Ohne Pass über den Pass: Mit dem Subaru Outback über grüne Grenzen, Folge eins

Förster ohne Grenzen

An der kroatischen Grenze, abends um sechs. Pass vergessen. Wegen EU und so. Er liegt in einer 720 Kilometer entfernten Schublade. Selbstverständlich probiere ich es mit dem Führerschein. Doch leider haben die Kontrolleure offenbar nicht genügend amerikanische Filme gesehen ...

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Von
  • Clemens Gleich
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Stuttgart, 9. September 2015 – An der kroatischen Grenze, abends um sechs. Pass vergessen. Wegen EU und so. Einen Personalausweis besitze ich schon gar nicht mehr. Der Reisepass liegt in einer 720 Kilometer entfernten Schublade. Selbstverständlich probiere ich es mit dem Führerschein. Manchmal, wenn die Kontrolleure genügend amerikanische Filme gesehen haben, funktioniert das. Natürlich funktioniert es heute nicht. Die zwei kroatischen Kontrolleure legen eine Gleichgültigkeit an den Tag, die Kroatiens gleichzeitig liebens- wie hassenswerteste Eigenart ausmacht.

Da ist nichts zu verhandeln, nichts mit "an mein Herz, EU-Bruder!". Ich soll umdrehen, während er meinen Führerschein als Umkehrpfand behält. Kurz überlege ich, ob ich den Lappen nicht einfach verloren und Gas geben soll, aber der zweite Grenzer liest diese Absicht und stellt sich dem Subaru in den Weg. So wichtig ist die Grenzüberquerung dann doch nicht, obwohl ihm selbst eine Überfahrt wahrscheinlich bemerkenswert egal wäre. Nur meine Einreise, die ist nicht egal.

Doch wenn der Kroate sich stur stellt: Ein Bayer kann das auch. Ich fahre jedenfalls nicht 720 Kilometer und drehe dann um, nur weil so ein Balkanfranzose nicht genügend US-Filme angeguckt hat. Ich werde mir einen anderen Grenzübergang suchen. Ich fand dabei etwas Wunderbares: das mir bisher fehlende Stück der Seele des Subaru Outback. Letztendlich war der vergessene Pass das Beste, was mir passieren konnte.

Vergessene Pässe

Sicherlich wird es noch weitere große Grenzübergänge zwischen Slowenien und Kroatien geben, doch sicherlich auch dort mit Grenzern, die zu wenig amerikanische Filme gucken. Jede Grenze besteht jedoch zwischen den großen Grenzposten aus einer unendlichen Menge kleiner Übertrittspunkte, und in einer unendlichen Menge, von denen nur an einer endlichen Menge Punkte dein Pass ein Problem ist, existiert rein mathematisch immer eine sichere Chance.

Also los: Der Outback zieht diese buckelig asphaltierten Straßen nach oben durch wie die vielen vorher, mit dem Charme einer Baumaschine. Ich liebe Baumaschinen. Sie kennen keinen Bullshit. Es gibt keine riesigen Käufermassen für sie, was die Hersteller vom Zwang befreit, es den Massen recht zu machen. Stattdessen macht es Subaru einer Minderheit so recht, wie es in der Masse unmöglich wäre. Der Outback war schon immer das beste Auto für eine Försterfamilie, doch weil die Tugenden Verlässlichkeit und Vielkönnerei auch für andere Familien ohne den Wunsch nach einem Auto als Egowerbefläche interessant sind, dürfte der Förster eher das Ideal sein als die Mitte der nach Profession aufgemalten Käuferzahl-Glockenkurve.