Wozu die Wiederverwendung von Bewegungsenergie noch gut sein könnte

Luft aus Strom macht Dampf

„Die Effizienz eines Vollhybrids zu Kosten, die geschätzt unter denen für eine Diesel­motori­sierung liegen“. Ein Experi­ment zeigt das Potenzial eines elektrischen Turbo­laders als Bestand­teil der Hybridi­sierung beim Downsizing

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Von
  • Florian Pillau
Inhaltsverzeichnis

München, 6. September 2012 – „Die Effizienz eines Vollhybrids zu Kosten, die geschätzt unter denen für eine Dieselmotorisierung liegen“. Das vorläufige Ergebnis eines Experiments im Rahmen des Hyboost-Forschungsprogramms unter der Leitung des Technologiedienstleisters Ricardo in Zusammenarbeit mit Ford, Controlled Power Technologies, Valeo und anderen Unternehmen lässt aufhorchen. Ganz lebensnah, an einem umgebauten Ford Focus, wird das Potenzial eines elektrisch angetriebenen Turboladers als Bestandteil der Hybridisierung eines Downsizing-Konzepts gezeigt.

Schlüsselthema Effizienz

Die Steigerung der Antriebseffizienz ist ein Schlüsselthema der Auto-Entwickler geworden. Denn außer den rapide und dauerhaft steigenden Kraftstoffpreisen gelten bereits heute Flottenverbrauchswerte durch die freiwillige Selbstbeschränkung der Autohersteller. In Europa gilt ab 2018 zudem ein gesetzlicher CO2-Flottendurchschnittswert von unterhalb 130 g/km, der weiter verschärft wird. Zurzeit konkurrieren zwei völlig unterschiedliche Konzepte um die Krone der Spartechnologien: Der turboaufgeladene Dieselmotor gilt als Maß der Dinge unter „reinen“ Verbrennungsmotoren, der Vollhybrid ist Stand der Technik bei alternativen Antriebskonzepten. Beide haben spezifische Vorteile, die vor allem von ihrem Einsatz abhängen: Der Diesel ist ein Langstreckensparkünstler, der Hybrid nur überlegen im Stadtverkehr. Der Preis allerdings ist in beiden Fällen hoch – auch im übertragenen Sinn. Vollhybrid-Effizienz unterhalb der Kosten für einen Diesel zu erreichen ist also ein ehrgeiziges und lohnendes Ziel.

Aufwendige Spartechnik

Hybridfahrzeuge sind wegen ihrer zusätzlichen E-Maschinen und Traktionsbatterien schwer und teuer. Die Akkulebensdauer ist noch nicht völlig geklärt und der Einsatz rarer Materialien für die elektrischen Komponenten bedenklich. Die Kosten für Kupfer, Lithium, Leistungshalbleiter, Edelmetalle, seltene Erden für die Dauermagnete und nicht zuletzt für Entsorgung oder Wiederaufbereitung steigen tendenziell. Der in der Effizienz noch konkurrenzfähige Dieselmotor ist bereits heute in der Produktion deutlich teurer als ein Ottomotor – und das ebenfalls mit steigender Tendenz. Wegen der ab 2014 und 2017 weiter verschärften Grenzwerte für Partikel und Stickoxide wird bald noch viel mehr Aufwand getrieben werden müssen. Mit zunehmender Leistung und weiteren Abgasauflagen steigt zudem die Belastung von Injektoren, Hochdruckpumpe, Lader und Motor – ihre Lebensdauer sinkt.