Selbstfahrer

Die nächste Welle der Ankündigungen zu autonom fahrenden KFZ rollt. Daimler stellte auf der CES seinen F 015 vor, Google plant einen pre-Alpha-Test mit 150 seiner Knutschkabinchen. Doch was ist mit menschlichen Selbstfahrern?

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Von
  • Clemens Gleich
Inhaltsverzeichnis

Daimler hat den ersten Prototyp ihrer geplanten zukünftigen selbstfahrenden Lounges auf der CES vorgestellt, den Mercedes F 015 (ohne 8). Google hat verlauten lassen, dass sie 150 ihrer kleinen, selbst fahrenden Kabinen in einem entlichen pre-Alpha-Test durch Kalifornien fahren lassen, um in etwa fünf Jahren ein marktreifes Produkt anbieten zu können. Die Entwicklung solcher Roboterautos tut also das, was eine Entwicklung oft tut, wenn sie Schwung aufbaut: Sie springt völlig unvorhersehbar in der Entwicklung. 2015 sind die Hoverboards also noch sehr teuer und die Autos fliegen nicht, aber immerhin sollen sie bald allein fahren. Das stimmt die traditionell konservativen Motorradfahrer bedenklich. Dabei ist das doch das Beste, was ihnen passieren kann.

Zu den traditionell konservativen Motorradfahrern können wir gleich auch die meistens ebenso konservativen Sportwagenfahrer zählen, denn ihre emotionalen Treiber sind vergleichbar: Nicht mehr selber fahren ist der Untergang der Fahrkultur. Wenn die Technik mehr macht, darf der Mensch weniger machen. Die Wartung kann nicht mehr vom mystischen, vielgerühmten und virtuell vielbeschäftigten kasachischen Hufschmied geleistet werden. Und so weiter. Stimmt ja alles, wenngleich man jeden Punkt genausogut positiv sehen kann.

Vom Pferd zum Porsche

Mir fehlt die Erkenntnis des Pferdearguments. Als Automobile das Pferd als Antrieb ablösten, wurde es zunehmend frei dafür, ein Hobby zu sein. Für das Pferd und die Hobbyisten wurde damit alles besser, denn die Tiere werden heute im Schnitt viel besser behandelt. Zum Spaß fahren ist ebenfalls ein Hobby, Unterhaltung. Wenn es nur darum ginge, irgendwo hinzukommen, könnte man auch einen alten Peugeot fahren. Dass es stattdessen ein alter Porsche sein musste, zeigt: Die Unterhaltung durch den Weg hat unabhängig des Ziels ihren eigenen Wert.

Wer derart wach den geschlängelten Umweg wählt, trifft beständig mit einiger Differenzgeschwindigkeit eben jene Peugeots voller Menschen, die eigentlich lieber längst angekommen wären. Entsprechend fahren sie: abgelenkt, lustlos, ohne Grund zu langsam (Deutschlands viel zu selten geahndete Ordnungswidrigkeit). Vor allem fahren sie unvorhersehbar. Wer aus schwer nachvollziehbaren Gründen die alte Bergrennstrecke am Krähberg nicht auf Bestzeit fährt, sondern mit einem Peugeot, ist für einen Überholer nicht mehr berechenbar.