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Im Test: Skoda Octavia RS

Ausgerechnet im pragmatischen Skoda Octavia Combi ist die kräftige RS-Ausstattung geradezu erstaunlich beliebt. Warum ist das eigentlich so? 14 Tage mit dem 230-PS-Benziner sollten das klären

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Skoda Octavia RS 29 Bilder
Lesezeit: 10 Min.
Von
  • Martin Franz
Inhaltsverzeichnis

Wer sich mit den modischen Hochsitzen nicht anfreunden mag, aber Platz braucht und keine Unsummen für einen Neuwagen anlegen will, findet bei den Kombis der Kompaktklasse geradezu ideale Mitspieler. Schon mit Motoren rund um 120 PS gibt es kaum eine automobile Pflicht, für die sie nicht die pragmatische Lösung wären. Der Skoda Octavia zieht aus seinem nüchternen Pragmatismus einen erheblichen Teil seiner Anziehungskraft. Umso erstaunlicher sind die Zulassungszahlen des Octavia RS, den es wahlweise mit einem Diesel (184 PS) und zwei Benzinern gibt, die zwischen 230 und 245 PS leisten. Immerhin rund ein Viertel aller Octavia wird hierzulande als RS verkauft. Wir waren mit dem 230-PS-Kombi 14 Tage unterwegs.

Rot

Unser Testwagen war in Feuerwehr-Rot lackiert, was zum Octavia nach der nicht maßgeblichen, aber immerhin einheitlichen Meinung aller in der Redaktion ganz ausgezeichnet passt. Schade eigentlich, dass man den Octavia so selten in diesem Farbton sieht. Der RS hat sich eine kräftige Farbe verdient, denn Skoda versucht ansonsten doch nur zaghaft, die Nähe zu den schwächeren Modellen abzustreifen. An einigen Stellen durchaus mit Erfolg: Die im RS serienmäßigen Sportsitze bieten viel mehr Seitenhalt als die Seriensessel, kosten allerdings für die Style-Ausstattung auch kein Königreich als Aufpreis. Das Lenkrad ist unten abgeflacht, was einst als Einstiegshilfe in engen Rennkisten hilfreich war. In den Octavia kommt man allerdings auch mit rundem Lenkrad sehr bequem. In einem Punkt überzeugt der RS wie die schwächeren Modelle nach wie vor: Auf seinen 4,66 Metern Länge bringt er ein Platzangebot unter, was eklatant größer ist als beispielsweise im etwas längeren Audi A4 Avant. Auch ein Ford Focus Turnier ist spürbar enger.

Laut

Etwas zu gut hat es Skoda mit der Fahrprofilauswahl gemeint, zu der auch ein Soundgenerator gehört. Wird das Profil Sport gewählt, dröhnt der Motor durch die künstlich hochgehaltene Drehzahl mit dem Soundgenerator derart um die Wette, dass man schon nach ein paar Kilometern nicht mehr so recht weiß, wer von beiden mehr nervt. Der Vierzylinder hat nun mal keine Stimme, der man über längere Zeit gern lauschen würde. Und der Soundgenerator kann diese auch nicht herbeizaubern. Was bleibt ist der Wechsel in ein anderes Programm, von denen sich eines nach eigenem Gusto zusammenstellen lässt.

Hart

Was mit dem dicken RS-Sportanstrich dem Octavia etwas verloren geht, ist die Ausgewogenheit der schwächeren Modelle. Sie nehmen sich bei geruhsamer Fahrt zurück und bleiben in jeder Hinsicht im Hintergrund. Als RS ist der Octavia lauter und härter, ohne deshalb zum Sportsmann zu werden. Kollege Christian Lorenz schrieb ihm ins Fahrtenbuch: "Die ganze RS-Sauce macht ihn in meinen Augen auch nicht wirklich sportlich, nur ungehobelter." Die Federung des optionalen DCC-Fahrwerks bleibt stets auf der straffen Seite, was bleibt, ist die Wahl zwischen straff und straffer. Ein Auto, welches sich mit Wonne in Kurven wirft, wird so aus dem Octavia allerdings nicht. Er bleibt ein braver Untersteuerer, der seinen Grenzbereich früh ankündigt. Das ist nicht immer freudvoll, aber sicher. Um Missverständnissen vorzubeugen: Der RS ist keine Spaßbremse, was auch an der guten Traktion liegt. Angesichts der Leistung, mit der die Vorderräder fertig werden müssen, ist die geradezu erstaunlich gut. Mit etwas Gefühl bringt man auch aus dem Stand viel Leistung auf die Straße – zumindest, so lange diese trocken ist.