„Intelligent electrification“

Nachrüst-Hybrid Ricardo ADEPT

Der britische Ingenieursdienstleister Ricardo stellt eine kostengünstige Mild-Hybridisierung für ein kompaktes Diesel-Fahrzeug vor. Die preisgünstige Nachrüstlösung richtet sich an die OEMs und soll den Wagen um bis zu 12 Prozent sparsamer werden lassen

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Hybridantrieb, alternative Antriebe 4 Bilder

Ricardo stellt eine kostengünstige Mild-Hybridisierung für ein kompaktes Diesel-Fahrzeug vor. Die preisgünstige Nachrüstlösung richtet sich an die OEMs und soll den Wagen um bis zu 12 Prozent sparsamer werden lassen

(Bild: Ricardo)

Lesezeit: 5 Min.
Von
  • Florian Pillau
Inhaltsverzeichnis

Shoreham (GB), 13. September 2016 – Der ebenso rührige wie prominente Ingenieursdienstleister Ricardo (Erfinder des Wirbelkammer-Diesels 1931) stellt eine kostengünstige Mild-Hybridisierung für ein kompaktes Diesel-Fahrzeug vor. Sein Versuchsfahrzeug basiert auf einem Ford Focus ECOnetic 1.5 TDCi, homologiert mit einer Emission von 88 g/km CO2. Das Projekt mit dem Namen „Advanced Diesel Electric PowerTrain (ADEPT)“ bringt preisgünstige elektrische Komponenten mit einem handelsüblichen 1,5-Liter Dieselmotor zusammen, um im Verbrauch unter 80 g/km CO2 zu zielen. Man verspricht sich also eine Ersparnis um zehn bis 12 Prozent bei Euro 6b-Kompatibilität. Zielgruppe der Entwicklung sind die OEMs. Der Öffentlichkeit vorgestellt wird der seit drei Jahren fahrende Versuchsträger morgen auf dem Low Carbon Vehicle event (LCV2016) im britischen Millbrook.

Artenvielfalt und Exotik

Mit neuen Verbrauchsvorschriften entstand ein Dschungel teilweise konkurrierender Konzepte zur Effizienzsteigerung. Allein auf dem Gebiet der Hybriden Antriebe sind Artenvielfalt und Exotik geradezu explodiert. Die Kombinationsmöglichkeiten aller neu entwickelten Aggregate dürften bereits heute gegen Unendlich gehen. Sie werden vor allem genutzt, um maßgeschneiderte Lösungen für bestimmte Einsatzzwecke oder Kundengruppen zu generieren. Dass das überhaupt in diesem Umfang möglich ist, verdanken wir übrigens elektronischen Steuerungen, die erst seit kurzer Zeit intelligent genug für die Verwaltung der dabei entstehenden, enorm vielfältigen Freiheitsgrade sind.

Viele Lösungen werden aussterben, weil zu teuer, zu aufwendig oder schlecht für die Gesamthaltungskosten in Kundenhand. So dürfte etwa der Hybrid Synergy Drive (HSD) von Toyota einen handfesten, prinzipiellen Vorteil gegenüber einem Hybridantrieb von Volkswagen haben, weil letzterer teurere Motorentechnik und obendrauf auch noch ein komplettes Doppelkupplungsgetriebe enthält. Damit dürfte Volkswagen zumindest auf Dauer seiner Marge, eventuell sogar der Kundenzufriedenheit schaden.

Weil man demzufolge den Herstellern höhere Gewinnspannen und konkurrenzfähige Preise teuer verkaufen kann, forscht Ricardo daran, wie weit man bei der Effizienzverbesserung eines Serienautos (in diesem Fall eines Ford Focus ECOnetic 1.5 TDCi, der mit 88 g/km homologiert ist) mit geringstmöglichem Aufwand kurz- bis mittelfristig kommen kann. Für die „intelligent electrification“ in ADEPT schätzt Ricardo die zusätzlichen Produktionskosten auf 60 Euro pro eingespartem Gramm CO2, was in der Branche als gut gilt: Die OEMs sind bereit, auch mal bis zu 90 Euro dafür auszugeben.