Hondas Motorrad-Klassiker der 1970er und 80er

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Wer in den 1960ern geboren wurde, konnte eine der großen Motorradrevolutionen selber miterleben. Zu einer Zeit, als BMW-Boxer mit 40 PS als schwere Maschinen galten, war die Honda CB 750 mit ihrem Vierzylinder-Reihenmotor und 67 PS eine Unverschämtheit. In ihrem Sog kam zum Beispiel auch Kawasaki mit der Z1 zu großen Erfolgen, der deutsche Motorradmarkt war innerhalb weniger Jahre völlig umgekrempelt, kleinere Marken verschwanden und die Japaner – allen voran Honda – dominierten den Markt. Für jüngere Semester ist es wahrscheinlich schwer nachzuvollziehen, doch die CB 750 Four ist eine der wenigen Legenden in der Fahrzeugtechnik, die diese Bezeichnung wirklich verdient hat – nicht weil die die Welt verbessert hätte, aber weil ohne sie wahrscheinlich Motorräder anders aussehen würden.

Goldene 70er

Es folgte eine goldene Zeit für Honda, trotz einiger Rückschläge, zu denen man eigentlich auch die GL 1000 Goldwing zählen müsste. Einerseits war sie mit ihrem Vierzylinder-Boxermotor mit 82 PS, dem Kardanantrieb und einer fürstlichen Sitzposition ein herrliches Reisemotorrad, andererseits hatte sie mit bedenklichen Fahrwerksproblemen zu kämpfen. Sich aufschaukelnde und verwindende Motorräder konnte man zu dieser Zeit auf der Autobahn zwar häufiger beobachten, die Goldwing freilich machte damit Schlagzeilen – weil es infolgedessen auch Unfälle gab. Obwohl bereits 1974 vorgestellt, war sie wohl das erste Motorrad, bei dem erstmals Zweifel an der Gigantomanie im Motorradbau aufkamen. Die Fahrwerksprobleme wurden überwunden und die GL ist heute mit einem Sechszylinder-Boxer mit 1800 Kubikzentimeter ein noch größeres Schiff als damals schon.

Die Güllepumpe

Der heimliche Held vieler Motorradfahrer der 1980er war die Honda CX 500. Ihr quer eingebauter V2-Motor mit dem eigenwilligen 80-Grad-Zylinderwinkel, die neumodischen ComStar-Räder, das merkwürdig pummelige Design und der hohe Komfort ergaben eine komische Mélange, die später irgendjemand zu dem noch komischeren Spitznamen "Güllepumpe" inspirierte. Die CX 500 war mit 50 oder 27 PS, Kardanantrieb, Wasserkühlung und hoher Zuverlässigkeit eigentlich ein Vernunft-Motorrad, doch ihr schrulliges Auftreten führte dazu, dass viele dennoch ein inniges Verhältnis zu ihr aufbauten. Dem "Original" folgten Modelle wie der Softchopper CX 500 C, die im 80-Jahre-Stil gestaltete CX 500 Euro, später eine Variante mit 650 Kubikzentimeter, die es sogar in einer ziemlich überkandidelten Turboversion gab. 1983 stieg Honda auf längs eingebaute V-Motoren um, das quereingebaute V ist heute ein Alleinstellungsmerkmal von Moto Guzzi, wo man allerdings "echte" V-Motoren mit 90-Grad-Zylinderwinkel baut und sich technisch höchst traditionsnah weiterentwickelt hat. Die CX dagegen war ein kurzes Vergnügen – eine neuerliche Kleinauflage würde man den Händlern heute wohl aus den Händen reißen.