer - für Harley-Verhältnisse - revolutionären Technologie: Die Zylinderköpfe verfügen über vier Ventile, zwei Einspritzdüsen und zwei Zündkerzen

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  • iga
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Köln, 31. August 2016 – Es war abzusehen, und ist dennoch eine kleine Revolution. Harley-Davidson bringt in seinen 2017er Touring-Modellen eine ganz neue Motoren-Generation auf den Markt. Anders hätten die Big Twins aus den USA die Euro4-Norm auch nicht geschafft. Was sie jetzt präsentieren, ist für Harley-Davidson ein gewaltiger Technologie-Sprung: Der „Milwaukee-Eight 107“ und „Milwaukee-Eight 114“ verfügen über vier Ventile pro Zylinder. Daher auch die Bezeichnung „Eight“ als Hinweis auf die Gesamtzahl an Ventilen.

Gut, für den Rest der Motorradwelt ist Vierventil-Technik ein uralter Hut, Yamaha hat schon 1985 Motoren mit fünf Ventilen pro Zylinder gebaut, aber Harley-Davidson gab sich bekanntlich immer sehr konservativ. Es musste ein luftgekühlter 45-Grad-V2 mit zwei Ventilen pro Zylinder und möglichst viel Hubraum sein – Basta! Die V-Rod, einst von Porsche für Harley-Davidson entwickelt, bildete da zwar mit Wasserkühlung und 60-Grad-Zylinderwinkel die Ausnahme, aber sie wurde von vielen Hardcore-Fans auch nie wirklich akzeptiert.

Der „Milwaukee-Eight“ ist die neunte Motorengeneration der Big Twins, die Harley-Davidson in seiner über hundertjährigen Geschichte auf den Markt bringt. In Milwaukee platzt man fast vor stolz über die drei neuen Versionen, wie Scott Miller, Harley-Davidsons Vize-Präsident im Resort Styling and Product Development Strategy, erklärt: „Das sind die stärksten, am spontansten ansprechenden und komfortabelsten Touring-Motorräder, die Harley-Davidson je gebaut hat.“

Drei Versionen

Eine Version hat einen luft-/ölgekühlten 45-Grad-V2 mit 1745 cm3, die zweite einen – Achtung! – flüssigkeitsgekühlten Zylinderkopf mit demselben Hubraum und schließlich gibt es noch den flüssigkeitsgekühlten Top-Motor mit 1868 cm3. Sie sollen selbstverständlich alles besser können als die Vorgänger.

Der Motor erhielt ein komplett neues Gehäuse, schließlich muss er schon rein äußerlich als „Milwaukee-Eight“ zu erkennen sein. Es ist schlanker, was den Fahrer freuen wird, der die Beine nun weniger spreizen muss. Der V2 wurde in Gummielemente gehängt und bekam eine Ausgleichswelle, um Vibrationen zu reduzieren. Sicher, Vibrationen gehören zu Harley-Davidson wie der Ketchup auf den Hamburger, aber allzu heftig sollten sie im Interesse des Komforts dann doch nicht ausfallen. Dank der Vierventil-Technik soll sich der Gasdurchsatz um 50 Prozent gesteigert haben gegenüber den Zweiventilern. Außerdem sorgen nun zwei Einspritzdüsen und zwei Zündkerzen pro Zylinder für eine effizientere Befüllung und Verbrennung, was im Hinblick auf die strengen Abgasvorschriften auch notwendig war.

Eine statt zwei Nockenwellen

Bei den Nockenwellen setzt Harley-Davidson allerdings nur noch auf eine einzelne statt deren zwei wie bislang. Zum Ansteuern der Ventile reicht es allemal und spart auch noch Platz, denn die neuen Zylinderköpfe sind kompakter als die der vorherigen Twin-Cam-Generation. Ein Klopfsensor wacht nun über die Verbrennung. Er soll für ein präziseres Timing sorgen und dank ihm konnte die Leerlaufdrehzahl von 1000 auf 850 U/min gesenkt werden. Selbst das spart Sprit. Zusammen mit den neuen Auspuffanlagen will Harley-Davidson auch die Temperaturen des Motors niedriger halten. Bei der Gestaltung des Luftfiltereinlasses ließen sich die Entwickler vom Drag Racing inspirieren, was wohl bedeuten soll, dass er jetzt mehr Luft ansaugen kann.